120. In dieser Gestalt sind sie bewahrt:
a) Im Wortanlaut.
b) Intervokalisch hinter den haupttonigen Vokalen, z. B. bráthir ‘Bruder’ lat. frater, midiur ‘ich urteile’ gr. μέδομαι, sechitir ‘sie folgen’ lat. sequontur, tige ‘Häuser’ gr. τέγος.
Die ständige Ausnahme tuidecht ‘Kommen’ zu techt ‘Gehen’ ist durch den Einfluß des unverwandten Verbs do·dechnid, prototoniert ·tuidchid ‘ist gekommen’ bedingt. Der Gsg saído Thes. II 296,4 statt saítho mag durch den N saíd neben saíth ‘Mühsal’ hervorgerufen sein. In den vereinzelten Schreibungen cedardae Ml 111 c 9, 133 a 10 für cethardae ‘vier Dinge’, hódid, G zu úathad ‘Einzahl’, Sg 66 b 9 scheint eine Art Assimilation der beiden Spiranten stattgefunden zu haben (vielleicht nur in der Schrift); vgl. das umgekehrte senatharthae ‘großväterlich’ Ml 99 b 8 für ·athardae. Ungenaue Schreibung liegt wohl vor in cuide Ml 123 d 3 für cuithe ‘puteus’, ídi 124 c 8, Dsg zu ithe ‘Essen’ (wo auch irriges Längezeichen).
c) Die Stimmlosen bleiben stimmlos hinter Konsonanten.
Nur vereinzelt kommen Ausgleichungen vor, z. B. pecdæ ‘Sünden’ Wb II 33 b 8, pecdachu Apl ‘sündige’ Ml 26 d 14 statt gewöhnlichem pecthe pecthach mit dem d (δ), das sich in peccad ‘Sünde’ im Auslaut entwickelt hatte (§ 127).
121. In andern Stellungen ist der ursprüngliche Zustand mannigfaltig verschoben.
1. Es sind deutliche Spuren vorhanden, daß stimmhafte Spiranten hinter stimmlosen Lauten stimmlos wurden, z. B. macthi ‘kindliche’ Wb 12 c 9, corpthi ‘körperliche’ Ml 15 a 2, während sonst das Adjektivsuffix ‑δe lautet (§ 348); fortchide ‘bedeckt’ Ml 29 d 14 zu for·tugim ‘ich bedecke’.
Aber meist ist durch Ausgleichung der stimmhafte Spirant wieder eingedrungen, z. B. in chorpdid Adv. ‘körperlich’ Wb 27 a 12, neph-chorpde ‘unkörperlich’ Sg 59 b 16; mucde ‘suinus’ Sg 37 b 9 zu mucc ‘Schwein’; fortgidiu Kompar. ‘bedeckter’ Ml 30 a 3.