Teil in denselben Quellen aís áes oís óes (kollektiv ‘Leute’) geschrieben finden kann. Überwiegend wird freilich der etymologisch berechtigte Buchstabe gesetzt, so daß die Vermischung wohl nicht allzu alt ist (immerhin schon arch. maidem Wb I 17 c 14 für moídem ‘Rühmen’). Als Unterscheidungsmittel kann das Britannische dienen, wo oi zu u, ai aber zunächst zu oi (kymr. oe) geworden ist.
Welches der altirische Laut war, wissen wir nicht. In den modernen Dialekten schwankt die Aussprache; am häufigsten ist ein ungerundetes ū (high-back-narrow oder ‑wide), dem russischen y vergleichbar. Schon früh wird er im Nordischen durch einen einzelnen Vokal wiedergegeben, z. B. auf Runeninschriften auf Man neben Mailbricti = ir. Máel Brigte auch Malmuru = Máel Muire, im Landnámabók: Melpatrekr, Meldun = Máel Pátric, Máel Dúin (Rev. Celt. 3, 186 ff.). Da er aber im Altirischen nie durch einen einzigen Buchstaben bezeichnet ist, wird er noch als Diftong gesprochen worden sein.
63. Der Diftong entspricht
a) idg. oder europ. ai, z. B.
gáe ‘Speer’, gaide ‘pilatus’, gallolat. gaesum, vgl. gall. Γαισάται Γαιζάται, ahd. gēr ‘Sper’, gr. χαῖος, ‘Hirtenstab’.
cáech ‘einäugig’ (kymr. coeg ‘leer, eitel, frivol’?) got. haihs ‘einäugig’, lat. caecus.
aís áes (n. o-St.) 'das Alter' kymr. oes.
b) idg. oi, z. B.
oín óen ‘einer’ (G f. aíne Karlsr. Beda 31c 4), kymr. un, altlat. oino ‘unum’, got. ains ‘einer’.
cloín clóen ‘schief, ungerecht’, got. hlains ‘Hügel’, lit. szlaĩtas ‘Abhang’.
moín maín máen (f. i-St.) ‘Kostbarkeit, Geschenk’, lat. moenia munia ‘Leistungen’, lit. maĩnas ‘Tausch’.
c) Kontrakzion von o und e, é (i § 177), auch Redukzion von ou̯e, z. B.
ar·foímat ar·fóemat ‘sie nehmen an’ (·fo-emat), Prät. I pl ara·roítmar (·ro-fo-étmar).