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Page:Thurneysen Handbuch des Altirischen 1 Grammatik.pdf/53

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§ 48. 49.]
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Die haupttonigen Vokale.

an(a)id ‘bleibt’, altind. ániti ‘atmet’, got. us-anan ‘ausatmen’.

b) europ. a (altind. i), das als Schwächungsprodukt im Ablaut mit ā steht (‘Schwa indo­germa­nicum’), z. B.

athir ‘Vater’ lat. pater gr. πατήρ got. fadar altind. pitā́.

maith ‘gut’ pl mathi, wohl zu lat. mātūrus und Verwandten.

Deutliche Beispiele für a als Kürzungs­stufe zu ē sind im Irischen selten (vgl. kymr. had ‘Saat’ zu sē- ‘säen’). Doch vgl. ir. anál ‘Atem’ kymr. anadl mit gr. ἄνεμος. Auch do·rat ‘hat gegeben’ (§ 801, IIb) setzt einen Stamm (to-ro-ad-)dă- voraus neben Präs. do·rati, wohl den alten Ablaut dhə- zu dhē- (gr. θε- θη‑) wider­spiegelnd.

Über a in der Verbindung ar al am an, auch ra la s. § 212. 214. Über a aus o s. § 77 f.

49. á (soweit es nicht auf sekundärer Dehnung von ă beruht) ent­spricht

a) idg. ā, z. B.

máthir ‘Mutter’ lat. māter dor. μᾱ́τηρ.
fás(s) ‘leer’ lat. uāstus ahd. wuosti.

b) idg. ō, z. B.

dán (m. u-Stamm) ‘Gabe, Begabung’ lat. dōnum gr. δῶρον.
bláth ‘Blüte’, vgl. lat. flōs got. blōma.
rám(a)e ‘Ruder’, vgl. ags. róđor ahd. ruodar (ō im Ablaut zu ē, lat. rēmus).

Auch in den britannischen Dialekten sind altes ā und ō zusammen­gefallen (auch mit ā in lateini­schen Lehn­wörtern). Ob auch im Galli­schen, ist nicht sicher. Man hat gall. ‑mārus, Māro- in Eigen­namen (= ir. már kymr. mawr ‘groß’) griechi­schem (ἐγχεσί‑)μωρος direkt gleich­gesetzt; das ist aber zweifel­haft. Ebenso, ob ‑gnātus manchmal nicht ‘geboren’ (z. B. Cintu-gnatus ‘Erst­geborener’), sondern ‘gewohnt’ be­zeichnet (= ir. gnáth ‘gewohnt’ lat. (g)nōtus gr. γνωτός), z. B. Κατου-γνατος ‘kampf­gewohnt’; aber ‘Sohn des Kampfes’ gibt auch einen guten Sinn. Ob Blāto-magus ‘Blumen­feld’ heißt, ist auch fraglich. Ander­seits liegt es nahe, das häufige ‑bogio- z. B. in Τολιστοβώγιοι (auch ‑βογιοι) mit air. bág ‘Streit mit Worten oder Taten’ zu verbinden, das, wie ags. bóᵹian ‘sich rühmen’, die Ablauts­form bhōgh- zu bhēgh- in ahd. bāga ‘Zank, Streit’ darstellt.

Thurneysen, Handbuch des Altirischen
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