Handbuch des Alt-Irischen/I. Teil: Grammatik/Flexion und Stammbildung des Nomens
[ 154 ]Flexion und Stammbildung des Nomens.
Sammlungen, außer in der Grammatica Celtica, bei Stokes, Celtic Declension (Transactions of the Philological Society 1885—87 p. 97 ff. = Bezzenbergers Beitr. 11,64 ff., hier ohne das Personalpronomen). Vgl. auch St räch an, Contributions to the History of Middle Irish Declension (Transactions of the Phil. Soc. 1903-1906 p. 202 ff.).
Allgemeines zur Deklinazion.
246. Genus. Die drei grammatischen Geschlechter des Indogermanischen, Maskulinum, Femininum und Neutrum, sind in unserer Periode noch geschieden.
Man würde aus dem damaligen Sprachzustand kaum erraten können, daß so bald darauf, etwa im 10.–11. Jahrhundert, das nominale Neutrum völlig im Maskulinum und Femininum auf- gehen sollte. Einige Anfänge sind freilich vorhanden. Ab- gesehen davon, daß manche neutralen Formen mit geschlechtigen durch regelmäßigen Lautwandel zusammengefallen sind, ver- mischen sich die Geschlechter im Plural des Pronomens der dritten Person (§ 404 ff.) und der meisten Adjektivklassen (§354 ff.) und im Apl des Artikels; auch im Npl des Artikels sind Neutrum und Femininum nie mehr geschieden. Ferner zeigt sich im Plural der adjektivischen o-Siämme und im Npl des Artikels die Neigung, die vom Neutrum verschiedene maskuline Form aufzu- geben (§ 351). Vgl. auch die Vermischung maskuliner «-Stämme mit neutralen o-Stämmen § 308.
[ 155 ]Die Bestimmung des alten Geschlechts ist daher bei Wörtern, die nicht häutig vorkommen, oft schwierig oder un- möglich. Ein Verzeichnis aller Substantive, die man für alte Xeutra halten kann, gibt Hogan, R. Irish Academy, Todd Lecture Series, Vol. 4, 108 ff. und 6, 89 ff.
247. Numerus. Das Altirische bewahrt beim Substantiv die drei alten Numeri, Singular (sg), Plural (pl) und Dual (du). Der Dual ist immer mit dem Zahlwort 'zwei' (§ 384) verbunden.
Das Adjektiv und das Pronomen besitzen dagegen keinen vom Plural unterschiedenen Dual, z. B. da druith cegepiacdi 'zwei ägyptische Zauberer' Wb3Oc17, wo (Bgeptacdi Pluralform ist. Doch das substantivierte Ad- jektiv hat substantivischen Dual, z. B. da n-ög 'zwei Voll- ständige" Sg157b6.
Kasus. Das Altirische kann noch fünf Kasus unterscheiden, die wir mit den lateinischen Namen Nomi- nativ (N), Genitiv (G), Dativ (D), Ackusativ (A), Vokativ (V) nennen. Ein vom Dativ verschiedener Lokativ ist nur versteinert vorhanden in cinn (mit Gen.) 'am Ende von' zu cenn 'Ende' (D ciunn).
Nach altem Brauch unterscheiden die Neutra den Ackusativ und den Vokativ nicht vom Nominativ. Ebenso ist im Dual aller Geschlechter der Nominativ und der Ackusativ gleich; einen Vokativ des Duals gibt es nicht mehr. Für den Vokativ sg haben nur noch die mas- kulinen o-Stämme eine vom Nominativ verschiedene Form.
Eine Neuerung ist, daß alle Feminina den Dativ und Ackusativ sg zusammenfallen lassen (aber mit ver- schiedener Wirkung auf den folgenden Anlaut § 232,1; 238,1); eine ausschließlich dativische Form kennt nur die Flexion § 326. 330.
248. Zum Gebrauch der Kasus mag das Fol- gende genügen:
I. Der Nominativ steht außer als Subjektskasus und als Prädikatsnominativ auch häufig als absoluter Kasus, etwa wenn ein Wort vorangestellt wird, bevor der [ 156 ]Satz im Geiste der Redenden voll geformt ist; z. B. comthinol (Nsg) inna nöib — as'berr tempul doib, höre atreba Crist indib 'die Versammlung der Heiligen — «Tempel» wird zu ihnen gesagt, weil Christus in ihnen wohnt' Wb21c7.
Einen freien Gebrauch stellen auch Beispiele dar wie: hinun folud bis indib ocns a cetm'de (Nsg) 'dieselbe Substanz, die in ihnen ist und ihrem Primitivum' Sg 188 a 6.
249. II. Der Genitiv dient
1. zur Bestimmung eines andern Substantivs im weitesten Umfang und in der verschiedensten Bedeutung. Doch ist zu beachten, daß der Genitiv (und das Possessiv- pronomen § 435 ff.) bei einem Abstraktum, das zu einem transitiven Verb gehört, immer der Genitivus objectivus ist; der Handelnde wird durch den Dativ mit do aus- gedrückt. Also serc de 'die Liebe zu Gott, nicht 'die Liebe Gottes; a serc duit 'deine Liebe zu ihm'.
Der attributive nominale Genitiv steht in der Prosa immer hinter seinem Bezugswort; nur die poetische Sprache stellt ihn gelegentlich voran, z. B. fairggce findfolt 'des Meeres weißes Haar' Thes. II 290,4; fri frega fäl 'gegen der Wand Wall' SP.
2. zur Ergänzung von Adjektiven, namentlich solchen, die 'mächtig, bereit zu' bedeuten, wie cumachtach Wb 14c41, tiialang 31b 11, irlam 13c8, gressach foigde 'eifrig zum Bettel" 31b23, essamin precepte 'furchtlos zu predigen' 23b 7. Doch auch freier: soir mo brethre 'frei in Be- zug auf mein Wort' 4c 18, reil cersoilcthe beoil 'klar in Bezug auf Öffnung des Mundes' Sg 14a 16.
3. Von Verben kann sich nur die Kopula mit dem Genitiv verbinden. Dieser ist:
a) gewöhnlich ein Genitivus qualitatis, z. B. ni torbi 'es ist nicht von Nutzen', ni bat 'es ist nicht gut' (wört- lich 'vom Guten'), is meite 'es ist wichtig' ('von Größe"), is beicc 'es ist unwichtig' ('von Kleinheit), is tüalnge 'er ist fähig' ('der Fähigkeit').
b) ein Genitiv der Zugehörigkeit, z. B. ammi die wir [ 157 ]sind Gottes' Wb 6 b 20, it diu tänaisi c secundae sunt declinationis' Sg 107a2.
4. Von einem Genitivus temporis sind nur erstarrte Reste in den Konjunkzionen cene 'so lange als' § 880 (zu clan lange Zeit') und (h)6re 'weil' § 893 (zu üar 'Stunde') erhalten. Vielleicht ist auch dia in Ausdrücken wie dia domnich am Sonntag', cach dia 'täglich' ein alter Genitiv (§ 242,6; 340,3).
250. III. Der Dativ steht ohne Präposizion nur: 1. hinter Komparativen, z. B. maissiu mäenib 'herr- licher als Kostbarkeiten', mäa alailm 'größer als ein anderer'.
Aber ein durch Artikel, Possessivpronomen oder Genitiv bestimmtes Nomen kann nicht im Dativ stehen, sondern wird durch ol, später in und das Verb 'sein' mit dem Komparativ verknüpft (§ 758).
2. als Apposizion zu Personalpronomen in beliebigem Kasus (auch zu Possessivpronomen, da diese alte Genitive jener sind) und zu dem durch die Verbalform aus- gedrückten Subjekt; z. B. M som triuss 'er als dritter' Wb7c8, nanni ad'rocJiobursam firiänib 'alles, was wir Ge- rechte gewünscht hatten' Ml 56 b 24, diu ni preceptörib 'von uns Predigern' Wb 10d8.
Dem Dativ wird oft das Possessivpronomen der be- treffenden Person beigegeben, z. B. a soinmigi a cloinaib 'ihr, der Bösen, Glück' Ml 39 c 34, at'taam ar n-diis 'wir zwei sind' Wb 32a 28. Fehlt die Kopula, so steht der Dativ gleichsam als Subjekt, z. B. ecrichdai a n-diis '[sie sind] beide unbestimmt' Sg 151b6.
Die Zahlsubstantive olnar, dias usw. (§ 387) nehmen das Possessivpronomen immer zu sich. Sie stehen auch als Apposizion zu Substantiven und selbst prädikativ (§ 797). Ähnlich erstarrt ist dib linaib 'beide, beiderseits', eigentlich 'beide Zahlen'.
Sammlung von Beispielen bei Pedersen ZfCP 2,379. Das Adjektiv ufijli 'alle' steht dagegen gewöhnlich in der Ackusativ[ 158 ]form, auch bei dativischen Pronomen, z. B. düib uili 'euch allen'. uaidib uli c von ihnen allen'; doch auch indib liuilib Sg216b4. Latinismen scheinen Nominative wie is ninni cartlmig c nos amantes' Ml 133 d 7, os ni erig, Glosse zu c ut onusti..sentiemus' 135a3.
3. Bei Adjektiven bildet der Dativ des substan- tivierten Neutrums das Adverb, s. § 378.
Von Substantiven kennen nur wenige solche Verwen- dung des Dativs, namentlich cruth, z. B. in chrnth so 'auf diese Weise, alailiu chruth c auf andere Weise'; ähnlich ind inni se. attributiv talis übersetzend, fib feib 'wie sehr', int sainriud 'besonders', senmessib 'nach alter Schätzung' Arm. 17b1.
Dann einige Substantive für Zeitbegriffe, wie in tarn 'zur Zeit, da..', nach thain 'zu irgendeiner Zeit', ind inaim so 'zu dieser Zeit', matin 'Morgens', ind fecht so, sa (geschrieben indecht indect, auch infecht) 'diesmal', oinecht 'einmal', diud 'am Ende', aiihirriuch 'wiederum', (h)uaraib 'manchmal', ind hüathad selten' Sg 137b 2; erstarrt: in-diu (in Artikel) 'heute', in-nocht 'heut Nacht. Vgl. gair biuc iar-tain 'paulopost' Sg 147 a 7, wörtlich 'um eine kleine Kürze später'. Zu siu 'in dieser Welt' s. § 470.
Auf bestimmte Verbindungen beschränkt sind die Dative in fris'cu(i)rethar ceill 'colit' (Abstr. freccor ceitt), in Ml dafür eheül, zu ciall 'Sinn'; ar'beir biuth oder bith 'er genießt, gebraucht' (Abstr. airbert, erbert biuth) zu bitli 'Welt. So wohl auch ar'mu(i)nethar feid 'ehrt' (Abstr. airmitia feid).
Die Dichtung wendet den Dativ freier an, in Fällen, wo die Prosa Präposizionen nicht entbehren kann, z. B. leir ingnu 'rüstig im Erkennen', läedib 'durch Lieder' SP.
Die gallischen Inschriften zeigen den entsprechenden Kasus im Sinne eines deutschen oder lateinischen Dativs. In dieser Bedeutung nimmt er im Irischen immer die Präposizion do vor sich.
4. Von Präposizionen haben stets den Dativ bei sich: a 'aus', con 'mit', di (do) 'von', do 'zu', fiad 'vor, iar 'nach', is 'unterhalb', 6 üa 'von, durch', oc 'bei', 6s üas 'oberhalb', re 'vor';
[ 159 ]neben dem Ackusativ: ar 'für, wegen 1 fo c unter, for 'auf, i c in'.
Der irische Dativ ist also ein arger Mischkasus und ver- einigt in sich Funkzionen des alten Dativs, Ablativs, Instrumen- talis und Lokativs.
251. IV. Der Ackusativ steht
1. als Objekt (äußeres oder inneres) beim Verb; er ist auch möglich bei Verben, die 'kommen' bedeuten.
2. ganz vereinzelt als Prädikativ: gdbsi cadessin abbaith 'er nahm ihn selbst zum Abt' Arm. 18b 1.
Sonst steht hier der Ackusativ mit in , z. B. Wb26a8.
3. zur Bezeichnung der Zeit, meist der Zeitstrecke, z. B. inn her et sin 'diese Zeit über" Sg 148 a 6, a n-gaimrecl sa 'während dieses Winters' Wb 31dl4. Doch auch: allae sin 'an diesem Tag' Wb 1.5 c 25, aidchi ro'boi 'in einer Nacht' Ml 55 cl.
4. hinter amal (amail) 'wie' (§ 846) und hinter dem Äquativ der Adjektive (§ 369), z. B. sonartaidir siebe 'so stark wie Berge'.
5. hinter den prädikativen Adjektiven tüalang 'fähig" (neben dem Genitiv § 249,2) und adas 'entsprechend', z. B. bä tüalang cdch forcital (Asg) alaili 'jeder sei fähig, einen andern zu lehren' Wb 6dl3, vgl. 13cl5; bid adas far m-bäich es wird eurem Kampf entsprechen' 5 d 35.
6. hinter den Präposizionen: cen 'ohne', cenmithd 'außer', co g 'zu', echtar 'außerhalb' (sechtar hinaus aus'), etar 'zwischen', fri 'gegen', im(m) 'um', la 'bei', sech 'vor- bei an', tar dar 'über..weg', tri 'durch';
neben dem Ackusativ hinter ar, /o, for, i (§ 250,4).
