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Page:Labi 2009.djvu/246

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ihrer Lebensentscheidungen durch die politischen Rahmenbedingungen geprägt und die Frauen waren nicht blosse Statistinnen, sondern agierten selbständig und mitunter mit grossem Geschick, nahmen aber ihre Entscheidungen kaum als politische wahr.


Die Rückkehr - die zweite Anpassungsleistung


Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beziehungsweise Dienstzeit in einer italienischen Stadt lag zwischen einem und zwei Jahren. Manche Südtirolerinnen blieben nur wenige Monate, andere auch fünf und mehr Jahre, einzelne ihr Leben lang. Die meisten hatten den Dienst in einem städtischen Haushalt jedenfalls von vornherein nur als Übergangsphase bis zur Heirat und der Gründung eines eigenen Hausstandes geplant.

Für die Frauen bedeutete die Rückkehr nach Südtirol erneut eine beträchtliche Umstellung. Sie hatten neue (bürgerliche) Lebensformen kennengelernt, sich in den Städten zurechtgefunden und dadurch sich selbst in ihrem Aussehen und ihren Einstellungen verändert. Bewusst wurden sie sich dieser Veränderungen oft erst bei ihrer Rückkehr über die Wahrnehmung der daheim Gebliebenen. Aufgefallen sind zunächst die Äusserlichkeiten, die Kleidung vor allem, welche die städtische Herkunft verriet. Ein Symbol war etwa der modische Hut, den viele der zurückgekehrten Frauen an Feiertagen trugen und der im bäuerlichen Milieu für Frauen nicht üblich war.

Für viele heimgekehrte Dienstmädchen war die Heirat der nächste Schritt in ihrer Biografie. Dabei waren sie durchaus attraktive Ehepartnerinnen, da sie nicht nur Erfahrungen in der Haushaltsführung gesammelt, sondern sich oft noch einiges Geld erspart hatten, das sie nun in die Ehe einbringen konnten. Andererseits kursierte die Meinung, dass die Mädchen in den Städten Lebensformen kennengelernt und teilweise angenommen hatten, die sie einem bäuerlichen Haushalt entfremdeten. So erinnert sich der Sohn eines ehemaligen Dienstmädchens an den Spruch, der damals im Vinschgau zirkulierte: «Mit den Mädchen, die bei den reichen Juden unten waren, kann man nichts mehr anfangen.» Diese Einschätzung korrespondiert mit zeitgenössischen Quellen aus anderen Migrationsgebieten in Italien, etwa dem Trentino, in denen ebenfalls die schwierige Wiederanpassung an bäuerliche Lebensverhältnisse thematisiert wird.[20] Insgesamt wird aber deutlich, dass Frauen Expertinnen

der Anpassung sind. Die meisten von ihnen haben sich sehr schnell wieder

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Histoire des Alpes - Storia delle Alpi - Geschichte der Alpen 2009/14