hatten auch die Waren- oder Geldtransporte in andere Zentren der Grundherrschaft oder nach Bayern zu organisieren, auf die wir abschliessend ein-gehen wollen.
BEWEGUNG VON WAREN UND GELD
Die in den Urbaren festgehaltenen, jährlich zu einem bestimmten Termin fälligen Naturalabgaben, die auch von den entferntesten Höfen einer Grundherrschaft erhoben wurden, mussten wohl von den Bauern selbst zu bestimmten Sammelstellen gebracht werden. Es handelte sich vor allem um haltbare pflanzliche und tierische Produkte: Getreide und Wein, vereinzelt Hanf, Flachs, Hopfen oder Gemüse, dann Schweine, Schafe, Hühner, Eier und Käse. Als Sammelstellen fungierten die Zentren der jeweiligen Herrschaft, wo sich entsprechende Gebäude befanden.
Ein Teil der Naturalien wurde in andere Herrschaften des Bischofs und nach Bayern transportiert, und zwar in den früheren Jahrhunderten mehr als im Spätmittelalter.
Besonders viel Mobilität erforderte die Beschaffung von Wein für das bayerische Zentrum der Grundherrschaft. Dabei ging es zum einen um den Transport der Produktion der Grundherrschaft, zum anderen um den Transport von Einkäufen aus anderen Weinbaugebieten, die im Laufe der Zeit Zunahmen. Da in Bayern kaum Wein gedieh, musste der gesamte Bedarf für Messwein und zum Trinken importiert werden. Freising besass Weinberge an der Donau, in Ober- und Unterkrain sowie in Südtirol. Deren Erträge wurden zum Teil sicher direkt nach Bayern transportiert. Für Südtirol nennen die Urbare Ablösesummen für früher geforderte Weinsaumdienste.
Die Möglichkeit der Ablöse für Naturalabgaben oder Dienstleistungen, die generell zunahm, zeigt den Funktionswandel der weiter entfernten Besitzungen: die spezifische Funktion der Weinlieferung wurde wegen des zu grossen organisatorischen Aufwands in eine Geldabgabe umgewandelt. Mit diesem Geld konnte man sich den gewünschten Wein über den Handel besorgen. Das führte allgemein zu einer Zunahme des kommerziellen
Handels und zu einem Rückgang der innerhalb der Grundherrschaft selbst organisierten Mobilität.[17] Insbesondere liessen die Freisinger Bischöfe süssen Wein aus Friaul importieren. Grundholden aus Bischoflack hatten ihn zu transportieren.[18]