Der Ackusativ nach ma-ni-bad 'wenn nicht (gewesen) wäre", c ohne' wird durch den bei cen c ohne' bedingt sein, z. ß. as'roilli a bäs, manibad tröcairi n-dce 'er hatte seinen Tod verdient, wäre nicht Gottes Erbarmen gewesen' Ml 111b 28, vgl. 134b3, 136c2.
252. V. Vor dem Vokativ steht immer die Par- tikel a {<'< § 46). Sie leniert den Anlaut nach § 234,5.
[ 160 ]Deklinazion und Stammbildung der Substantive.
253. Wir teilen die Substantive nach ihrer Flexion in 15 Hauptklassen ein und stellen Vereinzeltes in einer 16ten Abteilung zusammen. Die Verschiedenheit ist be- gründet durch den noch erkennbaren oder nur zu er- schließenden Stammauslaut, der auch eine Scheidung in die zwei großen Gruppen der ursprünglich vokalisch und der konsonantisch auslautenden Stämme gestattet.
A. Vokalische Stämme:
I. Alte o-Stämme, mask. und neutr.
II. Alte io-Stämme (wobei altes -io- und -iio- nicht geschieden ist, § 195), mask. und neutr.
III. Alte ä-Stämme, fem.
IV. Alte iö-Stämme (sowohl iß- als iiä-Stämme), fem.
V. Alte iä- oder te-Stämme mit Nsg auf - fem.
VI. Alte ?fä-Stämme mit Nsg auf -ii, fem.
VII. r-Stämme.
VIII. w-Stämme.
B. Konsonantische Stämme:
IX. Stämme auf einen lenierten Guttural (-ch -f).
X. Stämme auf einen lenierten Dental (-th -ö).
XI. Stämme auf -t (=-d) aus -nt.
XII. Stämme auf leniertes -n (-v).
XIII. Stämme auf unleniertes und geminiertes -n (-nn).
XIV. Stämme auf -r (-p).
XV. Alte neutrale s-Stämme.
XVI. Vereinzeltes und indeklinable Wörter.
Einige Substantive lassen sich in keine dieser Klassen ein- reihen, z. B.
NAsg nem 'Gift' Ml 33dl0, G inä neime Sg 112 al (neutraler s- oder «-Stamm?), aber Npl neitni Sg 139b 6 (geschlechtiger i-Stamm), Adj. ne(i)rtin-ech Wb 7cl, Sg 33 b 11.
So neben dem fem. ä-St. adem c Gerät', G aidme, Npl aidme (aus -ea) Ml 89 a 9 auch ein mask. fSt.: Nsg in (1. int1) adim Ml 49b7, Npl ind aidmi 89a8, Apl aidmi.
[ 161 ]Stammbildung der Substantive.
254. Die Entstehung dieser Nominalstämme liegt großenteils weit vor der altirischen Periode. Hier sollen nur solche Bildungen besprochen werden, die noch lebendig sind.
255. Das Altirische hat sich die Fähigkeit, mit Substantivstämmen Komposita aller Art zu bilden, in ebenso vollem Maße bewahrt wie etwa das Altgriechische und das Germanische. Selbst Dvandva-Komposita sind ihm nicht fremd, vgl. später belegtes brat-gaisced "Mantel und Waffen'. Die Poesie ist natürlich in solchen Bildungen noch kühner als die Prosa. Über die Lenierung des An- lauts des zweiten Glieds auch nach ursprünglich konso- nantisch auslautenden Stämmen s. § 236.
Um persönliche Feminina zu Maskulinen zu bilden, wird vor diese bau-, die Komposizionsform von ben 'Weib' (§ 290), gesetzt, z. B. ban-näm(a)e 'Feindin', ban-dälem 'Schenkin', ban-dea 'Göttin (Sg), ban-airchinnech 'Vorsteherin' usw.
256. Jedes Adjektiv kann ohne Weiteres als Substantiv gebraucht werden. Hie und da tritt dann in der Flexion eine Differenz zu Tage, s. § 351. 353. 355. 357.
Z. B. in noib, ind noib 'der, die Heilige', nach cumachtach 'irgend ein Mächtiger', nammaith (na maith) 'etwas Gutes', mar n-amri 'viel Wunderbares', wörtlich 'ein Großes von Wunderbarem'.
Bildung von Abstrakten (und Kollektiven).
257. A. Zu Verben, s. §721 ff. Zur Flexion ist zu bemerken, daß infolge des besonders häufigen Ge- brauchs des Dativs mit do (§ 720) nicht selten die Dativ- form auch in den Nominativ eindringt, z. B. gabäil neben gabäl 'Nehmen', tabairt neben tabart 'Geben', aicsin neben äicsiu 'Sehen', taidbse neben taidbsiu 'Zeigen' (Sammlung bei Strachan ZfCP 4,70. 491). Ferner vermischen sehr [ 162 ]oft verschiedene Stammklassen ihre Flexion s. § 725. 729. 730.
Das häufige Abstraktsuffix -ad kann auch ohne dazwischen- liegende denominative Verben abstrakte Substantive erweitern, z. B. bes 'Sitte, Gewohnheit": besad 'gewohnheitsmäßige Handlung'; aimser 'Zeit': aimserad 'Zeitdauer'.
258. B. Zu Adjektiven.
1. Die größte Klasse bilden Feminina auf -e (= -iia britann. -eö, vgl. gr. o"ocp-ia, lat. pmdent-ia). Sie sind von Adjektiven jeder Art abgeleitet außer von solchen, die selber auf -e endigen. Z. B. dtan 'schnell': dene 'Schnelligkeit', fromm 'schwer': trumm(a)e, son(a)irt 'kräftig' sonirte sonartae, fäilid 'froh': fäilte, follus 'klar': foilse, sochritd 'schön': sochraide.
Es ist die einzige Bildungsweise bei Adjektiven auf -ach -eck, z. B. hiressach 'gläubig': hiresche, soinmech 'glücklich': soinmige soinmiche.
259. 2. Zahlreich sind auch maskuline Abstrakta mit Suffix -tut- (mittelkymr. -tit), zu vergleichen mit dem femininen lateinischen -tut- (imientus = ir. oitiu), got. -duß- (miküdußs 'Größe').
Vgl. Mu bio 'lebendig': bethu, G bethad, 'Leben', sen 'alt': sentu, oin 'einer': ointu, slän 'gesund': släntu. Hier kann t statt th durch das n bedingt sein (§ 136). Aber die Lenierung fehlt auch in lourtu zu lour 'genug, nebmarbtu 'Unsterblichkeit' zu marb 'tot' (oder eigentlich zu marbd(a)e 'sterblich' ? Dann könnte t aus ö -f- th ent- standen sein (§ 134); ebenso in üasal 'hoch': üaisletu, diles 'eigen': düsetu, üalib 'unruhig': üailbetu (neben üailbe).
Besonders ist dieses Suffix (mit unleniertem t) ge- wöhnlich bei Adjektiven auf -e (to-Stämmen); es ist das einzige bei allen Adjektiven auf -de (§ 347 f.) und bei den Partizipien auf -the usw. (§713). Z. B domm(a)e 'arm': dommatu (arch. dommetu), mücn(a)e 'austerus: mücnatu, cotarsn(a)e 'zuwider': cotarsnatu, ild(a)e 'vielfach: üdatu, armth(a)e 'bewaffnet': armthatu 'armatura'.
[ 163 ]Vereinzelt ist das Grundwort ein Substantiv, wie saichdetu 'die Eigenschaft zu streben" zu saigid "Streben", torbatu 'Nützlichkeit zu torb(a)e 'Nutzen'; auch febtu 'Qualität' zu flu, G febe, 'Eigenschaft' (oder zum adver- bialen Dativ feib 'wie').
260. 3. Weniger häufig, besonders bei zusammen- gesetzten Adjektiven beliebt, doch nicht auf sie beschränkt, ist die maskuline Endung -us, die auf ein Suffix -essu- oder -issu- (aus -es-tu-t) zurückzugehen scheint, vgl. Gsg innriccso Sg 59b 8 zu inruccus 'Würde' von inricc 'würdig.
Weitere Beispiele sind bind 'wohlklingend': bindius (G bindiusa § 100b), diuit 'einfach': diuitius, faitech 'vor- sichtig': faitigus, cosm(u)il 'ähnlich': cosmuilius (neben cosmile), cubaid 'harmonisch': cuibdius, airdirc erdairc 'be- rühmt': airdircus erdarcus, inderb 'unsicher': inderbus (neben positivem derb(a)e), cutrumm(a)e 'gleich': cutrwmmus; mördlus 'moralitas'e
Von einem Substantiv: comarb(a)e der Erbe': comarbus 'Erbschaft, Erbberechtigung'; fine 'die Verwandten: coibnius 'Verwandtschaft'.
4. Zu einsilbigen Adjektiven auf -th -d werden Ab- strakta auf -s(s) (weibliche «-Stämme) gebildet, z. B. baith 'töricht': bais 'Torheit', G bähe, A bais; gaith 'klug': gais; gnäth 'gewohnt': gnds; scith 'müde': scis; de'id 'untätig': 'dees 'desidia', G deesse, A deeis.
Die Bildung enthält wohl das Suffix -tä (s. § 725) und geht von solchen Adjektiven aus, in denen -d -th nicht Suffix, sondern Wurzelauslaut war.
5. Vereinzelte auf -as s. § 262; auf -rad § 264.
261. C. Von Substantiven:
1. Das gewöhnliche Suffix ist -acht (nach palatalen Konsonanten -echt), das weibliche «-Stämme bildet, ent- sprechend britann. -aith kymr. -aefh. Z. B. noidiu, G noiden, 'Kind': noidenacht 'Kindheit', dia 'Gott': deacht, doini pl 'Menschen': doinecht und do/nacht, techtaire 'Bote': techtairecht 'Botenamt', fili, G filed, 'Dichter': [ 164 ]filedacht, forcitlaid 'Lehrer ': forcitlaidecht, brithem, G brithemon, 'Richter': brithemnacht, flaithem (neben flaith) 'Herrscher': flaithemnacM; mit Ausbreitung von -mnacht: coimdiu, G coimded, 'Herr': coimdemnacht (auch coimdinecht Ml 101 c 7), bibdu, G bibdad, 'der Schuldige': bibdamnacht; eigentümlich inderbamnacht, Glosse zu diffidentia Ml 142 b 3, von inderb 'unsicher' (neben inderbus).
Wenn das Suffix von gall. Bibracte, das doch wohl 'ßiber- platz' bedeutet, dazu gehört, möchte die Bedeutung ursprünglich kollektiv gewesen sein.
262. 2. Nicht selten ist auch das maskuline Suffix -assu-, Nsg -as, nach palatalen Konsonanten -es, gleich got. -assu- z. B. in gudjin-assus 'Priestertum'. Im Kym- rischen ist -as weiblich, z. B. mittelkymr. teyrn-as 'Herr- schaft'.
Beispiele: flaithemnas 'Herrschertum' (neben obigem flaithemnacM), aire, G airech, 'Vornehmer': airechas, G airechsa; öclach 'Jüngling': öclachas 'Jugend', G öclachsa; muntar 'Familie': mmitaras 'familiaritas'; remthecht 'Voran- gehen'; remthechtas 'die Eigenschaft voranzugehen'; anam- cliar(a)e 'Beichtvater': anamchairtes, G anamchairtessa: länamain 'Ehepar': Idnamnas 'Ehe'; adaltras 'adulterium', ethemlagas 'et(h)ymologia
Selten von Adjektiven: lond 'zornig': londas, G lon- dassa; coitchenn 'gemeinsam': coitchennas ; e'mech 'zeitgemäß, sachgemäß': emechas (neben emige, emiche).
263. 3. Neben diesen tritt sehr zurück ein weib- liches Suffix -ine (iä-St.) oder länger -sine, z. B. car(a)e 'Freund', G carat: cairddine 'Freundschaft 5; nAm(a)e 'Feind': udimtine; mug 'Knecht': mugsine; fäith 'Prophet': fäithsine fditsine (fdissine § 136); cocele 'Genosse': coceilsine.
Ainbthine 'stürmisches Wetter' zu anboth 'Sturm' und später belegtes feochuine 'Raben' zu fiacli 'Rabe' weisen auf kol- lektivische Bedeutung.
4. Abgestorben ist wohl neutrales -e (io-St.) oder länger -(is)se. So ri, G rig, 'König': rige 'Königtum, -reich'; [ 165 ]car(a)e 'Freund': cairde 'Vertrag, Waffenstillstand 5 ; mil, G miledj 'Soldat": mute 'Kriegsdienst'; fiadu, G fiadan, 'Zeuge': fiadnisse 'Zeugnis'; sair 'artifex': sairse 'Kunst'. Vgl. auch cenele Geschlecht' neben cenel; desse 'die rechte Seite, die Gegend zur Rechten' zu dess 'rechts; maisse 'Schönheit' zu mass 'schön'.
5. Vereinzelte auf -us s. § 260, -tu § 259, -rad § 264.
264. Kollektivisch oder zur Bezeichnung einer Masse wird oft -rad -red gebraucht, das neutrale o-Stämme bildet; z.B. et 'Eifersucht': etrad, G etraid, dass.; Iwrith 'Asche': lüaithred dass.; aig 'Eis': aigred dass.; slcädred n-argait 'Silberabfall 5 Ml 85 b 7 neben slaide 'Hauen, Häm mern'; ähnlich gaim-red 'Winterzeit 5, sam-rad 'Sommerzeit. Mit anderer Bedeutung zu sain 'besonders': sainred sainreth 'etwas Besonderes, Besonderheit'.
