Jump to content

Riemels un Döntjes/Pastor Bödeker un de Buurkinner oder Wat heet naiv?

From Wikisource
<-- Levy Hersch un de Nachtegall Riemels un Döntjes Wat is Unrecht? -->

Pastor Bödeker un de Buurkinner oder Wat heet naiv?
(En hannoversch Anekdot).

Wat heet naiv? — Umsünst hewwt Veele af sick moiht,
Hewt Bööker schrewen, drin se ehren Semp uutstreut,
[070]Hewt sick afquälet et gelehrt to defeneeren,
Wat wöör „naiv“, üm ehre Leser to belehren.
Harr’n se mi fragt, harr ick jüm seggt: gaht doch hinuut
Upt Dörp, dar künnet ji van Kinnern klar un luut
Am Besten, wat dit Woord bedüden[1] deiht, erfahren
Un kpnnt dat Grübeln drüm ju in der Stadt ersparen.
Et is nu de Geschicht’, de ick hier bring, passeert
Dem Pastor  Bödeker, en Mann de hoch geehrt
In Stadt Hannover un wiet uut in Dütschen Rieken,
Weil et an Wohldohn giwt kuum Eenen sienes Glieken,
Drüm giwt’t[2] en Sprickwoord dar, dat höret däglich man:
„Wem Bödeker nich helpt, keen Minsch mehr helpen kann!“
Doch still! En annermal will ick ju davan kören,
Hüt schüll ji man van mi en spaßhaft Döntje hören.
Jedweden Nahmiddag, wenn sien Geschäft to End,
Dann pleggt he uuttoföhr’n, he is dat so gewennt,
Un weil uhs’ Pastor sick an keen Geswätz nich kehrt,
He sienen Eenspänner vergnöögt ook sülwst kutscheert.
Jedem, de he bemött[3], he mit de Pietsche grüßt,
Weil ahn Uphören sünst den Hoot he aftehn müßt.
Du lewer Gott! mien Hart mi in der Frömd ward froh,
Seh ick im Geist nah’r List vörbikutscheern em so
Oder nah Limmer hin, wo  Sackmann eenst hett seten,
En Pastor ook, den’t Volk noch nümmer kann vergeten.
[071]Eenst föhr’ denn Bödeker nah’n Dörp, dat  Ahlen heet,
Denn up den Dörpern rings weet he alloorts Bescheed.
As he nu mit sien Froo den Kaffee dar hett drunken,
Gaht se, weil jüst so schön de Abend jüm towunken,
Vör’t Dörp en betjen ’nuut, — da seht se an’n Sump
Buurkinner lütje spälen; et wöör en ganzer Klump.
Se seeten hukenwies[4] un in den Lehm se klei’den[5],
Woruut Figur’n se sick to kneeden iwrig moih’den.
Uhs’ Pastor alle grüßt un drücket jüm de Hänn’
Un sprickt: „Nun, liebe Kinder, sagt, was macht Ihr denn?“
De gröttste Jung darup, de’t meiste dahn am Warke,
De antwoord’t em: „Wi maaken hier so’n lütje Karke[6]!“
Den Pastor freuet et, dat se’t so schön hewwt maakt,
Dann awer, wobi he den Jungen fründlich straakt[7],
Sprickt he: „Die Kirche ist recht hübsch, mein Sohn, indessen
Habt, wie ich seh, Ihr doch die Hauptsach noch vergessen —
Es fehlt ja der Pastor.“ — De Jung seggt: „Dat güng miß[8] -
 Wi harr’n nich so veel Dreck, as darto nöhdig is —“
Froo Pastorn keek verdutzt, vör Lachen höl dat Liew
De Pastor sick un spröök: „ Siehst Du, das war naiv!!

Original-Footnoten

  1. bedüden = bedeuten.
  2. giwt’t = giebt es.
  3. bemött = begegnet.
  4. hukenwies = hockend.
  5. klei’den, Imperfect von kleien = in etwas herumrühren mit den Fingern.
  6. Karke = Kirche.
  7. straakt = streichelt.
  8. güng miß = ging fehl, nicht an.

Wikiborn-Footnoten