Riemels un Döntjes/De vörsichtige Wittwe
[056]Wat Wiewer oft för Infäll hewwt, —
Dat is nich to beschriewen,
Am Dullsten, wenn verleewt se sünd,
Da pleegt se et to driewen;
Wenn so’n lütj’ Deern tum ersten Mal
Dat Hart fangt an to pucken,
Stellt sick in bi dat sanft Geslecht
Faken de slimmsten Nucken;
Wat wett för Knäp’ und Släke dänn
Se slau sich uuttosinnen,
Wenn se mit’n Leewsten in’t Geheem
Sick will tosamen finnen.
Doch nicks geiht, woto sünst ook driwt
De Leew der Wiewer Harten,
Woll öwer dat, wat’n Wittwe deiht,
Hett de verleewte Smarten. —
Darvan vertell’k hier en Geschicht’,
Pareer’ — wat Ji ook hewwt lesen —
Dat fpaß’ger, as de’k hier vördräg,
Doch noch is keene wesen!
De Ort, wo mien Geschichte spält,
In Oldenborger Lanne,
En Karkdorp is et un et liggt
Recht dröög in Heid’ und Sanne.
Up solken Grund pleggt, wie man weet,
[057]Dat Gras nicht gau to wassen,
Un dat’s för den, de’t nöhdig hett,
Mängmal gar nich tum Spaßen.
Bewies darvan giwwt de Geschicht,
De ick ju will vertellen
Van eener Froo ut jenen Dorp,
Se heete Antje Snellen.
Der gooden Froo nu wöör ehr Mann
Vör korter Tied afscheden,
Mit den se männig lange Jahr
Harr lewt in Leew und Freden.
De Pastor seeg drup faken se
Den Weg nah’n Karkhof nehmen,
Un dacht: „fürwahr, die brave Frau
Manch andre thut beschämen!
Man sieht, wie an dem Mann sie hängt,
Den ihr der Tod entrissen,
Den Anblick des geliebten Grab’s
Sie kann ihn gar nicht missen!“
Gar oftmals, wenn de Amtesplicht
Em up den Karkhof föhrde,
He doort dänn Wittwe Snellen seeg,
Wat sehr den Pastor röhrde.
Eens Abends nu, as weer’ dahin
De Pastor mußde gaaen,
Seeg he ool Wittwe Snellen sick
Dem sülven Ziel tonahen.
[058]Doch Wittwe Snellen — sneller gung
Hüt, as se sünst däh plegen,
Ook seeg he, dat in jeder Hand
Se wat Apart’s däh dregen.
„Gu’n Abend, Frauchen — Pastor spröök —
So spät noch thut Ihr wenden
Euch hierher? — Doch sagt mir, was tragt
Ihr denn in Euren Händen?“
„„En Büdel dit full Grassaat is —
Spröök se — un in diß Kanne
Heww’k halwen Ammer Water, ’k wull
Darmit to mienen Manne —““
„Grassaat und Wasser bringt Ihr ihm,
Der drunten liegt, dem Todten?
Welch’ Aberglauben, liebe Frau,
Sagt, hat Euch das geboten?!
„„Och sehn’s Herr — drup de Wittwe spröök —
Dat will ick Se verklären;
Mien goode Mann, den, wie Se wet’t,
Ick hol so sehr in Ehren,
As he nu up sien Dodtbett leeg,
He kunn sick kuum noch röhren,
Reckd’ he sick noch mal up un sä:
Laat’t Di dat Hart nich bräken,
Doch Eenes, miene goode Deern,
Dat mußt Du mi verspräken:
Wenn ick nu dodt bün un du nu
[059]Tum tweeten Mal wullt freen,
Wat, wie ick jo in vöruut wewt,
Jo säker deiht geschehen —
Dänn töw un hale van di feern
So lang den Naber Hussen,
Bit wenigstens öwer mien Oraw
Doch erst dat Gras is wussen!“
So sä he — ick verspröök em dat —
Dänn geew he up sien Leben —
Un ick, getrülick mienen Woord,
Däh ook de Tied aftöben —
Allwäkens nah den Karkhof hen
In Gottsfurcht däh ick slieken,
Um dänn, wie’t Gras woll wassen däh
Up’t Graw, mal nahtokieken.
Den Naber Hussen schienet nu
De Tied to lang to duhren;
„Up dat ohl’ Gras — so seggt he — wull
He nu nich länger luuren“ —
’T’ is leider nu so’n dröget Jahr,
Un’t Gras will nich ruut kamen,
Drüm heww ick denn de Kanne un
Den Büdel hüt mitnahmen,
Un will up’t Graw ’n bet’n Grassaat sein,
Denn dat schient mi vannöthen,
Un dat’t Gras beter wassen deiht,
Will’k’t doch ook — glieks begeeten.