Als Abstraktsuffix erscheint es in mrechtrad 'Bunt- heit' zu mrecht 'bunt' und caratrad 'Freundschaft' (neben cairddine § 263).
Im Britannischen entspricht wohl mittelkymr. -ret in gweiih-ret körn, gwythres 'Tätigkeit', vgl. später belegtes ir. gnim- rad 'Tat, Verrichtung'. Die Muster waren gewiß alte Komposita, deren zweites Glied vielleicht zu rethid 'läuft' gehörte, vgl. ind- red 'Einfall' u. äbnl.
265. Seltener ist weibliches -rad, das Kollektiva zu Personenbezeichnungen bildet, z. B. Idechrad, Dsg läechraid, 'Krieger (pl), Kriegerschar' zu läech 'Krieger' mac-rad 'Knaben', G macraide.
Vielleicht entspricht diesem Suffix das maskuline kymrische Abstraktsuffix -rwydd, das eich wohl zu ir. riad 'Fahrt' u. Verw. stellt.
Über Kollektiva auf -ine s. § 263. Über Zahl- substantive § 386 f.
266. Von Ortsadverbien (§ 477) und Präposizionen werden Ortssubstantive mit der neutralen Endung -ter -tar (*-tero-) abgeleitet. So air-ther 'Osten", iarthar 'Westen', öchtar üachtar 'der obere Teil' (zu 6s üas), ichtar 'der untere Teil' (zu is), cen-tar 'das Diesseits', all-tar 'das [ 166 ]Jenseits'. Etwas abweichend: immechtar 'das Äußere' (zu echtar). Vgl. nechtar, cechtar § 483 c, 484c.
Nomina actoris und Verwandtes.
267. 1. Das gewöhnliche Suffix für Nomina actoris, das von den Glossatoren zu beliebigen Neubildungen ver- wendet wird, ist -ith -id (i'-Stämme), entsprechend britannischem -iat, z. B. cetl(a)id 'Sänger' = altkymr. centhliat, scribndid 'Schreiber' = altkorn. scrhäniat.
Es tritt zunächst an Verbalabstrakta (§ 720 ff.), z. B. serc 'Liebe': serc(a)id 'Liebhaber, digal 'Rache': digl(a)id 'Rächer', essorcun 'Schlagen': essoircnid 'Schläger', linad 'Füllen': lintid 'fartor'; elned 'Beschmutzen': elnithid 'uiolator'.
Bei den Ableitungen von den zahlreichen Abstrakten auf -ad -ud (§ 722) klingt das Nomen actoris auch an das Partizip (§ 713) an, vgl. lint(a)e 'gefüllt', elnithe 'be- schmutzt'. So wird anderen Bildungen direkt das Partizip zu Grunde gelegt, z. B. esartae 'geschlagen': esartaid (oben essoircnid), diachtae 'gerächt': diachtaid (oben diglaid), tuiste 'erzeugt': tiästid 'Erzeuger', gesse 'gebeten': gessid, G gessedo, 'Bitter'.
Oder die ganze Endung -tJdd wird hinter Verbal- abstrakta gesetzt, z. B. sechem 'Folgen': sechimtkid 'sectator fogl(a)imm 'Lernen': foglimthid 'Schüler', gdbäl Nehmen' rann-gabältaid 'Teilnehmer'.
Endlich wird manchmal das Suffix -id oder -thid mit dem Präsensstamm eines Verbs verbunden, z. B. ar'tüaissi, 'eitsi 'hört' (Abstr. eitsecht): heitsid 'Hörer', üc 'kommt' (Abstr. tichtu): nuie-thicid 'neuer Ankömmling', in'greinn 'verfolgt' (Abstr. ingreim): ingrenüd ingraintid 'Verfolger'.
Feminina haben dasselbe Suffix, z. B. ecailsid 'disceptatrix' Ml 133 d 5 oder mit ban- (§ 255): ban-terismid 'obstetrix' Sg 69 a 18.
Außer Nomina actoris werden auch andere Bezeich- nungen von Personen so gebildet, z. B. fuü 'Blut': com- fulid 'consanguineus', recht 'Gesetz': es-rechtaid 'exlex'; [ 167 ]litrid 'litteratus'; von einem Adjektiv: cotarsnae 'zuwider': cotarsnid 'Widersacher'.
Hie und da werden solche Formen als Bezeichnung eines Werkzeugs gebraucht, z. B. deregtifh 'scalprum' Thes. II 42, i8; als Kasusnamen z. B. togarthith 'Vokativ', tobarthid 'Dativ', ainmnid 'Nominativ', aiusid 'Ackusativ', ähnlich forngarthid 'Imperativ'.
Das inselkeltische Suffix -{ati- erinnert an gall. -all- -at- in NajuauaciTK; 'aus Nemausus', TaXdTai zu ir. gdl 'Kämpfen, Tapfer- keit', Atrebates (ir. atreba 'wohnt', atrab 'Wohnung').
268. 2. Im Absterben ist die Endung -em («Stämme), z. B. breth 'Urteil': brithem, G brithemon, 'Richter', däil 'Austeilen': dälem 'Schenke', mrath 'Verrat': mraifhem, flaith 'Herrschaft': flaithem, düil 'Geschöpf': dülem 'Schöpfer', flach 'Schuld': fächern 'Schuldner', orbe 'das Erbe": orbam 'der Erbe', lu(a)e 'Steuerruder': luam 'Steuermann'.
Vgl. casamo 'adsectator', e Gallia ductum (Quint. 1, 5, 8)?
269. 3. Das lateinische Suffix -arius erscheint in zweierlei Gestalt (vgl. § 905. 907):
a) als -(a)ire (io-St.), vgl. notire 'notarius', tablaire 'tabellarius', scrinire 'scriniarius Darnach techt(a)ire Bote' zu techt 'Gang', echaire 'Stallknecht' zu ech 'Pferd', recht(a)ire 'Oberverwalter zu recht 'Gesetz', rimaire 'Rechner' zu Hm 'Zahl'.
b) als -dir (/-St.), vgl. caindleöir 'candelarius, Kerzen- träger', laitnöir 'Latinist, mittellat. latinarius'; so foichleöir 'curator' zu fochell 'Besorgung", meithleoir 'messor' zu methel kollektiv 'Erntearbeiter'.
4. -töir -atöir aus lat. -(a)tor, vgl. preceptöir, dictatöir, senatöir; so tugatöir (poetisch) 'Decker' SP zu tugid 'deckt'. Hierher oder wie 3b: hibgartöir 'olitor' zu lub-gort Garten".
Deminutive.
270. Die Deminutive scheinen, soweit das Material urteilen läßt, das Geschlecht des Stammworts zu be- wahren; doch s. §273.
[ 168 ]Aber cnän (von cü m. c Hund') glossiert nicht nur canicula Sg49bll, sondern scheint in der Bedeutung 'Hündin' feminin zu flektieren, vgl. Dsg cudin Yellow Book of Lecan 20 b 21.
Die häufigsten Endungen sind -an und -nat, jenes in der Regel männlich (gelegentlich neutral), dieses weiblich; vgl. Sg 37b: unus ullus (Glosse oendn), um ulla (Gl. öennat). Doch kommen daneben erweiterte und andere Suffix- formen vor.
271. 1. -an (o-St.), z. B. fer 'Mann': ferän, noidiu, G noiden, 'Kind': noidenän, lie, G liae, 'Stein': lecän, brdthir Bruder": bräithrän, duine 'Mensch': diänän, uisce 'Wasser': usceän; auch von Adjektiven: becän 'paululus', 'pauxillum', sainemldn 'bellus" (von sainemaü), ja von Komparativen: mäo mäa 'größer': madnu maiusculus', und Adverbien: in menic 'oft': in meincän 'saepiuscule'.
Manchmal, namentlich bei Augenblicksbildungen, dient einfach der Nominativ als Grundlage: tdid 'Dieb' täiddn 'furunculus', vgl. oben citän. An den Dativ ist -an angehängt in a öenurdn SP zu a öenur 'er allein' (§ 250,2), Nsg öenar.
Dasin Eigennamen häufige Suffix zeigt auf den Ogominschriften und auf den lateinischen Inschriften von Wales ältere Gestalt; dort z. B. Gsg Mailagni, Talagni, Ulccagni (später Olcän), hier Ulcagnus, G Broccagni (später Broccän), Corbagni, Cnrcagni, Ercagni. Ob und wie es mit dem galliechen patronymischen Suffix -cno- in Oppianicnos ToimaatKvoi; Nanionicnos Lucoticnos usw. zusammenhängt, steht dahin.
Vor -an erscheint bisweilen ein c (=g), z. B. Isucän 'Jesulein", cridecdn 'Herzchen' (cride n.). Vielleicht knüpft es an eine Bildung von Kosenamen an, die, wie es scheint, von den britannischen Christen der englischen Insel ausging. Ein Heiliger Becän heißt z. B. auch Mo-Becöc und Do-Becöc, Äeddn auch JWAedöc, wohl mit dem britannischen Suffix -og = ir. -ach § 349. In Isucän könnte die ursprünglich britannische Endung mit der irischen vereinigt sein. Doch ist auch denkbar, daß der Guttural von Wörtern wie becän falsch übertragen war.
[ 169 ]Über jene Narnensformen s. Zimmer KZ 32, 180 ff., der aber irrig mittelir. 6c altir. öac 'jung' in dem Suffixe sucht. Eben- da 158 ff. weiteres über die Bildung irischer Kosenamen.
272. 2. Seltener ist -en, z. B duinen (oben duindn); grinnönu Apl 'fasceolas' Ml 144 c 5 zu grinne 'Bündel' (könnte auch zu 5b gehören); von einem Adjektiv: catch 'blind': catchen, Glosse zu ( cerritus
Vgl. Benin aus lat. Benignus. Man erwartet im GVsg -in aus -igni -igne; doch scheinen die Formen indeklinabel geworden zu sein, vgl. stur Bincn "die Schwester des Benignus' Vita Tripartita p. 98. Späteres -in, z. B. in Baithin, ist vielleicht nach Augustin ^Augustinus' u. ähnl. gebildet. Über das früh veraltete Suffix -6n, G -üin, in Eigennamen s. K. Meyer, Eriu 4,68.
273. 3. Als Femininsuffix dient -nat, nach Pala- talen meist -net, z. B. brü, G bronn, 'Bauch': bronnat, Dsg bronnait. So siur 'Schwester': siurnat, bö 'Kuh': bönat, fochric 'Lohn': fochricnet, altöir f. 'Altar': altöirnat, ungae 'Unze': ungainet 'unciolam' Sg 49 a 11.
Das letztere Wort könnte auf neutrales Geschlecht weisen, wenn nicht in der Glosse ungenau der Nominativ gesetzt ist. Der Dativ bronnait kann einem ö-Stamm oder einem neutralen wi-Stamm angehören; tonnait 'cuticula' Sg 46b 8 läßt sich aber am ehesten als Femininum deuten, so daß die Form des DAsg in den Nominativ gedrungen wäre, falls kein Schreibfehler vorliegt. Jedenfalls scheint das Suffix auch bei andern Geschlechtern vorzukommen. Sg 45b werden in der Reihe homo — homuncio — homunculus die beiden letzten mit duinen — duinenet glossiert. Talamnat 'terrula' 48a 14 kommt vom maskulinen talam, könnte aber allenfalls durch das Lateinische beeinflußt sein; öthath- nat 'pauculus' 49a 14 zu öthad n. 'kleine Anzahl, wenig'.
374. 4. -that (-tat § 136) ist nur bei Unbelebtem belegt, z. B. tirthat 'agellus' (tir n.), centat 'capitulum' (cenn n.), glainethat 'maxilla' (glaine f. 'mala').
5. a) Dasselbe gilt von -ne -ine (io- und iä-St), z. B. grän n. 'Korn': gräinne gränne (fem. Wb 13 c 23); glaine f. 'mala': glainine 'maxilla'; folt m. 'Haar': foiltne m.
[ 170 ]b) Eine Vereinigung dieser Endung mit 2. scheint -ene zu sein, z.B. claideb m. 'Schwert: claidbene, brat m. 'Mantel': broitene, Mir f. 'Stute': lärme. In Eigennamen Ernene (zu 'tarn 'Eisen'), Baithene (baith 'töricht').
Flexionsparadigmen.
A. Vokalische Stämme.
I. o-Stämme.
275. Im Maskulinum haben eine Endung nur der D pl u. du (-aib) und der AVpl (-u). In den andern Kasus wechselt nur die Färbung der letzten Konsonanten. Sie haben in der Regel dunkle Färbung im NAsg, Gpl, NGAdu; palatale im GVsg und Npl; zt-Färbung im Dsg.
Im Neutrum erscheint – außer -aib im D pl u. du – im NApl gelegentlich eine Endung -a. Ein Vokativ des Plurals ist zufällig nicht belegt. Dunkle Konsonantenfärbung hat der NAVsg, NGA pl u. du; palatale der Gsg; it-Färbung in der Regel der Dsg.
Über Lenierung und Nasalierung eines folgenden An- lauts s. § 232. 238.
