Der Umstand, daß in diesem Falle nicht die lenierten, sondern die unlenierten Laute sich von der ursprünglichen Basis entfernt haben, erklärt wohl, weshalb die Bedingungen ihrer Lenierung nicht ganz dieselben sind wie bei den andern Lauten (§ 116c).
III. Dehnung der unlenierten Konsonanten.
133. Die unlenierten Laute scheinen nicht nur energischer, sondern auch länger geklungen zu haben als die lenierten und tun es in gewissen Stellungen noch in modernen Dialekten. Sie werden, auch wo sie nicht aus alten Geminaten hervorgegangen sind, nicht selten doppelt geschrieben, z. B. locc ‘locus’ Wb 10 d 15, D lucc Wb 7 d 1 (häufiger loc luc), cumactte ‘Macht’ Wb 6 a 1 neben cumachte cumacte, erchisechttæ ‘des Mitleids’ Ml 120 a 5.
Zwar scheuen sich die Schreiber in der Regel, in unlenierten Gruppen beide Konsonanten zu verdoppeln, wie einmal in cosscc ‘Zurechtweisung’ Wb 9 a 23 geschehen ist; sie begnügen sich mit der Geminierung bald des ersten, bald des zweiten Buchstabens:
Z. B. bessti ‘Bestien’ Wb 31 b 21, dussceulat (du·sceulat) ‘sie erfahren’ Ml 83 b 8, clainnd Wb 29 d 23, D zu cland ‘Kinder’ (G claindde 28 b 17), inntṡliuchto ‘des Verständnisses’ Sg 26 a 9, immbi ‘um ihn’ Wb 13 d 22, caimmse ‘camisia’ Sg 23 b 4, melltach Wb 9 d 17 neben meldach 4 c 19 ‘angenehm’, [de]chellt ‘Gewandung’ 27 b 16, foirrce ‘Weltmeer’ Sg 67 b 9 neben foirggæ 124 a 1, fairggæ 112.
mescc ‘betrunken’ Wb 28 b 24, serce ‘Liebe’ 4 b 10, olcc ‘böse’ 1 c 10, dob·imchomartt ‘es hat euch gezwungen’ 3 b 21, corpp ‘corpus’ 3 d 11, condeilgg G ‘der Vergleichung’ Sg 42 a 4, ardd ‘hoch’ 53 a 7, inddib ‘in ihnen’ 198 b 3, forbbart ‘Wachstum’ 52 a 8, anmman ‘der Namen’ 28 b 4, armma ‘Waffen’ Wb 22 d 11, ifurnn 13 c 26, iffirnn Sg 41 b 12, D u. G zu ifern ‘Hölle’.
Über die Dehnung kurzer Vokale vor solchen Gruppen s. § 43.