Ausgleichungen eingetreten, welche die Regel durchkreuzen:
a) Die Synkope unterbleibt häufig durch Einfluß einer andern Form, z. B. Gsg londassa statt *londsa nach dem N londas(s) ‘Grimm’; sochumacht neben sochmacht ‘fähig’ nach eumachte ‘Vermögen’; foditiu ‘Erdulden’ aus *fo-détiu nach dem Simplex détiu.
105. b) Die Synkope trifft zwei sich folgende Silben (aus dem gleichen Grunde), z. B. ·tartsat ‘sie haben gegeben’ neben ·tartisset (*to-ro-ad-daisset) nach der deuterotonierten Form do·ratsat; ·ragbtha aus *ro·gabatha nach deuterotoniertem ro·gabtha ‘sind gesungen worden’.
Besonders häufig rufen so ursprünglich zweisilbige Präposizionen Synkope der nächsten Silbe hervor, nach Analogie der einsilbigen; z. B. ires(s) ‘Vertrauen’ (*iri(?)-ṡessa) hat in Wb und Ml den regelmäßigen Gsg irisse, aber in Tur. irse; do·arrchet, tairrchét ‘ist prophezeit worden’ aus ·are-ró (= ro-fo)‑chét; timthirecht ‘Bedienung’ Wb, aber timthrecht Ml, oín-timthrecht schon Wb 5 d 1 (to-imbi-to‑r..); ähnlich túailnge ‘Fähigkeit’ aus *to-fo-lunge zu túalang ‘fähig’. Vgl. auch Fedelmtheo neben Fedelmedo Arm. 16 b 1.2, G zum N Fedelmid.
106. c) Die Synkope tritt an unregelmäßiger Stelle auf. Wenn aus irgend einem Grund die Synkope der zweiten Silbe unterbleibt, so wird in einem vier- oder mehrsilbigen Wort in der Regel der Vokal der dritten Silbe ausgeworfen; z. B. zu cumachtach ‘mächtig’ Dpl cumachtgaib, Komparativ cumachtchu; indocbál inducbál ‘Ruhm, Glorie’ aus *ind-od-gabál (die zweite Silbe im Anschluß an tucbál tócbál ‘Erhebung’ bewahrt); ·tomontis Wb 12 d 21 III pl Prät. Subj. neben ·tomnitis ‘sie meinten’ nach deuterotoniertem *do·mentis; comoicse comaicse ‘Nähe’ zu comocus ‘nahe’ (die zweite Silbe durch das Simplex ocus acus ‘nahe’ gehalten); dúnattae ‘castrensis’ von dúnad (dúnath) 'Lager' mit Suffix ‑ade (das erste a durch das Stammwort gehalten).