276. Maskulina: fer 'Mann', claideb 'Schwert'; Neutra: scel 'Bericht', accobor -bur 'Wunsch'.
Singular m. n. N fer claideb scél accobor -bur G fir claidib scéuil scéoil accob(u)ir D fiur claidiub scéul accobur A fer claideb scél accobar -bur V fir claidib scél accobor -bur
Plural N fir claidib scél, scéla accobor -bur, accobra G fer claideb scél accobor, -bur D fer(a)ib claidbib scél(a)ib accobr(a)ib A firu claidbiu scél, scéla accobar -bur, accobru V firu claidbiu UB
[ 171 ]Dual NA fer claideb scél accobor -bur G fer claideb scél accobor -bur D fer(a)ib claidbib scél(a)ib accobr(a)ib.
277. Die endungslose Form des NApl der Neutra findet sich besonders in Verbindung mit Wörtern, die schon an sich den Numerus kennzeichnen wie Artikel, Pronominalien, Zahlwörter.
Bei Endungen, die der a-Färbung nicht zugänglich sind (§ 164, 169), ist der Dsg vom NA nicht verschieden; z. B. nach langem Vokal oder Diftong wie slóg slúag m. 'Heer', íasc m. 'Fisch', scáth n. 'Schatten' (aber D fo-scud Ml 50 d 7), bás n. 'Tod', aís áes n. 'Alter'; zum Teil nach betontem o wie corp m. 'Körper', folt m. 'Haar', cosc n. 'Zurechtweisung' (auch écosc); nach a wie macc m. 'Sohn', salm m. 'Psalm', erchoat n. 'Schaden', estoasc n. 'Aus. pressung'.
Unter deren Einfluß scheint aber auch sonst manch- mal die Form des NA an die Stelle des Dativs zu treten, z. B. epscop 'Bischof' Tur. 49 (G epscuip Sb, epscoip Ml), sacardd 'Priester', galar n. 'Krankheit' (durch das erste a veranlaßt? Vgl. das Adj. labar Ml 58c6); sechmall n. 'Vorbeigehn' Ml 70b3 (aber diull zu diall 'Deklinazion'); forcital n. 'Lehre' Ml 49a6, gewöhnlich forcital; oscar m. 'dem Ungebildeten' Wb 12d16; cor n. 'Setzen' Ml 118a15.
278. Die Wirkung der verschiedenen Konsonantnen- färbungen auf den vorhergehenden Vokal mögen noch fol- gende Beispiele veranschaulichen:
íasc m. 'Fisch', Gsg Npl éisc (§ 51). son m. 'Wort', Gsg Npl suin, Dsg sun, Apl sunu (§ 71), lebor lebur m. 'Buch', Gsg libuir, D libur (§ 69. 161). én m. 'Vogel', Gsg Npl éuin éoin éiuin, Dsg éun, Apl éunu éonu (§ 53). nél m. 'Wolke', Gsg Npl níuil, Apl níulu.
[ 172 ]ball m. 'Glied', Gsg Npl boill und baül, Dsg bull und baull, Apl bulla und baullu (§ 76). crann n. 'Baum, Stamm', Gsg cruinn, D crunn (§ 222). &ra£ m. 'Mantel', Dsg brot (G später belegt broit). nert n. 'Kraft', Gsg neirt, D neurt. ceol ceul n. 'Musik, Weise', Gsg ciuil, D ciul. dia m. 'Gott', GVsg Npl de (dcei Wb 22 c 10), DAsg Gpl dia, Dpi deib, Apl deu deo (§51. 45).
279. Besonderes:
1. demon demun, G demuin, m. 'Teufel' hat bisweilen den Plural demn(a)e (neutraler io-St.) im Anschluß an lat. daemonia.
2. Einige Neutra auf -ch (-g) können den Plural wie s-Stämme (§ 337) bilden, z. B. tossach 'Anfang', D tosstich tossug tossoch, Npl tosge Ml 96 b 5; ocldrach 'Mist, pl octarche Wb 9a7; cuimrech 'Fessel', Dpi cuimrigib Wb 23 b 11 neben cnimregaib 26d21. So später etach, G etaig, 'Kleid', Npl etaige, aber Gpl etach. Wohl Einfluß von tecli 'Haus, pl tige.
3. lestar n. 'Gefäß' hat einen Plural lestrai Ml 101 d 4 (wohl auch 18 b4).
4. sei m. 'Wertgegenstand' bildet Wb 23 d 4 den Apl seuti statt seutu, wohl attrahiert durch das daneben- stehende maini 'Schätze' (oder Schreibfehler?).
5. Über Vermischung der o- und «-Flexion s. § 308.
IL io-Stämme. 280. Sie unterscheiden sich von den o-Stämmen dadurch, daß nach i (i) der Vokal der Endsilbe nie ge- schwunden ist (§ 90). Wir finden daher:
im Maskulinum die Endung -e im NAsg, Gpl, NGA du; die Endung -i im GVsg, Npl; die Endung -(i)u im Dsg, AVpl; die Endung Ab im Dpi u. du.
im Neutrum die Endung -e NA sg pl du, Vsg, G pl du; -i im Gsg; -(i)u im Dsg, -ib im D pl du.
[ 173 ]281. Maskulina: cele (ceile) m. 'Genosse', dalt(a)e (mit nicht-palatalem t, § 157) m. 'Schüler'; Neutra: cride 'Herz', cumacht(a)e (mit nicht-palatalem t, § 162) 'Macht'.
Singular m. n. N céle dalt(a)e cride cumacht(a)e G céli dalt(a)i cridi cumacht(a)i D céliu daltu cridiu cumachtu A céle dalt(a)e cride cumacht(a)e V céli dalt(a)i cride cumacht(a)e
Plural N céli dalt(a)i cride cumacht(a)e G céle dalt(a)e cride cumacht(a)e D célib dalt(a)ib cridib cumacht(a)ib A céliu daltu cride cumacht(a)e V céliu daltu cride cumacht(a)e
Dual NA céle dalt(a)e cride cumacht(a)e G céle dalt(a)e cride cumacht(a)e D célib dalt(a)ib cridib cumacht(a)ib.
282. Statt der Endung -ae in den jüngeren Quellen oft -a § 94. Sehr selten, zum Teil wohl nur Verschreibung, ist -i für -iu, z. B. Dsg du(i)ni f. duiniu Wb 4b3, Ml 49b8 (Sammlung bei Strachan ZfCP 4,52). Über esséirgu neben esséirgiu, imdibu neben imdibiu s. § 92. 166.
Ein Fehler ist wohl der Dsg du chumachtae Ml 74b14. Der Apl fiadnissai 'Zeugnisse' Ml 46c12 wird für -isse verschrieben sein, kaum eine Anlehnung an die neutralen i-Stämme (§ 301).
283. Besonderes:
1. du(i)ne m. 'Mensch' hat den Plural von einem andern Stamm mit i-Flexion: NAV doíni, G doíne, D doínib.
2. 'Jude' (Iudaeus) heißt im sg Iudide, G Iudidi, im Plural G Iud(a)e D Iudeib Iudéib, AV Iudeu Iudeiu [ 174 ]Iudeo. Das Muster war geintliäe 'gentilis, Heide' neben pluralischem genti geinti c gentes'; doch auch pl gentlidi.
3. La(i)the n. c Tag" (G laithi, D laithiu usw.) hat eine kürzere Form neben sich: NA lae läa, G Id, (lai?), D lau läo 16 löu, NGApl lae, lax D IcCib.
Ist sie in der häufigen Verbinduno; la(th)e brätho Tag des (jüngsten) Gerichts' durch Dissiniilazion der th entstanden und dann verallgemeinert?
284. Zur Flexion der o- und j'o-Stämme. Singular: N m. Die dunkle Färbung des Auslauts zu- sammen mit der Geminazion des folgenden Anlauts nach «o-Stämmen (§ 242,3) weist auf die alte Endung -os, die in gal- lischen Inschriften oft erhalten ist, z. B. Iccauos Opjnanicnos, Xe-fouapcx; OuiWoveoq, Uirilios (gr. OuipiWio), Andecamulos TouHssicnos, Götternameu Cernunnos, Monatsnamen Eqiios, Canilos, Cutios usw.
NAV n. mit dunklem Auslaut, nasalierend, weist auf -on aus idg. -om; vgl. gall. celicnon (= got. kelikn c dvubYmov') Rhys II, veiunrov (= ir. nemed 'fanum') Rhys VI.
G mit palatalem Auslaut, lenierend, entspricht der älteren Endung -*, häufig auf Ogominschriften und im Gallischen, z. B. Ogom maqqi maqi 'des Sohns' (später maicc), Netacari, Qeniloci, Coimagni, gall. Segomari, Dannotali, Ateknati Trutikni (nordetrusk. Alfabet, CIL I p. 262), Monatsnamen Equi, Cantli. Vgl. lat. -l. Von io-Stämmen Ogom avi avvi 'des Enkels", celi § 160.
D mit t«-Färbung, lenierend. Formen auf -u sind auf gal- lischen Dedikazionsinschriften nicht selten: Alisanu, Anualonnacu. JSluontiu, Magalu. Unsicher ist dagegen, ob auch solche auf -im vorkommen: Aauiervom oder Aaui Eivoui CIL XII p. 383, Rhys XVIII, ...ui Rhys XXII. Sind diese Formen richtig, so wird -ui auf die Dativendung -öi (gr. -um osk. -m) zurückgehn und die Endung -u ein -i verloren haben. Sonst könnte man bei -u an einen alten Instrumentalis auf -ö denken.
A m. Dunkler Ausgang, nasalierend; also einst -on aus idg. -om, s. NA n.
V m. Palataler Ausgang, nach den klassischen Sprachen Endung -e (ötv9pujTre, domine).
285. Plural: N m. Palataler Ausgang, lenierend. Das weist zunächst auf -i oder -e, das, wie lat. -*, auf altes -oi (gr. -oi got. -ai) zurückgehen wird. Es war also im Irischen, wie im [ 175 ]Lateinischen und Griechischen, die Endung der Pronomen zu der der Nomen geworden. Die alte nominale Endung s. unten beim Vokativ.
Vielleicht ist -oi erhalten in gall. Tanotaliknoi (nordetrusk. Alfabet) Pauli, Altital. Forsch. I nr. 25, Rhys XXXIV, falls das Wort "Söhne des Tanotalos (= Dannotalosf bedeutet und nicht etwa die ältere Form des Dsg ist.
NAV n. Die kürzere Form der o-Stämme, mit dunklem Aus- gang, lenierend, hat die Endung -a abgeworfen; ob -a einst lang oder kurz war, ist nicht mehr zu ersehen. Vgl. vielleicht gall. Kcn/xeva, mehrfach Objekt von bebe c gab' auf Dedikazions- inschriften. Falls es aber auf anderen Kavxev hieß (Rhys XXIV, XXIV b), was sehr unsicher ist, wäre jenes eher Plural eines -n-Stamms.
Die längere Nebenform auf -a ist wohl aus den Adjektiven und Pronomiualien herübergedrungen (s. §464); doch leniert sie manchmal nach Analogie der kürzeren.
G. Dunkler Auslaut, nasalierend, wird durch -ön auf idg. -öm (gr. -uuv) zurücKgehn. Ein Rest der Endung (-a) wohl im Ogom triamaqaMailagni 'der drei Söhne des Mailän' Macal. Nr. 17, wo der Nasal im folgenden m- aufgegangen ist.
D. Endung -(a)ib, weder lenierend noch nasalierend. Dasselbe Suffix, palatales -ß, findet sich in allen Deklinazionen; es ist wohl älteres -bis, gleich dem altindischen Instrumentalsuffix -blüh. Davor bei den o-Stämmen dunkler Vokal, Endung wohl -o-bis.
Das Suffix mag im Schluß der Ogominschrift von Ardmore (Macal. 208) stecken, wo man dolatibigaisgob.. liest; vielleicht in gall. gobedbi Rhys II, noch fraglicher in suiorebe Rhys XXXI. Sonst ist im Gallischen -bo belegt in uonrpeßo NauauoiKaßo Rhys XVII, unsicher Avboouvvaßo Rhys XXIV.
A. Endung -u, ursprünglich wohl geminierend (vgl. den Apl des Artikels), weist also zunächst auf -ms. Dieses wohl aus idg. -öns, vgl. altind. -an (nach andern aus -ons).
V. Endung -u wie Apl. Es scheint die alte nominale Endung -ös des NVpl zu sein, entsprechend altind. -äh osk. -us •us got. -ös. Die pronominale Endung -oi, die sich im Npl ein- nistete, drang nicht in den Vokativ, weil die Pronomen keinen Vokativ haben.
Dieses zufällige Zusammenfallen des Vokativs mit dem Ackusativ scheint bewirkt zu haben, daß bei allen Maskulinen [ 176 ]der Vpl die Ackusativform annahm, vgl. a ndimtea f o Feinde' § 315.
286. Dual: NA. Dunkler Ausgang, im Maskulinum lenierend. Die alte Fndung war -öu (altind. -au) und -ö (altind. -ä gr. -tu), was w-Färbung erwarten ließe. Maßgebend war wohl die Gestalt des immer vorhergehenden Zahlworts da aus *duö, wo -ö nicht schwachbetont oder nicht eigentlich auslautend w'ar, daher nicht zu -«, sondern zu -ä wurde. Darnach hatte sich einst die Endung der Nomen gerichtet, schwand dann aber regelrecht. Vgl. die umgekehrte Ausgleichung bei den weiblichen ä-Stämmen § 297.
Das Neutrum lautet gleich, nasaliert aber. Das stimmt nicht zum indogermanischen Ausgang -oi (ßrugmann, Grundriß II § 292). Formale Ausgleichung mit dem Maskulinum findet sich aber auch im Italischen (lat. duo) und Griechischen (-tu). Die Nasalierung ist wohl aus dem Singular verschleppt, vielleicht unterstützt durch den Gdu.
