Jump to content

Page:Thurneysen Handbuch des Altirischen 1 Grammatik.pdf/113

From Wikisource
This page has been proofread.
§ 153–155.]
93
Färbung der Konsonanten.

­einander­ziehen der Mund­winkel. Für die u-Färbung dürfen wir als charakte­ristisch annehmen a) die Rundung der Lippen, b) die Hebung der Hinter­zunge; daher finden wir sie besonders häufig bei labialen und guttu­ralen (velaren) Konso­nanten. Die dunkle oder a-Färbung stellt eine mittlere Lage dar. Natürlich können diese Artikula­zionen nur so weit vor­genommen werden, als die Haupt­artiku­lazion jedes Konso­nanten es zuläßt.

154. Für den Ursprung der drei Färbungen gilt die Haupt­regel, daß in alter Zeit, vor dem Schwund der Vokale der End- und Mittel­silben (§ 87 ff., 102 ff.), jeder Konsonant sich nach dem folgenden Vokal richtete, und zwar war er

a) palatal vor i- und e-Vokalen,
b) dunkel vor a- und o-Vokalen,
c) u-farbig vor u (auch vor u aus ō § 85).

Diese Färbung haben die Konsonanten im allgemeinen auch bei­behalten, wenn der Voka­lismus Änderun­gen erlitten hat, ins­besondere wenn die Vokale ge­schwunden und die Konso­nanten in den Silben­auslaut geraten sind. Z. B. hat NAsg fer ‘Mann’ dunkles ρ, weil einst ‑os ‑on (oder später ‑as ‑an) dahinter stand, GVsg fir palatales, weil die Endung einst ‑i und ‑e war, Dsg fiur u-farbiges, weil der Dativ früher auf ‑u aus­lautete, Nsg túath ‘Volk’ dunkles ‑th, weil am Schluß ‑a ge­schwunden ist.

Die dunkle Färbung kann gewissermaßen als die normale be­trachtet werden; es zeigen sie auch Konso­nanten, die unter dem Einfluß keines Vokals stehen (§ 157. 173).

Diese Hauptregel, daß jeder Konsonant nach dem ursprüng­lich folgenden Vokal gefärbt ist, wird aber durch eine Reihe von Ausnahmen durch­kreuzt.

1. Ausgleichung bei der Synkope.

155. Treffen infolge des Vokalschwundes (§ 102) zwei ver­schieden­farbige Konso­nanten an der Silben­grenze auf­einander, so nimmt die ganze Gruppe einheit­liche Färbung an. In der Regel gibt die Färbung des ersten