Jump to content

Der Vehlefanzer Krieg

From Wikisource
Der Vehlefanzer Krieg.
Author: Hermann Musehold
Dialect: Märksch
Text type: Leed
Comment:

from: Havelländischer Kreiskalender, rutgeven dör Walther Specht, Verlag Babenzien, Radnau, Siet 83-85

1929 Radnau

:

Seggt Lüde, hemm ji denn all ‘hürt,
wat in den Krämer is passeert,
ick wer’t vertellen, doch stürt mi nich,
bäten wunnerlich is de Jeschicht‘.

Nå’n Krämer jing ut Vehlefanz
der Chrischån Bolt sacht‘ sienen Jang,
he wolle då in hölten jåhn,
as he dät all so oft hät ‘dån.

He was all tiedig up de Been,
kunn noch nich nipping üm sick seh‘n,
en schmucket Enn was’t hen nå’t Holt,
dät hät bedacht der Krischån Bold.

He måkte sick sien Piepken an,
jern rooken däät der leewe Mann,
am leewsten was nå sien Jeschmack
en Schluck un eene Piep Toback

He was een halweg Enn all ‘jåhn,
mit eenmål bleew he piekpåhl ståhn,
von’n Krämer her då knallt’t un schallt’t,
as wier de wille Jagd in‘n Wald.

„Hüüt‘ is doch keene Driewjagd nich,
mi is verdächtig de Jeschicht‘.“
So jrüwelt he in sienen Sinn
un kunn den Jrund dåvon nich fin’n.

Nu nemmt een dücht’jen Schluck he fix,
da schött’t em dörch den Kopp wie’n Blitz:
„Nu is’t mit klår, ick Dummerjån,
nu weet ick, wat de Klock hät ‘schlå’n.

Jå, jå, ick bin nu instrueert,
in Spandow hemm‘ se rewolteert,
de Bande von Franzosentüg,
nu rückt dät Pack uns up dät Liew.

Jå uns’re Wiewer hemm‘ doch recht,
de hemm‘ dät jå al immer ‘seggt,
dät noch eenmål met Sack un Pack
utbräckt dät janze Röwerpack.

De Landwähr mütt all mank då schlå’n
süss künn dät nich so dull här jåhn,
jå, jå, då is ‘ne jrote Schlacht,
hu, wie dät dunnert, wie dät kracht.

Wenn nich dät janze Land upsteiht
un nich den Krämer störmen deiht
met Äksch un Biel un Ballerbüchs‘,
denn jeiht’t uns schlecht, dät is jewiss.“

Då künn et woll nich wunnernemmen,
he kehrte üm, fing an to rönnen,
wie künn he då de Beene schmieten,
de Schinken ut’nänner rieten.

Sien’n Kopp hät jeder Mann so leew,
sitt up den Rump he noch so scheew.
Em was’t, as hürt‘ he Kugeln flejen
rechts, links, vör em un allerwejen

De Hååre stünn‘ em all piekpåhl,
de Schweet, der klickt‘ em ‘raf hendål,
he was ball von Verstand un Sinn,
so störmt‘ he nå dät Dörp nu ‘rin.

Un bröllte los ut voller Macht:
„In’n Krämer is ‘ne jrote Schlacht;
då werd janz heillos rümmer ‘schåten,
Franzosentüg is ut’ebråken,

Ut Spandow an teihn dausend Mann,
nu fangen se to röwern an,
hemm‘ bi sick Bomben und Granåten
un wörjen af, wat se kœn’n fåten.“

Dit bröllt he janz unbännig dull,
Mohm‘ Strieksch att jråd‘ ne Botterstull‘,
herrje! wie däät de sick verföhren,
vör Schreck feel öhr de Stull‘ to Erden

In’n Ümsehn stun’n ok up de Stråt,
de janzen Lüde all paråt,
ok alle Wiewer met öhr Jören,
woll’n all de Hiobspost ok hüren.

So ståhn se denn all Mann för Mann
un kieken all bedröwt sick an,
de Wiewer hing’n öhr Weentüg üm,
de Jören stimmen ok met in.

Då endlich fing de Schult nu an:
„Wi alle müdden Mann för Mann
met Peeken nå den Krämer jåhn,
soll nich der Fiend bi uns her kåmm‘.