G. Dunkler Ausgang, Maskulinum lenierend, Neutrum nasalierend. Die andern indogermanischen Sprachen zeigen nichts Anklingendes. Der Gleichklang mit dem Gpl bei fast allen Stammklassen macht wahrscheinlich, daß die pluralische Form in den Dual übernommen worden ist (vgl. lat. duom duorum). Auch da kann auf *duöm zurückgehn. Die Nasalierung des Neutrums ist dann alt, die Lenierung des Maskulinums vom gleichlautenden NA übernommen.
D. Endung -fajib wie im Plural, aber, wenigstens beim Zahlwort, in allen Geschlechtern nasalierend. Das weist zu- nächst auf -bin. Einen Nasal zeigt auch das sonst nicht genau übereinstimmende altindische Suffix des Dat. Abi. Instr. du -bhyäm. (Griech. -qpiv neben -qpi ist wohl nicht hierherzuziehen.)
III. a-Stämme.
287. Sie sind Feminina. Auch wenn sie männ- liche Wesen bezeichnen, wie techt c Bote' neben 'Gang', certl 'Handwerker' neben 'Handwerk', ändern sie ihr grammatisches Geschlecht nicht. Doch wird das wohl bei männlichen Eigennamen wie Concjal, G Congaile, eigentlich 'Hundskampf' oder 'Wolfskampf, der Fall sein.
[ 177 ]Sie haben von Endungen, außer -(a)ib im D pl du, noch -e im Gsg, -a im NAVpl. Sonst erscheint dunkle Färbung des Auslauts im N Vsg, G pl du; palatale Färbung im DAsg, NAdu.
288. Paradigmen: tüath 'Stamm, Volk, delb 'Ge- stalt' (zur Flexion vgl. § 157); deacht 'Gottheit' (cht nie palatal, § 162); saiget 'Pfeil'.
Singular N túath delb deacht saiget G túa(i)the delb(a)e deacht(a)e saigte D túaith deilb deacht saigit A túaith deilb deacht saigit V túath delb deacht saiget
Plural N túatha delba saigtea G túath delb saiget D túath(a)ib delb(a)ib saigtib A túatha delba saigtea V túatha delba saigtea
Dual NA túaith deilb saigit G túath delb saiget D túath(a)ib delb(a)ib saigtib
Statt der Endung -ae im Gsg jünger auch a, statt -ea im pl auch -e § 94.
289. Zum Wandel des inneren Vokals vgl. cíall 'Sinn', G cé(i)lle, DA céill, plNA cíalla (§ 51). tol 'Wille', G tuile, DA tuil und toil, plNA tola (§ 69). gáu gáo gó 'Lüge', G gue, DA goí, plNA goa (§ 203,1). náu 'Schiff', G noe (arch. naue), DA noí, plN noa, D noib.
290. Besonderes: 1. ben 'Frau' flektiert mit altem Ablaut (ben- bn- bn-): Gsg mná (§ 188c), DA mnaí, plNAV mná, G ban, [ 178 ]D mnaib, Dual NA mnai, G ban, D wie pl. Die Kom- posizionsform ist ban- (§ 255).
2. persan persona', G persine, schlägt im Plural in die n-Flexion (§ 326) um: Npl persin Sg 203 b 10 u. ö.
Ähnliches bei manchen Verbalabstrakten s. § 725.
IV. Gewöhnliche iä- Stämme und V. ««-(oder * e-)Stämme mit altem Nominativ auf -1.
291. Nur Feminina. Die beiden Klassen unter- scheiden sich nur im NVsg und im NAdu. Klasse IV hat die Endung -e im NGVsg, G pl du, -i im DAsg, NA(V)pl, NA du, -ib im D pl du.
Klasse V hat im NVsg, NAdu keine Endung, der Auslaut ist palatal gefärbt; sonst dieselben Endungen wie IV.
292. Paradigmen für IV: soilse 'Licht', ung(a)e 'Unze' (mit dunkler Konsonanz, § 165); für V: setig 'Ge- nossin, Gattin', bliad(a)in 'Jahr'.
Singular IV V N soilse ung(a)e sétig blíad(a)in G soilse ung(a)e séitche blíadn(a)e D soilsi ung(a)i séitchi blíadn(a)i A soilsi ung(a)i séitchi blíadn(a)i V soilse ung(a)e sétig blíad(a)in
Plural N soilsi ung(a)i sétchi blíadn(a)i G soilse ung(a)e séitche blíadn(a)e D soilsib ung(a)ib séitchib blíadn(a)ib A soilsi ung(a)i séitchi blíadn(a)i V *soilsi ung(a)i sétchi blíadn(a)i
Dual NA soilsi ung(a)i sétig blíad(a)in G soilse ung(a)e *séitche *blíadn(a)e D soilsib ung(a)ib séitchib blíadn(a)ib
Statt -ae jünger auch -a § 94. [ 179 ]293. Wörter, die streng nach V gehen, sind nicht zahlreich; von Appellativen namentlich adaig, G aidche aithche, 'Nacht'. Mehrfach herrscht Schwanken nach der «-Flexion III oder der i-Flexion VII hin, z. B. rigain und rigan (beide Formen später belegt) 'Königin", Dsg rigain Ml 65dl3, Gpl rigna SP; oder inis 'Insel', G inse und inseo, DA insi und inis, NApl insi. Auch zu bliad(a)in der Dsg bliadin Karlsr. Beda 32 a 8, 39 dl. So bei den Lehnwörtern auf -doit: Dsg trindöti 'trinitati' Ml 15 b 4, aber humaldöit omaldöit 'humilitati, -tem' Wb 28 d 29, Ml 54 a 6, Tur. 60.
Namentlich gibt es eine Klasse von Wörtern, die sich im Singular nur durch den Genitiv auf -e von den /-Stämmen unterscheiden (vgl. die substantivierten Ad- jektive § 357), z. B. Mb 'Pflanze', G lub(a)e, DA Mb (pl lubi später belegt); meit (in Ml auch met) 'Größe', G me(i)te, DA meit; canöin 'Kanon, Bibeltext', G canöne, DA canöin; epistil 'Epistel', G ephtle, DA epistil, Npl epistli (im Wechsel mit ?'-Flexion: ecl(a)is 'Kirche', G ec(a)ilse und ecolsa ecalsa, DA ecl(a)is).
Diese Klasse wird sehr vermehrt durch Verbal- abstrakta, bei denen sich manchmal schwer entscheiden läßt, ob alte i-Stämme vorliegen, oder ob die alte Dativ- form von ö-Stämmen als Nominativ dient (§ 257), z. B. buith 'Sein' (selten botli), G buithe, DA buith (das Kompo- situm cetbuith 'sensus' bildet auch den G cetbutho Sg 25b7 nach der i-Flexion); brith und breth 'Tragen', G brithe, DA brith breith; gabäil neben gabäl 'Nehmen', G gabäl(a)e, DA gabäil.
In späteren Texten geht dann überhaupt die Vermischung von V, III und VII sehr weit. Und schon Sg20b3 steht der Nsg tris litir "tertia littera' zu einem ä-Stamm (NApl Iure aus litrea).
Sammlungen bei Stokes, Bezzenbergers Beitr. 11, 81 f., KZ 28, 289 f.; 29, 376, wo aber die verschiedenen Jahrhunderte nicht auseinandergehalten sind.
[ 180 ]294. Hierher gehört auch re f. 'Zwischenraum', G ree re'he, DA re, plNA re'i, D reib. Aber neutral (in an- derer Bedeutung) re n-Iuü 'der Monat Juli' Karlsr. Beda 32 b 11; so auch der Plural ree 'spatia' 18 c 3?
fetarl(a)ic (der N erst später belegt) 'das alte Testa- ment' bildet manchmal den G neutral fetarl(a)icci statt fetarl(a)ice im Anschluß an das Neutrum nufiadnisse 'das neue Testament'.
295. Zur Flexion der ä- und *ä-(7 e-^Stämme.
Singular: N. Die «-Stämme haben dunklen Auslaut und lenieren, hatten also die alte Endung -ä bewahrt, vgl. ga. Buscilla Rhys XXXII, Ogom inigena 'Tochter' (später ingeri), berichtigte Lesung der Bilingue von Eglwys Cyramun (Archaeologia Cam- brensis, 5th Series, Vol. VI, Nr. 23). Das -e der m-Stämme läßt sich auf -iä zurückführen, vgl. Aititoria (in römischer Schrift) auf derselben Inschrift. Der palatale Ausgang von Kl. V (setig) weist dagegen auf -i, vgl. altind. brhati (G brliatydh) 'die hohe' (= ir. Brigit, Eigenname), lit. vezant c die führende'.
G. Die alte Endung -äs (gr. x^päc;, lat. pater familiäs, got. lit. -ös) setzt sich nur in mnä (§ 290) und im Artikel m»a (§ 464) fort. Dagegen das -a der Pronominalien naclia, cacha cecha (§ 483 f.) scheint erst aus -e entstanden, wenn die Schreibung cache Thes. II 255.4 altertümlich ist.
Sonst findet sich bei allen drei Stammklassen -e, das auf -es oder -ies weist, vgl. Ogom Avittoriges auf der Bilingue von Eglwys Cyramun, Genitiv zum obigen Auitoria (g wohl gleich j). Die Endung -[es kann bei manchen, die den Nominativ auf -l bildeten, alt sein. Denn -i scheint als Nominativausgang nicht nur zu fä-Stämmen, sondern auch zu feStämmen gehört zu haben. Eben der Gleichklang des Nominativs könnte die Ver- schleppung von -ies zu den m-Stämmen veranlaßt haben, und von da möchte -es weiter auf die «ä-Stämme undö-Stämme übertragen worden sein. Vgl. auch § 303.
D mit palatalem Ausgang, lenierend. Die vollste Endung zeigt mnai (§ 290), auf altes -äi, die Endung des Dativs und Lokativs, weisend (gr. x^pöu, altlat. Meneruai), eventuell auf -äi* (böot. deiKn. aus -Stikou). Schwachbetont ist der Diftong schon im Gallischen zu -i oder -e vereinfacht; vgl. BnXriaaiai Rhys VI zum lateinischen Nominativ Belisama, vielleicht auch Brigindoni Rhys [ 181 ]IV, wenn der Nominativ auf -öna aueging wie in Epona. Aber daneben in Alixie c zu Alisia' Rhys XXXII. Dagegen wird EaKeYYai BXavöoouiKOuvicu Rhys IX griechische Kasusform sein. Der helle Vokal fiel im Irischen ab oder vereinigte sich mit vorangehendem i zu -i. Eventuell kann in -i auch altes -iei mitentbalten sein.
A wie der Dativ, aber nasalierend. Gallisch ist noch die alte Formazion der ä-Stämme bewahrt, vgl. lokan (nordetrusk. Alfabet), etwa c Grab', Rhys XXXVI, dessen -an auf am zurück- geht. Worauf die Änderung im Irischen beruht, wissen wir nicht. Daß nur die Analogie der konsonantischen und der i- und «-Stämme wirkte, wo Dativ und Ackusativ meist gleiche Formen ergeben haben, ist unwahrscheinlich, da dies beim Maskulinum ebenso der Fall ist. Ob auch hier altes -{en aus •iem, die Form der «j-Stämme, auf die man -i zurückführen kann, eine Rolle gespielt hat? Andere denken an eine ältere Form -na aus -im zum Nominativ auf -%.
V wie der Nominativ. Ob die ö-Stämme einst kurzes -a hatten (gr. vüucpa), ist nicht zu ersehen.
296. Plural: NV. Bei den «-Stämmen -a (beim Artikel geminierend § 242), lang in mnd, das alte -äs (osk. -äs, altind. -äh, got. -ös usw.).
Dagegen in Kl. IV und V kann -i weder auf -iäs noch auf -ies zurückgehn, sondern ist von den i-Stämmen übernommen. Der Oleichklang des Genitivs und Dativs kann das veranlaßt haben.
G. Dunkler Auslaut, nasalierend. Das ä (oder e) des Stamms war also mit dem Vokal der Endung -öm verschmolzen (vgl. lit. rankii zemiü, altkirchenslav. rafo») und dann gekürzt worden. Mit vorangehendem i ergab sich -e.
D. Endung -(a)ib -ib, wohl aus -äbis -iabis usw. s. § 285; vgl. gall. NaiuauaiKaßo ebend.
A. Bei den ä-Stämmen weist -a (beim Artikel geminierend § 242), lang in mnä, zunächst auf -äs. Es kann die alte Endung -äs (altind. -äh, got. -ös) sein oder die in manchen Sprachen sich findende Neubildung -ans mit dem -ns der übrigen StammkJassen. Vielleicht weist auf das letztere der besondere Zischlaut in gall. artuas (nordetrusk. Alfabet) Rhys XXXVI.
Das -i von Kl. IV und V wieder aus der «-Flexion.
297. Dual. NA bei den ö-Stämmen mit palatalem Aus- laut, lenierend, vgl. dazu äi 'zwei' und mnai (§ 290). Letzteres [ 182 ]zeigt den alten Diftong -ai, entsprechend altind. -e. Dieser war schwachbetont zu -l geworden, und diese Form hat sich auf die Zweizahl übertragen. In Endsilben wurde dann l weiterhin ge- kürzt und schwand oder vereinigte sich in Klasse IV mit i zu -«'.
