Sage findet[1], so könnte man allerdings vermuthen, dieses Stück sei erst nachträglich in unsere Sage eingefügt worden. Bedenken wir jedoch, dass Étáin’s Schönheit sprüchwörtlich geworden war (s. Cap. 5), so werden wir uns nicht wundern, dass die Schilderung derselben eine feste Form angenommen hatte, der wir in verschiedenen Sagen begegnen, in denen Étáin’s Schönheit eine Rolle spielt.
Anders steht es mit den Gedichten, die Cap. 9 und 10 eingelegt sind. Diese gehören zwar ohne Frage nur an diese Stelle, aber sie werden gewiss nicht von Anfang an einen integrirenden Bestandtheil der Erzählung gebildet haben (vgl. S. 63). Jedenfalls weicht das erste Gedicht (Cap. 9) darin von der Prosaerzählung ab, dass es V. 26 nicht Eochaid Airem, sondern dessen Bruder Eochaid Fedlech (s. Cap. 6) als Gemahl der Étáin nennt. Dies ist eine Verschiedenheit der Tradition, der wir zwar auch noch sonst begegnen (vgl. O’Curry, On the Mann. and Cust. II, 192 und IH, 190), die wir aber nicht in einem und demselben Texte erwarten.
3. Der Inhalt der Erzählung ist kurz der folgende:
Der König von Erinn, Eochaid Airem, ladet im ersten Jahre nach Antritt der Herrschaft die Könige der Provinzen zum Feste von Tara ein. Diese weigern sich jedoch zu erscheinen, da der König unvermählt ist. Eochaid beschliesst sich eine Königin zu wählen, und seine Boten finden bald ein des Königs würdiges Weib. Dies ist Étáin, die Tochter Étar’s, von den Side. Eochaid wird zu ihr geführt, und sie verständigen sich rasch, da Étáin ihn von jeher geliebt und ihn erwartet hat. Er führt sie heim, das Fest von Tara wird abgehalten. An dem Feste fasst Ailill, ein Bruder Eochaid’s, eine heftige Leidenschaft zu Étáin, die er nicht bewältigen kann. Er wird krank, man bringt ihn nach Dún Fremain, aber Niemand versteht sein Leiden, bis Eochaid seinen Arzt schickt und dieser erklärt, nur Liebe oder Eifersucht könne die Ursache desselben sein. Ailill
- ↑ Siehe O’Curry’s On the Mann. and Cust. III, p. 189.