Wer keene Flint‘ im Huse hät,
der nehme sick een Heufork‘ met,
wenn wi so bi den Fiend anlang’n,
passt up, denn jewt he sick jefang’n.

Doch eens behollt in jugen Sinn,
steckt jeder een half Pund sick in,
ick bitt jau, dät doch to beachten,
een Schluck is niemals to verachten.

Merkt jau, nich all to klein de Pull‘,
dåto ‘ne fette Botterstull‘,
ok Worst un Schinken för den Mågen,
dät de Strapåzen wi verdrågen.“

Allmählich sammelt‘ sick de Schår,
wat kemen to Päre an sogår,
de wullen Ulaner sogår vörstellen,
as Lanz‘ müdd‘ öhr de Heufork‘ gellen.

De Schult, de was nu Jenerål,
doch brocht‘ dät Amt em jrote Quål,
so recht woll‘ keener nich parier’n,
woll‘ keener up Kommando hür’n.

Denn as ‘ne Klett‘ an öhren Mann,
hing jedet arme Wiew sick an.
Dät was mål rührend antoseh’n,
wer dät hät ‘sehn, der mußt‘ ok ween’n.

Mohm Schultsch, nå man weet et jå,
sett öhren Mann unbännig to,
doch hüte hät’t öhr Jochken jod,
hüt‘ was öhr weenerlich to Mod‘.

Hüt‘ was se tamm as wie een Lamm.
„Ach,“ språk se, „ach mien leewer Mann,
werst mi doch hüte nich verlåten,
in’n Krämer werst du dod jeschåten.

Ach Jochken, wat fang‘ ick denn an,
wat is een Wiew, hät se keen’n Mann,
d‘rum Jochken, jåh nich in den Krieg,
bliw hier doch bi dien armet Wiew.

Un süllst du ok torügge kåm‘,
dann süllst du mi am Båhren ståhn,
jåh fix to Hus min leewe Mann
un treck de lütten Kinner an.

Segg Jochen, wist’e mi woll hür’n,
süss müdd ick di woll Mores liehr’n,
parier, süss fang ick an to flochen,
wat dät bedüt’t, dät weetst’e, Jochen.“

Un hüll de Fust em vör’t Jesicht,
den Jochen was janz wunnerlich,
he kratzte ut in’n Ogenblick
un œwerdacht‘ sien ehlich Glück.

Fru Stricksche was besorgt ok sehr.
„Ach Fritz,“ seggt se, „ach Fritz, mi hür,
fang’n de Franzosen an to scheeten,
denn müsst du di to helpen weeten.

In’n Krämer kick di üm jeschwind,
of då nich holle Bööme sind,
lött sick dät måken, krup jeschwin‘
denn in so’n hollen Boom fix rin.

Sitt in den Boom janz müüskenstill,
lött scheeten, wat då scheeten will,
merkst du, dät is vörbi de Schlacht,
denn krup du ut denn Boom janz sacht‘.

Un iel nå Huus, üm’t Dörp herüm,
fix in de Hindör schliek di rin,
den Kaffe fin’st du in de Röhr‘,
ick ok dåto en Melkbrot schmeer.“

Ok Mohme Schwartsch seggt: „Leew Johann,
nemm noch påår Rejeln von mi an,
hürst du een Schott, denn ducke di,
so deep du kannst, Mann, hür up mi.

Jeiht‘t an, kruup in een Jråwen rin,
un dät di keen Franzos‘ kann seh’n,
müsst du di lingelang utstrecken,
un denn met Loow di fix todecken.

Jeiht ok dät Ieserkrüüz perdü,
schåd’t nich, vääl leewer is et mi,
wenn di nich de Franzosen fåten,
un du behöl’st jesunne Knåken.“

So hemm‘ de Wiewer instrueert,
un hadd’n ok all de Manns bekehrt,
de meisten wier’n nå Huus woll ‘jåhn,
wier nich de Schult datwischen ‘kåm‘.

He reep: „Wat soll denn dät Jeflenn,
wi müdden nå den Krämer hen,
segg jeder fix to sine Fru
adjes un nu rangieret ju.