Dagegen Klasse V braucht dieselbe Form wie im Nsg, nach dem Muster der i-Stämme.
G und D sind vom Plural nicht unterschieden, s. § 286. Bei der Zweizahl G da lenierend, D dib nasalierend, wie im Maskulinum, s. ebend.
VI. »««-Stämme mit Nsg -ü?
298. Es gibt ein par Feminina, die wie ä-Stämrne (III) flektieren, aber im Nsg w-Färbung des Auslauts zeigen:
mucc 'Schwein', DA muicc, plNA mucca, G muco,
deug (später auch deoch) 'Trank', G dige, DA dig.
Hierher wohl auch fiu 'etwas Würdiges, Qualität' (G später belegt feibe), D fib (Wb) feib (Ml, Sg) (als Kon- junkzion erstarrt 'wie sehr'), plNA (später belegt) feba. Später auch Nsg feb und DA fiu. Vgl. kvmr. gwiw 'würdig'.
Das letztere Paradigma, wenn richtig angesetzt, weist auf alten Wechsel von uisu- und uisu- (su zu ß § 200). Die Analogie der Kl. V führt auf den Ansatz Nsg -ü, in den andern Kasus 8tammauslaut -im. In den obliquen Kasus von mucc und deug kann ebenfalls ein u hinter cc, f geschwunden sein. Aber mucc könnte auch ein einfacher w-Stamm sein, der sich in der Flexion nach Kl. III gerichtet hätte; man beachte u auch vor dem -a des Plurals.
Sonderbar ist der Vokalismus von deug mit e statt i. Er könnte auf einen Nsg *deguä führen; aber die britannische Weiterbildung mittelkymr. diawt, mittelbreton. diet 'Trunk' zeigt, daß es Kasus ohne u gab; denn gu wäre w geworden. Ist die Brechung deug statt *diug nach Analogie der ä-Stämme ein- getreten?
Auch gec f. 'Zweig' kymr. cainc (§ 219) mag hierher ge- hören: Nsg *kaukü, woraus britann. *kaakl; vgl. altind. satikuh Tflock'.
Unsichereres bei Stokes KZ 28, 291.
[ 183 ]VII. t-Stämrae.
299. Es gibt alle drei Geschlechter; aber die Neutra sind nicht zahlreich. Die Maskulina und Femi- nina flektieren gleich.
Die geschlechtigen Stämme haben die Endungen -o •a im G sg du, -i im NAVpl, -e im Gpl, -ib im D pl du; in den übrigen Kasus, XDAVsg, NAdu, palatalen Auslaut.
Die Neutra scheinen im NA(V)pl -e als regelmäßige Endung zu haben (s. § 301); sonst flektieren sie wie die geschlechtigen Wörter.
300« Paradigmem süü f. Auge', saigid f. 'Auf- suchen', cnäim m. Knochen (zur Flexion vgl. § 165); muir n. 'Meer
Singular m. f. n. N súil saigid cnáim muir G súlo, súla saictheo -ea cnámo, cnáma moro, mora D súil saigid cnáim muir A súil saigid cnáim muir V súil saigid cnáim muir
Plural N sú(i)li cnám(a)i mu(i)re (drummai) G sú(i)le cnám(a)e mu(i)re D sú(i)lib cnám(a)ib mu(i)rib A sú(i)li cnám(a)i mu(i)re (drummai) V sú(i)li cnám(a)i UB
Dual NA súil cnáim muir G súlo, súla cnámo, cnáma moro, mora D sú(i)lib cnám(a)ib mu(i)rib
Fpr -eo -ea jünger -e § 94 (für -ae im Gpl is -a nicht belegt).
301. Die Bildung des neutralen Plurals ist wegen der Seltenheit der Wörter schwer festzustellen. Mehrfach belegt ist mu(i)re. Daneben aber von druimm, G drommo, [ 184 ]'Rücken' zweimal Apl drummai Ml 26 c 8, 100 b 2. In späteren Quellen treten Formen auf -a auf wie gona zu guin 'Verwundung' (schon LU 60 a 21), mara 'Meere'. Vielleicht liegt ein solcher im NApl richsea 'Kohlen Ml 40 c 5. 6 vor, wenn der NAsg rickis Sg 47 b 3. 5 Neutrum ist. Die spätere Sprache hat allerdings einen femininen ä-Stamm Nsg riches; aber das Deminutiv richisdn Sg 47 b 4 schließt weibliches Geschlecht wohl aus.
Über das Schwanken weiblicher i-Stämme nach der Flexion V hinüber s. § 293.
302. Besonderes.
1 Eigentümlichen Vokalwechsel zeigen:
aig f. 'Eis', G ega.
fraig (Geschlecht?) 'Wand', G frega.
graig (scheint n.) kollektiv 'Pferde', G grega (später NApl grega und graige).
tailm f. 'Schlinge, G telma.
Daig m. Eigenname, G Dego.
Der Ausgangspunkt war vielleicht aig aus *iaig kymr. ia, G ego -a aus iago (§ 197).
So auch lieig, später liaig m. 'Arzt', G lego lega, pl legi, D legib.
Langes e hat dagegen b'iäil f. 'Beil' im G bela.
2. Manche Lehnwörter sind im ganzen Singular, auch im Genitiv, unveränderlich, z. B. abbgitir apgitir (f.?) 'abecedarium', pl apgitri, D apgitrib; ebenso argumint argumeint f. 'argumentum' (Dpi argumentaib Ml 74 bl); sapait sabbait (Geschlecht?) 'Sabbat', pl sapati; testimin m. (auch f.? Vgl. Ml 38 c 9. 9 a gegen 38 c 8, Tur. 39) 'testi- monium', pl testimni; grammatic f.; digaim f. 'digamma; tabernacuil (f. ?); stoir f. '(h)istoria' (inna stoir auch Ml 14 d 7 eher Gsg als pl).
3. Das Neutrum druimm 'Rücken' beginnt in die »-Flexion (§ 330) hinüber zu schwanken: Dsg cindrummaim neben cindruim (wohl ein-) 'Bachbett' Ml 78 b 4.
Auch das durch britannische Vermittlung aus spätlat. accasio = occasio entlehnte aceuis f. 'Ursache' [ 185 ]kann der w-Flexion folgen: DAsg aicsin neben accuis, Npl aicsin (später belegt acsi), D aicsenaib.
303. Zur Flexion der i-Stämme. Singular. N. m. f. Der palatale Auegang weist auf -is zurück, vgl. gall. Nauauaom«; Rhys VI, Martialis IL
NA n. Palataler Ausgang, nasalierend. Es wird die alte Form auf -i zu Grunde liegen (vgl. altind. suci, gr. ibpi); sie hat aber von den viel zahlreicheren Klassen der o- und «-Stämme die nasalierende Wirkung übernommen.
G. -o -« kann auf keine der alten Endungen zurückgehen, gondern scheint den w-Stämmen entlehnt; s. über die Ver- mischung mit diesen § 311 f.
Auf den Ogom-Inschriften finden sich mehrfach Genitive auf -ias, jünger -ia, so muccoi-Dovvinias Macal. 13, mucoi-Dovinia 31; Maqi-Ercias 32. 197, Maqqi-Erccia 31; Maqqi-Qettia 7 Gossucttias 41 (aber Gosoctas 223), Turanias 135, Anaviamatt ias (?) 196, vgl. auch Ctmalegea, Qvecea 216, Maqi-Riteas 89 neben Maqi-Ritte 78, JIaqi-Eite 183. Gehören sie i-Stämmen an, was einstweilen nicht sicher ist, so hätten wir für diese altes -ios (wie homer. TtöXioi; zu TTÖiq) anzusetzen und eigentlich altir. -e zu erwarten. Möglich, daß sich in dem -e der Feminina § 293 zum Teil diese Endung verbirgt, daß also einige darunter alte i-Stämme sind. Unsicher ist, ob sich auch die spätere Endung der i-Stämme schon in Ogom findet, vielleicht in Ivacattos Macal. 50, wenn gleich späterem EcJiada, G zu Eochaid; Suvallos Macal. 15, vgl. suaill c klein, unbedeutend"; Allato 69, Alloto 115, Alatto 106, vgl. allaid 'wild'; Ducovaros 15.
D. Palataler Auslaut, lenierend. Im Gallischen -e in Ucuete neben Asg Ucuetin Rhys II. Der Parallelismus der «-Stämme (§ 310) läßt auf eine ältere Form -ei schließen, vgl. oskisch Dativ und Lokativ -ei, umbr. -e (ocre).
A m. f. Palataler Auslaut, nasalierend. Das Gallische hat -in, vgl. das eben zitierte Ucuetin, ratin Rhys XXVI; also ursprünglich -im (altind. sucim, lat. febrim).
V vom Nominativ nicht verschieden.
304. Plural. NVm. f. Endung -i, betont in tri c drei" (hier geminierend); sie scheint auch im Substantiv wenigstens nicht zu lenieren, wenn auf die Schreibung in taisceltai tall 'jene Kundschafter' Tur. 130 Verlaß ist. [ 186 ]Ob ursprünglich -eies (altind. -ayah), auf das der Parallelis- mus der «-Stämme hinweist, -i ergeben kann, ist fraglich. Wenn auch i früh geschwunden und ee zu e kontrahiert worden sein könnte, so wäre doch in schwachbetonter Silbe -es nicht zu -i geworden (§ 86). Vielleicht hat sich aber -eres zu -lies ent- wickelt und liegt auch der kymrischen Pluralendung -ydd zu Grunde, vgl. mittelkymr. gwledyd neukymr. givledydd 'Länder' mit ir. fla(i)thi, Npl zu flaith 'Herrschaft'. An altes -ies (homer. TTöte<;) zu denken, liegt weniger nahe.
NAV n. -e geht auf -ia oder -iä zurück und kann mit lat. mari-a verglichen werden. Falls aber bei den M-Stämmen die Endung ursprünglich -ü war (§ 311), würde man bei den i-Stämmen -i erwarten (vgl. altind. suci), das in tri 'drei' erhalten sein könnte, schwachbetont aber schwinden müßte. Dann ist -e von den io-Stämmen entlehnt. Die spätere Endung -a ist zunächst von den o-Stämmen bezogen. Das -i in drummai (Ml) kann nach Analogie der Adjektive eingetreten sein, die dieselbe Form dujch alle drei Geschlechter durchführen; vgl. namentlich das substantivierte fudumnai 'Tiefen' § 357.
G. -e, nasalierend, kann ursprüngliches -iöm (lat. ciuiam) oder -eiöm (gr. TTÖXeinv) sein; das letztere ist wegen der «-Stämme vielleicht wahrscheinlicher (§ 312).
D. -ib, vgl. trib, zunächst aus -i-bis, s. § 285.
A m. f. -i, zunächst aus -is, weiter aus -ins; vgl. got. gastins, altind. dvln.
Dual. NA. Die palatalc Färbung wird dem alten Ausgang -l entspringen, vgl. altind. ävl, altkirchenslav. kosti.
G wie der Gsg nach dem Muster der ^«-Stämme, s. § 312.
D wie im Plural (§ 286).
VIII. u-Stämme.
305. Maskulina und Neutra.
Die Maskulina haben die Endungen -o -a im G sg du -e (mit vorhergehendem dunklem Konsonanten) oder -a oder -i (meist gleichfalls mit dunklem Konsonanten) im Npl; -e (nach dunklem Konsonanten) im Gpl; -ib (des- gleichen) im D pl du; -u im A(V)pl. Der NDAVsg und der NAdu haben bloße u-Fcärbung des Auslauts.
Die Neutra flektieren ebenso außer im NAVpl, wo sie bloße «(-Färbung oder die Endung -a zeigen.
[ 187 ]306. Paradigmen: mugm. "Knecht', giun m. 'Mund', ammus m. 'Anschlag' (ad-mess); dorus n. 'Türe'.
Singular m. n. N mug giun (gin) ammus dorus G mogo -a geno -a aimseo, aimsea doirseo -ea D mug giun ammus dorus A mug giun (gin) ammus dorus V mug giun (gin) ammus dorus
Plural m. n. N mog(a)e, moga, mog(a)i gen(a)e, gen(a)i aimsi dorus, doirsea G mog(a)e gen(a)e aimse doirse D mog(a)ib gen(a)ib aimsib doirsib A mugu ginu aimsiu dorus, doirsea V UB (*mugu) *dorus, doirsea
Dual NA mug ammus dorus G mogo -a aimseo, aimsea *doirseo -ea D mog(a)ib aimsib doirsib
307. Sammlung aller Beispiele des Npl m. bei Strachan, Ériu I 1f.; des NApl n., Transactions of the Philol. Soc. 1903-06 p. 229; der Genitive auf -o und auf -a in Wb und Sg (auch von i-Stämmen) ZfCP 4,472 f. Der Vsg m. ist belegt durch a deichthriub Ml 66c13, á ais ebend. u. 66 d 9, der Vpl n. durch a doirsea Ml 46a14.
Die u-Färbung des Auslauts ist regelrecht durch dunkle Fürbung ersetzt bei Stämmen mit langem Vokal wie gním m. 'Handlung', dáu m. 'Gabe', aís áes m. 'Leute', auch rét m. 'Sache' (§ 169); ferner bei gewissen Konsonanten hinter altem a, z. B. NDA cath 'Kampf', ebenso bei den Abstrakten auf -ad (§ 722) und auf -as (§ 262); bei ss und cht hinter haupttonigem e, z. B. mes(s) m. 'Urteil' (aber to-mus, ammus), tes(s) m. 'Hitze', recht m. [ 188 ]'Gesetz'; bei nd hinter i: rind n. 'Stern' (Dpi rendaib), mind n. 'Diadem' (Dpi mindaib), lind n. 'Flüssigkeit' (dafür Und Thes. II 42,2i), s. § 164.
