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Page:H.M. Flöten und Dolche.djvu/40

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„Es ist so einfach. Heute abend, in deinem Stück, sah ich dieselben Menschen leben und sterben, die ich aus deinen Büchern kannte. Sie waren heftiger als die Leute, mit denen ich diniere und Korso fahre. Sie lächelten nicht so viel, und ich konnte ihnen glauben — weil sie ja starben!“

„Weil sie starben.“

„Zu Hause sah ich nach dem Namen des Verfassers auf den Romanen. Es war deiner, da fuhr ich her.“

„Da fuhrst du her!“

Er war entzückt. Welche vertrauensvolle, entschlossene Leidenschaft! Daß man dem zusehen, ihm nachtasten durfte! Aber er besann sich: sie wollte von ihm mehr. Er hatte plötzlich Angst zu unterdrücken.

„Glaubst du denn, daß ich bin wie meine Geschöpfe? Ich habe sie vielleicht geschaffen, weil ich nicht so bin.“

„Aber du hast sie geschaffen. Du mußt sie doch im Herzen getragen haben … Das ist so einfach, es ist mir heute nacht auf einmal klar geworden. Wenn die Menschen, die wir lieben könnten, in unserer Welt nicht leben — wenn sie nirgends leben — suchen wir sie doch im Herzen dessen, der sie erträumt hat! Warum tun die

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