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Page:Labi 2009.djvu/245

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ihren Herkunftsfamilien ab, um über die Stimmung der Bevölkerung informiert zu sein. In diesen Briefen versuchen die Mädchen ihre Familien häufig von einer Option für die deutsche Staatsbürgerschaft und die Umsiedlung abzuhalten: «Io non avrei mai optato per la Germania a causa della guerra, vorrei rimanere in Tirolo, è sempre lo stesso o essere sotto l’Italia o la Germania, al contrario è peggio in Germania a causa della guerra. Hitler vuole sempre guerra. Peccato che il Padre abbia già votato, quello che è fatto è fatto e non si puo fare niente. Non so cosa debba fare, non ho ancora optato, riceverò un biglietto, non ho finora sentito niente. Perchè papà hai già optato per la Germania? [...] E cosa farete in Germania, c’è la miseria, la fame. E cosa farete in Germania senza il maso?» (Stellvertretend für viele der Brief von Rosa Hofer aus Rom an ihre Mutter im Vilnösstal).[19]

Nicht nur aus den abgefangenen Briefen, sondern auch aus den Erzählungen ehemaliger Dienstmädchen wird eine deutliche Reserviertheit zu Option und Umsiedlung sichtbar. Erwähnenswert dabei ist, dass sie weniger ideologischpolitische, sondern fast durchweg konkret-pragmatische Gründe ins Feld führten: die Unsicherheiten in einem kriegführenden Land, die Unterdrückung der Religion und allgemein der grössere Fanatismus der Nationalsozialisten. Letztlich optierte dann allerdings auch die Mehrheit der jungen Frauen für die deutsche Staatsbürgerschaft, und schloss sich damit der Entscheidung der Herkunftsfamilie an. Eine andere Entscheidung hätte wohl meist unweigerlich einen Bruch mit der Familie bedeutet und das wollten oder konnten die meisten jungen, unverheirateten Frauen nicht riskieren. Einige wenige wanderten schliesslich mit und auch ohne ihre Familien ins Deutsche Reich aus, um sich dort nach Arbeit umzusehen.

Als unmittelbarer Einbruch der Politik in das Alltagsleben wurde auch der Krieg erlebt. Für viele war dies der Anlass zur Heimkehr. Einige wurden schon im Herbst 1939 nach dem deutschen Überfall auf Polen von den Eltern nach Hause gerufen, weil diese ihre Tochter in Zeiten des Krieges nicht in einer Grossstadt wissen wollten. Akut wurde die Situation, als im Mai 1940 auch Italien in den Krieg eintrat - für die wenigen Frauen, die zu diesem Zeitpunkt noch in einer italienischen Stadt waren, der Anlass, ihren Dienst ausserhalb des eigenen Landes zu beenden.

In den Gesprächen mit den Frauen wurde insgesamt deutlich, dass ihre Wahrnehmung von Politik sehr von der konkreten Lebenssituation abhängig war. Sie definierten sich selbst meist als «unpolitisch» - und entsprechen damit auch dem Topos von der weiblichen Politikferne. Letztlich waren aber sehr viele