Riemels un Döntjes/De beste Schütz
[060]De beste Schütz.
(En Jagdgeschicht).
In eenen Dorpkroog seeten mal
Dree Jägers eenst tosamen,
Un wöören lustig dröwer uut
Sick Döntjes uuttokramen,
Un nich ganz wiet van jüm dar seet
An eenen annern Disch
En armer lütjer Trödeljud,
Mit Namen Jacob Fisch.
De Dree de harrn bi’n Brannwien sick
De Jack all dägt full lagen
Im Ihwer ehres Leegens harr’n
Se sick binah all slagen —
Denn Märchen, Fabeln, wie man sünst
Woll nümmer kriggt to hörn,
De weet in siene Döntjes us
En Jäger vörtoföhrn;
Darüm seggt denn dat Sprickwoord ook,
Wenn mal en Minsche lüggt,
Wat öwer alle Maaten geiht,
„Dat is en Jagdgeschicht!“ —
De Trödeljud’, dehmödig still,
As kunn he fief kuum tell’n,
Höl sick beschiedentlich afsiets
[061]Van jene dree Gesellen.
Da in ehr’n Dünkel fallt’ jüm in
Dat se em mal wüllt tarr’n,
Weil se meent, so ’nen Juden künnt
Se hebben licht tum Narr’n.
Un also wende sick to em
De Eene der dree Jäger
Un rööp: „Kumm her, Jacob, un sett
Di doch en betjen nöhger!
Drink mal mit us! Segg an, hest Du
En dägten Marsch all maakt,
Un van de Buuren ook vandag
All fix Di Geld instraakt?“
„Wie heißt? — Verdienen Geld — ’s ist nischt
Wo füll mer was verdien? —
Für unsern Einen giebt’s nischt mehr“ —
Sprickt Fisch mit truurge Mien.
„Vier Dörfer heut schon hab’ ich thun
Mit meine Bein abrennen,
Und hab ein lumpig Katzenfell
Mir nur einhandeln können!
Da haben’s besser als unsereins
D’ Herrn Jägers, auf mein Ehr —
Wollt’ Gott, daß statt a Handelsjüd
Ich auch a Jäger wär!“
„Na“ — sprickt de Jäger Cord — „darto
Am Enn’ wol Rahd’ sick fünd’ —
[062]De Saak is, dat ji Juden man
Nich scheeten leeren künnt!“
„Nich schießen?“ — antwoord Fisch — „worüm?
Den Grund doch möcht ich wissen,
Daß nicht ä Jüd so gut wie’n Christ
Soll künnen zieln un schießen.“ —
„Och, dummet Tüg!“ — de Jäger röppt —
„Drup swöör ick Steen un Been,
En Jud sien Lewdag scheeten leernt
De nich wie Uhsereen!
Doch laat mal hören, Fisch, wat denn
Dien Fründ woll drapen kann,
Doch mußt Du us vörleegen nicks,
Hörst Du, mien goode Mann?!“
„Worüm süll ich verßähl’n?“ — sprickt Fisch —
Das bringt mir doch nischt ein;
Statt daß ich schwatz hier, besser ist,
Ich thu nach Hause gaihn!“
„Worüm nich?“ — sprickt de Jägersmann —
„Wenn Du wult wat riskeern,
Un hest Kurasch hier mit us Dree
Uem ’n Dahler to pareern,
Wer van us dree den besten Schuß,
De je gedahn, vertellt —
Dann kannst villicht verdeenen Du
Di gau Dien Dagegeld?!“ —
„Un wenn ich’s thät“ — sprickt Fisch —
[063]„Wer ist, der hier entscheid’? —
Weil ich nicht gern gerathen möcht
Mit Sie darüm in Schtreit —
Wer von uns vier verßählet hat
Den allerbesten Schuß —
Ich möchte haben von de Wett
Proceß nich un Verdruß!“
„Nu denn, so sla ick vör“ — sprickt drup
De tweete Jägersmann —
Weil doch in solker Saak nich good
Een Minsch entscheiden kann —
Dat alle Gäste, wie se hier
Tosamen sittet eben,
Dorch ehr eenstimmig Urdehl schöllt
Den Uutspruch slüslich gewen!“
„Ich bin’s zufrieden“ — Jacob sprickt —
„Und also schlag’ ich ein —
Nur wünscht’ ich, daß ich im Verßähl’n
Der Letzte möchte sein!“
Un dabi för sick lächelnd he
Mit siene Oogen twinkt,
As heemlich nickend em de Weerth
Un smunzelnd nu towinkt.
