Der Diftong dient auch dazu, lat. Io‑ wiederzugeben, z. B. Euseph Ml. 84 c 9 ‘Ioseph’, später Éoïn ‘Iohannes’ neben Iohain Tur.
67. íu aus i und u kontrahiert, z. B.
- ·bíu ‘ich pflege zu sein’ aus *bi(i̯)u ‑ō, vgl. lat. fīō.
- clíu aus *klii̯u, Dsg zu clé ‘links’.
- bíu aus *biu̯u, Dsg zu béu béo ‘lebendig’.
Über íu neben éu beim Ersatzdehnungs-ē s. § 53.
68. In Wb hat haupttoniges é, e im Auslaut oft i hinter sich, z. B. do·téi III sg Subj. zu do·tíag ‘ich komme’ (sonst ·té); ad·sléi zu ad·slig ‘verführt’; immallei ‘zugleich’, illei ‘hierher’, sonst immalle, ille (§ 836); fri dei (wohl déi) ‘am Tage’, aber fri de 6 a 30 und anderwärts; einmal dǽi ‘Gottes’ 22 c 10, sonst auch hier dé dée, und immer é ‘er’, pl ‘sie’, mé ‘ich’, ro·bé ‘er sei’.
Umfärbung haupttoniger Vokale.
e und o für i und u.
69. Jedes alte ĭ und ŭ erscheint zu e und o gebrochen, wenn die folgende Silbe ursprünglich ā̆ oder ŏ (oder ein ō, das nicht zu ū geworden war § 85) enthielt, z. B.
fer NAsg ‘Mann’ aus *u̯iros *u̯iron; betho betha, G zu bith ‘Welt’, vgl. gall. Bitu-riges; fedo, G zu fid ‘Holz’ ahd. witu; fedb ‘Witwe’ (zunächst aus *u̯idu̯ā) pl fedba, vgl. lat. uidua; ro·fess ‘es wird gewußt’ aus u̯isso‑; fert(a)e, Npl zu fiurt ‘Wunder, uirtus’, Endung *‑ou̯es.
cloth (G cluith) ‘Ruhm’ aus *kluton = altind. śrutám ‘Gehörtes’ gr. κλυτόν; dron ‘fest’ aus *drunos *druna, vgl. altind. darunáḥ ‘hart, rauh’; domun ‘Welt’ aus *dubnos, vgl. gall. Dubno-reix Dumno-rix.
Eine Ausnahme bildet nur i vor nd, das stets erhalten bleibt, z. B.
- find ‘weiß’ aus *u̯indos *u̯indā, vgl. gall. Πεννο-ουινδος;
- mindaib Dpl zu mind (u-St.) ‘Diadem’.
70. Durch Übertragung kann e und o auch in andere Stellung gelangen, z. B.
do·feich ‘er rächt’ Wb 6 a 16 neben häufigerem do·fich, etwa nach pl *do·fechat (Endung ‑ont), vgl. ahd. wīgan