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Page:Labi 2009.djvu/226

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nicht selbstverständlich waren, muss dieser Prozess der Zivilisation auch als ein gesellschaftlicher Erziehungsprozess begriffen werden. Um die Hygienisierung mit Erfolg durchführen zu können, mussten moderne Verhaltensweisen gegen alte Mentalitäten durchgesetzt werden, die Stadtbewohner mussten an die Sauberkeit erst gewöhnt werden. Die Stadtbehörden versuchten daher, gewisse Praxen und Gewohnheiten aus der vergangenen Zeit (etwa das Entleeren der Nachttöpfe auf den Strassen) durch strengere Aufsicht und Disziplinierung auszurotten. Es handelte sich dabei natürlich um einen langwierigen Prozess, alte und unzulässige Praxen verschwanden nur langsam. Modernisierte Verhal- tens- und Handlungsnormen, wie sie die städtische Lebensweise erforderlich machte, mussten - gegen einigen Widerstand - durchgesetzt werden, sie muss- ten eingeübt werden, bevor sie zum Bestandteil des alltäglichen Lebens der Stadtbewohner wurden. Dazu trugen vor allem moralische Kampagnen (zum Beispiel gegen Schmutz), rechtliche Regelungen (Bauvorschriften zugunsten von Sicherheit und Hygiene), erste Werbemassnahmen (für das Waschen mit Seife), ebenso die Raumplanung (städtische Grünflächen), technische Neuerungen (Elektrizität) oder architektonische Entwürfe (für modernisierte Arbeiterwohnungen) bei.[45] So setzten sich langsam, jedoch kontinuierlich, neue Massstäbe für Sauberkeit und Gesundheit durch. Hinter den Prozessen der Hygienisierung steckte ein breit angelegter Prozess der gesellschaftlichen Umerziehung, in dem neue Standards für städtische Hygiene, für den Umgang mit dem eigenen Körper und mit Krankheiten sowie für die Sanierung des Stadtraums gesetzt wurden.[46]

Laibach wurde in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg deutlich modernisiert. Die Stadtväter lobten im Jahr 1910 in einem besonderen Memoirenband Laibach nach dem Erdbeben (Ljubljana po potresu) ihre eigenen Anstrengungen, indem sie behaupteten, Laibach habe sich im modernen Sinne entwickelt und Laibach sei in der Zeit nach dem Erdbeben durch seine Errungenschaften zu einer äusserst gesunden Stadt geworden, wo das Wohnen wärmstens zu empfehlen sei.[47]

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Histoire des Alpes - Storia delle Alpi - Geschichte der Alpen 2009/14