Von solchen Mustern aus breitete sich aber die dunkle Färbung weiter aus, namentlich im NAsg, im Ganzen etwas seltener im Dsg, wo die «-Färbung durch die Analogie der o-Stämme gestützt war. So die Mas- kulina giun und gm NA 'Mund', D givm; bith NA 'Welt', D biuth (G betho betha); fid NA 'Holz' (G fedo feda, Dpi fedaib); riuth und riih NDA 'Lauf'; fius(s) und fis NDA 'Wissen'.
308. Besonderes:
1. Vermischung der u- und o- Flexion. Der Dsg und DApl, teilweise auch der NAsg beider Flexionen berühren sich nahe. Ihre Vermischung wurde aber namentlich dadurch gefördert, daß mehrfach gleich- bedeutende maskuline w-Stämme und neutrale o-Stämme nebeneinander lagen. So ist torad, G toraid, 'Frucht' in Wb und Sg neutraler o-Stamm, der Npl toirthi Ml 46c 14 aber maskuliner «-Stamm (vgl. riuth und ind-red § 733); nun hat Ml auch den Gpl torud 99 b 5, 123 c 8 mit dem Vokalismus der M-Flexion, aber mit der Endungslosigkeit der o-Flexion. Zu fiuss (fis) m. c Wissen' heißt der Gsg öfter fis(s) als fesso; der neutrale Plural inna fess, mehr- fach Glosse zu scita, zeigt, daß auch hier ein neutraler o-Stamm vorhanden war. Nicht sicher ist dagegen, ob es sich bei tomais Ml 20 a 21 neben toimseo, Gsg zu tomus 'Maß', ebenso verhält; sicher nicht beim Gsg coibnis Sg 9b9, 28a 19 zu coibnius 'Verwandtschaft' und beim Gpl der Feiire Epil. 400 zum neutralen «-Stamm der 'Träne'. Später ist dergleichen häufig.
Hierher mögen auch na rede Wb 29 a 16, na sothe Sg 64 a 14 gehören mit neutraler Form des Artikels vor maskulinen Npl {recht 'Gesetz' und suth 'Leibesfrucht' sind sonst männlich); andere sehen darin lieber einen frühen Gebrauch von na als Artikelform des Npl m. (§ 463). Umgekehrt steht Sg 181 a6 der maskuline [ 189 ]Ackusativ in n-imthänad c den Wechsel' durch Vermischung des neutralen o-Stamms imthänad Wb 13al0, Ml 93c7 mit dem maskulinen «(-Stamm imthdnud Ml 42 c 2 (so auch 21c 3 für imthanu zu lesen). Ähnlich schwankt lin Zahl', G lina, zwischen maskulinem und neutralem Ge- schlecht; und das substantivierte Adjektiv fir 'wahr, richtig' kann einen Gsg nach der u- Flexion bilden: mes(s) fira Ml 26 c 12, 103c 15.
Der Apl il-gotha Sg 197 all zu guth m. 'Stimme' und vereinzelte ähnliche Fälle in Ml (degnfma 81dl, vgl. 99 dl, 107a 3) sind frühe Beispiele für das Eindringen der Nominativendung -a in den Ackusativ; es wird eben durch die Vermischung der Maskulina und Neutra be- günstigt worden sein.
309. 2. Lat. Spiritus flektiert in Wb: NDA spirut, G spirito spiruto spirto; in Ml und Tur. Nsg spiurt.
crü (Neutrum?) c Blut' hat nach späteren Belegen G crö, DA crü; Komposizionsform crö-.
cnü f. Nuß' (auch Vokativ), G cnö, DA cnoi, plN cnoi, G cnö, D cno(a)ib; Komposizionsform cnö- (s. K. Meyer, Contributions s. v.).
Zum GApl forbrü 'Brauen' Ml 39 c 12. 13. 15 gehört der später belegte N pl u. du broi brai bräe.
310. Zur «-Flexion.
Singular. Nm. Der u- farbige Ausgang geht auf -us zurück; vgl. gall. Tooimou<; Rhys VI, wohl auch mit abgeworfenem s: ocioinu, diuertomu auf dem Kalender von Coligny.
NAV n. «-farbiger Ausgang, nasalierend. Die alte Endung war -u, vgl. altind. mädhn, gr. fiddu, die Nasalierung von den o- und w-Stämmen adoptiert.
G. -o (so immer archaisch), daneben -a, auf den Ogoni- inschriften noch öfters -os: Brusccos Macal. 35 neben Brusco (?) 129, Cunagusos 139 (später Nsg Congus), Ttrenalugos 191, mucoi- Litos 214. In Wales, wie es scheint, zweimal -u: Trenagusu (lat. Trenegussi), Nettasagru (Rhys Lectures 2 275.274). Es kann altes -ous oder -eus sein, vgl. osk. castrous, lat. portüs, got. sunaus, avest. mainySui, rasnaos.
[ 190 ]D. »-farbiger Ausgang, lenierend. Das gallische Tapavoou Rhys VII macht wahrscheinlich, daß dieselbe Kasusbildung auf -ou oder -eu vorliegt wie im Italischen, vgl. umbr. D trifo 'der Tribus', lat. D senatü cornü, umbr. Lokat. manuv-e 'in der Hand' (— manov-).
Wenn das auf gallischen Dedikazionsinschriften häufige ßpcrrou-be mit Recht zu ir. bräth, G brdtho, '(jüngstes) Gericht' gestellt und mit 'ex iudicio' übersetzt wird, so kannte das Gallische auch einen Kasus auf bloßes -u. Sicher ist das aber nicht; es kann zu lat. gratus gehören und ein o-Stamm sein.
A m. t<-farbiger Ausgang, nasalierend; also altes -un = ur- sprünglich -um (lat. senatum, ind. sftnüm).
V wie der Nominativ.
311. Plural. N m. Die altertümlichste Endung ist wohl -e mit vorhergehender dunkler Konsonanz, auf -oues für noch älteres -eues zurückgehend, vgl. gallolatein. Lugoues, Name von Gottheiten (ir. Lug, Name eines Elfen), altind. sündva/i, alt- kirchenslav. synove, got. sunjus, gr. irr|X€iq aus -e/e?. Denn -oue ergibt -(a)e, vgl. cüal(a)e e er hörte' aus *cochloue, enklit. -b(a)e neben bot (*boue) "er war.
Daneben -i (in Ml als häufigste Endung), meist mit dunkler Konsonanz, z. ß. gnimai, mesai, besai, re'tai, siansai, manchmal mit palataler (nach schwachbetonter Silbe): senchaissi Wb 31b 25a, coisnimi 7 d 13 (abgesehen von den Formen, die durch die Synkope palatale Konsonanz erhalten haben, wie aimsi Ml 127 c25). Das ist offenbar Einfluß der i-Flexion. Die Vermischung beider Flexionsweisen geht wohl von den adjektivischen «-Stämmen aus, die den ganzen Plural stets wie die i-Stämme bilden (§ 359).
Die dritte Endung -a ließe sich in den jüngeren Denk- mälern leicht als aus -ae entwickelt ansehen (§94). Aber sie ist auch in Wb nicht selten (zwölfmal belegt), z. B. gnima neben gnime gnimi gnimai, senchassa neben senchaissi. Und doch ist ein anderer Ursprung schwer denkbar. Da Wb -a für -(a)e sonst nur in Mittelsilben, d. h. vor einer Enklitika, kennt, ist wohl anzunehmen, daß es sich auch hier zunächst in solcher Stellung herausbildete, aber dann weiter wucherte; vgl. z. B. a m-besa-sa (1. -som) 'ihre Sitten' 9 b 17. Daß -a (bei Neutren und Femininen) auch sonst eine häufige Endung war, wird mitgewirkt haben.
NAV n. Die endungslose Form (dorm, der, wind, rind) kann auf altes -ü (aus -uS) weisen (vgl. altind. mddhü), wenn nicht etwa das Muster der o-Stämme den Gleichklang von [ 191 ]Singular und Plural hervorgerufen hat. Die Endung -a ist sicher von den o-Stämmen bezogen. Die Form beura (der letzte Buchstabe nicht ganz sicher) Sg 67 bll hat das u wohl aus dem Singular biur (bir) 'Pfahl, Bratspieß' verschleppt.
G. Die Endung -e läßt sich aus der alten w- Flexion nicht erklären. Sie ist wohl von den i-Stämmen herübergedrungen. Doch ist davor die dunkle Färbung der ursprünglichen Form be- wahrt; s. unten § 312 beim Genitiv des Duals.
D. Endung •(a)ib, auf die vorhergehende Silbe wie ein dunkler Vokal wirkend. Sie geht also nicht direkt auf -u-bis zu- rück. Entweder war aus -oues usw. das o eingedrungen, so daß die Endung mit der der o-Stämme zusammenfiel; oder man hat von -ou-o-bis auszugehen, vgl. die konsonantischen Stämme und cnoaib § 309.
A m. Endung -u zunächst aus -üs für -uns, vgl. got. simuns, kret. uiüv?, altind. sünun. Über den Apl auf -a s. § 308.
Der Vokativ lautete vermutlich, wie bei andern Mas- kulinen, gleich dem Ackusativ (§ 285).
312. Dual. NA. Der w-farbige Auegang geht auf die ursprüngliche maskuline Endung -ü zurück, vgl. altind. sünu (aber n. urvi), altkirchenslav. syny. Die Ausgleichung von Neutrum und Maskulinum wie bei den o-Stämmen (§ 286).
G. Endung -o -a wie im Gsg. Das ist auffällig, da sonst dieser Kasus sich an die Form des Plurals anschließt. Strachan hat daher vermutet, daß auch dies eine ältere Pluralform sei. Es kann ihr die Endung -ouon aus -euöm zu Grunde liegen, vgl. got. sunive, altkirchenslav. synovo, gr. irrixeujv und den Gpl cnö (§ 309). Der lästige Gleichklang mit dem Singular hätte dann bewirkt, daß im Plural die Endung -e, wohl durch Vermittlung der Adjektive, von den t'-Stämmen übernommen wurde, während die ältere im Dual erhalten blieb, dessen NA ohnehin mit dem Singular übereinstimmte. Umgekehrt hätten dann die i-Stämme im Singular und Dual die Endung -o a angenommen.
Aber diese Erklärung ist wenigstens in Einzelheiten nicht haltbar, wenn -os schon in Ogominschriften im Singular der i-Stämme erscheint (§ 303). Denn damals wäre auch bei den «-Stämmen der G sg und pl noch nicht zusammengefallen. Ander- seits ist es sehr bedenklich, in o den Rest der Dualendung zu sehen, die in altind. sünvoh (altkirchenslav. synovu) vorliegt, da nicht einmal das Zahlwort 'zwei' die alte Form bewahrt hat.
D wie der Plural (§ 286).
[ 192 ]313. Von den einsilbigen hatte brü Braue' in den andern Kasus einst den Stainrnauslaut -wm-, vgl. altind. bhrük, Gbhruväh, gr. öqppü's öqppüoq. Vor einer dunklen Silbe ist daraus ir. -ouc geworden, und diese Form wurde weiter verschleppt: brol zu- nächst aus *broiies. Vgl. namentlich die Flexion von cnü, auch die von bö c Kuh' §340. Der Gpl forbru Ml 39 c 13 statt -brä muß auf Ausgleichung beruhen oder ein Versehen des Schreibers sein.
B. Konsonantische Stämme.
314. Allgemeines. Die Flexionsweise dieser Abteilung ist ziemlich einheitlich mit Ausnahme des Nsg, der den Stammauslaut in der Regel verloren hat. Unser Material gestattet nicht, die Nominativform für jedes Wort sicher zu bestimmen, zumal später starke Aus- gleichungen stattgefunden haben, jüngere Belege für die alte Zeit also wenig beweisen.
Die übrigen Kasus zeigen das folgende Gemeinsame:
Vereinzeltes s. unten bei den einzelnen Klassen.
Singular. Der Genitiv ist in der Regel endungslos mit dunkler Färbung des Stammauslauts. Das weist auf die Endung -os (vgl. gr. kuv-öc;), bestätigt durch viele Ogomformen auf -as (§ 86,4), wie Glasiconas, Lugudeccas (jünger Lugudeca), Netasegamonas, Inissionas u. a.
Der Dativ hat meist zwei Formen, die beide lenieren: eine längere ohne Endung, in der der Stamm- auslaut bewahrt ist und palatale Färbung zeigt; und eine kürzere, in der auch noch der Stammauslaut geschwunden ist. Jene weist auf einen geschwundenen hellen Vokal, der entweder auf den Diftong der alten Dativendung zu- rückging (altind. md-i, gr. iev-ai oder osk. pater-el) oder auf das i des Lokativs (ind. pad-l, gr. irob-i).
Die kürzere Form hat nie eine Endung besessen; sie stimmt mit den endungslosen Lokativen der alt- indischen w-Stämme (kärman, mnrdhän) überein; vgl. den Dsg der w-Stämme § 310. Häufig fällt sie mit dem Nsg zusammen. Die Lenierung hinter der kürzeren Form ist nach Analogie der andern Dative eingetreten.