„Also woveel? Wat gelt’ de Wett?
Ick denk’ doch, dat pro Mann
Wi eenen Dahler minnstens doch
Wi darto settet an!“
[064]So sprickt de Jäger, weil he denkt,
Dabi is to riskeern
Nicks för jüm Dree, denn säker mutt
De Jude ja verleern.
Un so geschüht’t, sien’ Dahler deiht
Foortan to’r Wett hintell’n
En Jeder van de Veer un nu
Et geiht an dat Vertelln.
De eerste Jäger, Velten, drup
Toerst den Snack beginnt:
„Ick will doch sehn ob in’r Welt
En betern Schütz man find’t
As mienen Fründ, de schütt ’ner Swalk
Wenn se in fullem Floog
Mit siener Kugel af den Kopp —
Nä, dat is nich genoog —
Den Snabel an den Koppe weg
Un twar so schier un gladd,
Dat an dem Koppe sülwst dabi
He nicks lädeeret hadd.“ —
Drup fangt de tweete Jäger Cord
Sien Döntje an un seggd:
„Ick gew dat to, un laat et gell’n,
De Schuß is nich ganz slecht,
Alleen mien Fründ schütt beter noch,
So denk ick doch bestimmt —
Denn, paßt mal up, ja, stellt jo vör,
[065]En Höhner-Ei he nimmt,
Dat bind’t mit eenen Tweersdraht he
Nu erst krüzwiese fast,
Un hangt et dann vörsichtig up
An eenen Boomes-Ast,
Darünner sett’t mit Water full
He’n Water-Ammer hin —
Geiht hunnert Schritt’ torügg — zielt — baff!
Dat Ei fallt heel in’t Water rin —
He schööt den Draht bloot af!“ —
„Dat lett sick hören allerdings,
De Schuß is ook nich dumm“ —
Sprickt Max, de drütte Jäger, nu —
„Doch maakt he mi nich stumm;
Denn wat mien Fründ mit siener Büchs
Im Schuß to Stanne bringt,
Dat, meen ick, ju beid’ Früuden doch
Woll säker nich gelingt. —
Wat meent Ji?! — Up ’ne Messerkling,
De he inklemmet hett
In eenen Balken, Plankenpahl,
’Ne Latt o’er sünst en Brett,
Da schütt he, während hunnert Schritt
Entfeernt he davan steiht,
Sien Kugel so, dat se sick in
Twee Hälften spalten deiht,
Dann kriggt he sick en Waagschaal her,
[066]Leggt drup de beiden Stücken,
Dat eene rechts, dat annre links —
De Waagschaal steiht in’n Sticken!! —
So in twee glieke Hälften schööt
De Kugel he entwei.“ —
„De Schuß is good“ — roopt alle uut —
„De geiht noch öwer’t Ei!“
Na Jud! — roopt nu de Gäste all’ —
Wat kannst Du woll vermelden,
Womit Du öwerbeden kannst
De Schuß van de dree Helden?!
„Wie heißt?!“ — spricht Jacob — „die Geschicht,
Die letzte von das Messer,
Auch die von Schwalb’ und Ei ist gut —
Doch glaub’ ich, mein’ ist besser!“
Un während mit „Nanu!“ jetzt drängt
Neegierig Alles ran,
Fangt ruhig smunzelnd Jacob Fisch
Denn to vertellen an:
„Wie ich gesagt, ich hab’ a Freund,
Ae Trödeljüd’ wie ich,
Der thut a Schuß — ka Jäger gibt’s,
Der’n nachmacht sicherlich.
Der hot en klein Pixtol, ganz klein,
En Kügelche thut er rin,
Nimmt en Dukoten dann, doch der
Muß unbeschnitten sein,
[067]Gibt ihm mit seinen Finger dann
En Schneller, daß sich dreht
Wie ’n Kreisel der Dukote auf
Dem Tisch, wovor er steht —
Dann aber, meine Herr’n, ich bitt,
Nun geben Acht Sie wohl! —
Dann nimmt mein Freund, der kleine Jüd,
Ruhig sein klein Pixtol —
Und schießt — was meinen Se? — und schießt —
Ich sage Sie, ganz munter —
Das Agio nach dem Tagescours
Bon dem Dukoten runter!!“
„Wi hewwt de Wett verlaarn“ — sprickt Cord
To siene dree Collegen, —
„Nä, gen so’n Iuden kann doch sülwst
En Jäger nich anleegen!“