Aus diesem Schwanken erklärt sich wohl die völlige Vermischung verschiedener Verbalstämme, die mit s anlauteten und mit ch oder g schlossen. Vgl. todiusgud Wb 12 c 39 und todiuschud 8 a 4 ‘Wecken’, toschid 10 d 18 und tasgid 29 a 13 ‘Nähren’, do·coisgedar Sg 16 b 2 ‘er folgt’ neben dem Simplex ·sechethar. Das Schwanken überträgt sich auf andere Formen wie in·choisechar ‘das bezeichnet wird’ Sg 198 a 3 neben in·coissegar Ml 48 a 11.
Über δ hinter s s. § 136.
In Ml ist vereinzelt silbenanlautendes β auch hinter stimmhaften Konsonanten zu f geworden: oín-chétfaid 53 b 20 (mit t = d), sonst immer cétbaid cétbuid ‘Sinn’ (cét-buith); findfadach ‘selig’ 56 b 44 (find-beth-ach). Selbst im Wortanlaut amal fid ‘gleich als wäre’ 34 b 11, 37 b 22 für bid. Vgl. hinter Vokal ciafa 36 a 32 für cía ba ‘obgleich du bist’.
Daß es sich nicht um Schreibfehler handelt, zeigt mittelir. cétfaid neuir. céadfaidh.
122. 2. Spiranten vor andern Konsonanten erleiden auch verschiedene Veränderungen:
a) In alten Gruppen sind die Spiranten ch, γ, δ zwischen einem Vokal und r, l, n geschwunden, ebenso th vor l und n; ein vorhergehender kurzer Vokal wird dabei gedehnt. Für achr erscheint mit sonderbarer Umfärbung ér, wie das sichere Beispiel dér ‘Träne’ altbreton. dacr gr. δάκρυ got. tagr zeigt; dagegen altes aγr ist zu ár geworden, s. u. Für achl achn fehlen unzweifelhafte Belege; vielleicht tál ‘Axt’ zu ahd. stahal ‘Stahl’, áil ‘passend, erwünscht’ aus *pak-li- zu got. fagrs ‘passend’ (oder aus *adli‑? vgl. adas ‘passend’).
Im übrigen vergleiche man z. B.
chρ: du·air-chér ‘ich habe losgekauft’ Arm. 186 a 1 aus *‑chechr, Prät. zu cren(a)id ‘er kauft’.
chλ: mu(i)nél ‘Hals’ kymr. mynwgl mwnwgl (mit g aus k), ·cúal(a)e ‘er hörte’ wohl aus *cochlou̯e *cuchlou̯e.
γρ: úar ‘kalt’ aus *ogr kymr. oer gall. Ogroni . . (Monatsname); ár ‘Niederlage’ aus *agr altbreton. air, vgl. gall. Uer-agri (gr. ἄγρα?).