Kickt nå de Wiewer ju nich üm,
süss werd ju wabblich bloß to Sinn,
sind wi ut’t Dörp rut, leewe Lüd‘,
denn jewt sick allens met de Tied.

So sind se denn nu afjesackt
de Trummel schlåg dåto den Takt
de Kavall‘rie mascheert vörut
de Infant‘rie hinan! Putt, putt.

Een Vertel Miel hemm se mascheert
wo se von scheeten nischt hemm‘ ‘hürt
doch nu jeiht’t los, ach leewer Jott,
denn ringsüm schallt nu Schott up Schott.

Met eenen Ruck bliwt allens ståhn,
dät wier, as hadd de Blitz in‘schlå’n.
Vör Angst tosammen schlå’n de Tähn,
de Päre fäng’n sick an to böhm’n.

Nich eener rückte Hand noch Fot,
bi jedem was erstarrt dät Blot,
dät Hert, dät hürte up to schlå’n,
de Ogen starr im Kopp ehr ståhn.

Duckt ju, reep jetzt de Kommandör,
wupps, lag ok allens an de Er‘,
dät hulp, von all de väl Granåten
word ok nich eener dod hier schåten

Ach leewe Lüde, lacht man nich,
dät Scheeten was hier fürchterlich
un noch dåto to dät Jetös‘
hürt‘ knarren man de Mitrallös‘

Nå gråde hürt dät Scheeten up
glick kam mehr Lewen in de Trupp‘,
bekrüzten sick von ün’n bät båwen
helpt’t nich, so kann et ok nich schåden.

Nå Hus‘, då müdden wi janz fix,
so reep de Schult, nu wie een Blitz
stün‘n siene Lüde up de Föt
nå Hus, dät klung öhr jår to söt.

Wenn uns dät nich sall schlimm hier jåhn,
denn müdden wi uns dörch nu schlå’n,
dät hebb ick allens woll bedacht,
to jrot is hier de Œwermacht.

Wenn keener ok den Fiend nich süht,
dät måkt, he is woll noch to wiet,
doch rückt he näher uns up’t Liew,
sind riep wi för dät Himmelriek.

Wer sall denn schützen Fru un Kind?
Drüm müdden wi nå Hus jeschwind,
denn kümmt in’t Dörp de böse Franz,
bliwt då keen Kopp, keen Knåken janz.

In’n dichten Klump jung’t nu torügg‘
de Fiend schot nich, dät was een Jlück,
då kunn man fixe Lüde seh‘n
dät was hier nischt as Been an Been.

In fiew Minuten Mann för Mann
kem‘ pustend in dät Dörp sei an,
so fix as disse Marsch had‘ ‘jåhn
fährt, jlöw‘ ick, keene Ieserbåhn.

De Schult erstatt’te nu Bericht
von de verlewte Kriegsgeschicht
un meinte, helpt nich Schwant‘ un Ziethen,
denn müdden all in’t Jrass wi bieten.

Ach Schult, dät deit woll nich mehr Not,
feel’n em de Wiewer in dät Wurt,
wi hemm‘ dät längsten utspickleert,
dät ji ju hellisch hemm‘ blameert.

Platzt in den Schnee nu ok dät Ies,
denn rönn‘ ji furt met Äcksch un Biel,
frågt leewer doch bi uns erst an,
een Wiew is klöker as een Mann.

De Schår de kickt verblüfft sick an,
jåhn still nå Hus, Mann för Mann,
un jeder dachte, jung un old,
de Düwel hål‘ den Krischån Bold.

He hät uns in de Wicken ‘führt,
he hät dät janze Dörp blameert,
wenn dät Fritz Reutern werd bericht’t,
he riemt hiervon een‘ Kriegsgeschicht‘

Dät, Lüde, wat ick hebb vertellt,
dät flog herum in alle Welt,
sülwst in de Zeitung was’t to lesen
wie de Jeschicht sick hät bejewen

Dät schlimmste was bi dissen Transch
dät jeder, der in’t Dörp nu ‘kåmen
frågt stets toerst: Herrje, Herr Wirt,
sind ji all ut den Krieg torügg‘

So ville hebb ick woll all ‘hürt,
se alle sind nu janz kureert
von öhre jrote Kriejeswut,
un damit is mi Riemelt ut.