[ 193 ]Im Gallischen ist keine sichere Dativform belegt; zu Brigindoni vgl. § 295.
Der geschlechtige Ackusativ hat keine Endung, nur palatale Färbung des Stammauslauts und nasaliert den folgenden Anlaut. Das weist darauf hin, daß die alte Endung -m, die sich in gr. irc-ö-a lat. ped-em spiegelt, einen hellen Vokal entwickelt hatte (-in oder -en).
Nicht selten dringt die kürzere Dativform auch in den Ackusativ ein. Das wird darauf beruhen, daß die längere stets mit dem Ackusativ übereinstimmt. Auch Gleichheit von Nominativ und Ackusativ bei den meisten vokalischen Stämmen kann Einfluß geübt haben.
Über den endungslosen NA der Neutra s. §213d, 332 und 173, 339.
Der Vokativ ist dem Nsg gleich.
315. Plural. Der geschlechtige Nominativ hat keine Endung, nur palatalen Stammauslaut. Es wird also die alte Endung -es (gr. iroö-ec;) abgefallen sein.
Der Genitiv hat gleichfalls in der Regel keine Endung, aber dunklen Auslaut; er fällt also mit dem Gsg zusammen, nur nasaliert er folgenden Anlaut. Dar- aus darf man auf die alte Endung -öm (altind. pad-äm, gr. Trob-üjv) schließen, die mit Kürzung des langen Vokals zu -ön geworden war.
Der Dativ hat die Endung -ib mit dunkler Färbung des Stammauslauts. Es hatte sich also vor dem fr-Suffix (§ 285) ein dunkler Vokal (vermutlich 6) eingeschoben, wie das bei der Komposizionsform der Fall war (*rTg-o-bis wie gall. Rig-o-magus).
Der geschlechtige Ackusativ hat die Endung -a, zunächst auf -äs weisend. Das scheint eine ältere Ent- wicklung von -ns (oder -ms) zu sein, das man nach got. fadr-uns altind. pad-äh gr. Troö-ac; lat. ped-es umbr. man-f usw. als ursprüngliche Endung ansetzt.
In scheinbar griechisch gebildeten Ackusativen gallischer Eigennamen wie Älldbrogas bei Cäsar und in den späteren [ 194 ]erstarrten Formen wie Biturigas Betoregas, Catur(r)igas vermutet man dieselbe Endung.
Die Neutra haben im NApl keine Endung, bei dunklem Stammauslaut. Es ist also zunächst ein -a ab- gefallen (s. § 285). Später begegnet auch eine längere Nebenform mit der Endung -a.
Der Vokativ ist bei den Femininen und Neutren nicht belegt. Maskulin ist er nur durch die Glosse zu (a)emuli Ml 134c 5 bezeugt: ä ascaäu A. a naintea (1. näimtea); also das zweite Mal dem Apl gleich gebildet, das erste mit der Endung der o-Stämme. Vielleicht ist aber mit ascaäu nicht das Substantiv asc(a)e, sondern das substantivierte Adjektiv ascat(a)e (fo-St.) 'aemulus gemeint, das einen Vpl ascatu (t=dd) erwarten läßt.
316. Dual. Er ist naturgemäß schwach belegt. Der Dativ ist auch hier gleich dem Dpi, der Genitiv ge- wöhnlich von der Form des G pl u. sg nicht verschieden (über die r-Stämme s. § 335).
Der geschlechtige Nominativ-Ackusativ zeigt in da druith c zwei Zauberer' Wb 30cl7 und in vielen späteren Belegen die gleiche Form wie der Npl (s. Gramm. Celt. Strachan, Transactions of the Philol. Soc. 1903–06, 239f.). Daneben kommen aber auch Fälle vor, wo er dem Nsg gleich lautet: da mi c zwei Monate' Wiener Beda 23 (pl mis), da are 'Schläfen' Thes. II 249,2 (wozu später ein Gsg arach, freilich auch ein Asg ara belegt ist) und einige spätere Beispiele. Immer gleich dem Singular ist der NAdu der neutralen n- und s-Stämme.
da mi kommt einmal auch als Genitiv des Duals vor, Wiener Beda 23 (Schreibfehler?).
Der geschlechtigen Form, die wie ein Npl aussieht, kann man eine frühere Endung -e (wie gr. uöb-e) zuschreiben. Daß daneben auch die Singularform als Dual auftritt, ist dadurch veranlaßt, daß bei den o-, i- und tt-Stämmen Singular und Dual zusammengefallen waren. Über GDdu s. § 286.
[ 195 ]IX. Stämme auf einen lenierten Guttural (ch, g).
317. Nur Maskulina und Feminina. Paradigmen: nathir f. 'Schlange', a(i)re (auch ere) m. 'Edler', ri m. 'König'.
Singular N nathir aire ri G nathrach airech rig D nathr(a)ig, nathir airig rig A nathr(a)ig, nathir airig rig V nathir aire ri
Plural N nathr(a)ig airig rig G nathrach airech rig D nathrach(a)ib airech(a)ib rig(a)ib A nathracha airecha riga V UB
Dual NA nathr(a)ig airig (are § 316) rig G nathrach airech rig D nathrach(a)ib airech(a)ib rig(a)ib
Die Färbung des y in ríg ist dunkel im G sg pl du, palatal im DAsg, N pl du. Komposizionsform rig-, z. B. ríg-suide 'Königssitz'.
318. Im Nominative sg finden wir
1. abgefallene Endung wie in nathir; so cathir f. 'Stadt', G cathrach, D caithir Sb 13b1; Lug(a)id m., Eigenname, G Luigdech (Ogom: Lugudeccas); später belegt sail f. 'Weide', G sailech, D sailig.
2. Endung -e wie in aire, z. B. Ainmire m. Eigen- name, G Ainmirech; are 'Schläfe' § 316.
Auch sp#teres mala f. 'Wimper' mag auf *malae zu- rückgehn. Die dunkle Färbung des l fällt auf, da der Apl mailgea Ml 30c11 auf hellen Vokal der Endsilbe weist; doch hat sich die Endung -ae auch sonst ana- logisch ausgebreitet (§ 325). Bretonisch heißt die Wimper malven. [ 196 ]Im späteren cäera 'Schaf, G cäerach und cairech, Apl cäercha ist jedoch der dunkle Vokal der ältere; vgl. Dpi cairchaib Ml 100 b 15, Adj. cairchuide 'ouinus' Sg 37 b 8 und den gallischen Stammesnamen Caerac-ates.
3. Endung -u, z. B. in männlichen Eigennamen wie Eochu, G Echach; Cüanu, G Cüanach. Hierher gehören auch
ceu ceo m. 'Nebel', G c'iach, D (später belegt) c'iaich ciaig und ceo, A c'iaich ciaig.
eu eo m. 'Salm', G iacli. Vgl. gallolat. esox isox, A esocem, aber mittelkymr. ehawc, das eine Suffix- form -ök- enthält. Vielleicht weist ir. -u -o im Nominativ auf -öks, das zu -ü(k)s wurde (§ 85); oder zunächst aus *esoJi?
4. Einsilbig wie ri, aber mit kurzem Vokal, sind: bri c Hügel', G breg, D brig und bri, A brig, Apl brega.
trü m. 'ein dem Tode Verfallener', plN troich, G troch, A trocha (vgl. lat. trux).
319. Diese Flexion mit ihren deutlichen Endungen greift mit der Zeit sehr um sich. Namentlich Wörter, die im Nsg auf -r oder -l ausgehen, schließen sich gern an. Z. B. Tem(u)ir, G Temro (Ortsname) hat später den G Temrach, DA Temraig; ail f., G alo 'Fels', später G ailech; daur, G daro 'Eiche', später dair, G darach (schon Sg 33 b 13 Adj. dairde neben daurde 38 a 10); ähnlich zu sce 'Dornbusch', D sei (vgl. kymr. yspyädad) später der G sc'iach, DA sciaig.
Ferner häufig die r-Stämme (§ 334); schon altirisch zu üasal-athir Patriarch' Dpi hüasalathrachaib Wb30dl, später Apl sethracha 'Schwestern' u. ähnl.
So mögen auch ältere Beispiele wie cathir 'Stadt' (vgl. kymr. cader), nathir 'Schlange' (kymr. neidr aus *nairi, vgl. § 158) erst sekundär in diese Klasse getreten sein. Und bei manchen, wie foü Asg 'Armring' Sg 64 a 17, zu dem später (Ende 9. Jahrb.) der Dpi failgib belegt ist, bleibt fraglich, ob sie schon in unserer Periode hierher gehörten.
[ 197 ]Umgekehrt findet man, daß infolge dieser Misch- ungen im Dpi der Guttural alter Gutturalstämme unter- drückt werden kann; so di chairib 'von Schafen' Arm. 17 b1.
320. Auf unleniertes c (= gg) geht der Stamm aus von li(a)e, jünger lia m. 'Stein', G l'iae(e), DAsg, Npl lieic (jünger Hie Haie), Apl lec(e)a.
X. Stämme auf einen lenierten Dental (th, d).
321. Nur Maskulina und Feminina.
Paradigmen: traig (neuirisch f.) 'Fuß', fili m. 'Dichter', teng(a)e (neuirisch f.) 'Zunge', ointu m. 'Einheit'.
Singular N traig fili teng(a)e oíntu G tra(i)ged filed tengad oíntad D tra(i)gid, traig filid teng(a)id oínt(a)id, oíntu A tra(i)gid, traig filid teng(a)id oínt(a)id, oíntu V traig fili teng(a)e
Plural N tra(i)gid filid teng(a)id G tra(i)ged filed tengad D traigthib filed(a)ib tength(a)ib A traigthea fileda tengtha V (ascadu? s. § 315).
Dual NA tra(i)gid filid teng(a)id (tene) G tra(i)ged filed tengad D traigthib filed(a)ib tength(a)ib
Vereinzelt ist der Npl cinnta Ml 62 d 5 neben cinaid zu cin m. 'Schuld' (Stamm *cinnth-), in dem nach späterer Weise die Ackusativform in den Nominativ gedrungen ist.
Als Komposizionsform dient meist der Nsg, z. B. traig-lethan 'breitfüßig', doch später auch traiged-dub 'schwarzfüßig'.
322. Der Nsg zeigt verschiedene Endungen, der DApl bald Synkope, bald nicht:
[ 198 ]1. Nsg ohne Endung wie traig, z. B.
ein m. Schuld', DA cinaid und ein, Dpi cintaib, A cin(n)ta.
eirr m. 'Wagenkämpfer', G erred, Dpi erredaib errethaib.
cing m. 'Held', G ciuged cingeth (DApl unbelegt).
mil m. 'Soldat', G miled, Dpi miled(a)ib (aber mute 'Kriegsdienst').
ap abb m. 'Abt', G apad, Dpi apth(a)ib.
sui und soi (später belegt) m. 'Weiser', G suad, Dpi suidib (aber später suithe 'Weisheit'); ebenso dui 'Unweiser'.
drut m. 'Zauberer', G druad, Ndu druith.
cre f. 'Lehm', G criad, DA crieid.
de f. 'Rauch', G diad.
luch f. 'Maus', G (später belegt) lochad, DA lochaid, Apl lochtha.
Der Vokalwechsel ist auffällig, vgl. kymr. llygod breton. logod c Mäuse', gall. Lucottos Aoukotikvo?. Die Grundform des Nsg ist nicht klar; -öts oder -öt hätte -u ergeben, -öts würde *loch erwarten lassen. Hatte sich der Nominativ an die Feminina auf -ü (§ 298) angeschlossen?
2. Nsg auf -i wie fili (vgl. Ogom Gsg velitas Macal. 70).
oigi öegi m. 'Gast', G oiged, Apl oigetha Wb 28d28 (aber oigedacht 'Gastlichkeit' 26 b 24).
3. Nsg auf -e wie teng(a)e, z. B.
asc(a)e 'Nebenbuhler', G asead, Dpi ascadaib (Vpl ascadu ? s. §315).
tene m. 'Feuer', G tened, D tenid und ten Ml 31 d 4 (wohl tein zu lesen wie in späteren Belegen), Dpi tein(n)tib.
Zu beachten ist die vom N verschiedene kürzere Form des Dsg (Grundform *tenetT), auch als Komposizionsform: ten-lach 'Herd' neben tene-fott c Feuerhar Vgl. kymr. breton. tan c Feuer.
ni(a)e m. 'Neffe', G niad (Ogom niotta Macal. 71, arch. nieth Annais of Ulster, a. 692); Plural unbelegt.
[ 199 ]Bei erst später Überlieferten wie se(i)che f. 'Haut' (Dpi sechedaib) oder lé(i)ne, G le(i)ned, f. 'Hemd' (Dpi leintib) kann man die alten Endungen -e und -i nicht mehr unterscheiden.
4. Nsg auf -u wie ointu bei allen Abstrakten auf -tu -thu (§ 259). Ebenso:
bibdu m. "der Schuldige, Prozeßgegner', G bibdad, Npl bibd(a)id.
coimdiu m. "Herr" (= 'Gott'), G coimded, DA coimdid.
Später belegt gleo 'Kampf', G gliad, DA gleo und gliaid.
Der Nasal in mittelir. mell-gleo n-Iliach Tain B6 Cüalnge 4628 (ed. Windisch) genügt wohl nicht, das Wort als neutral, den Asg gliaid also als hysterogen zu erweisen.
XI. Stämme auf -t (= -dd aus -nt).
323. Maskulina und Neutra.
Paradigmen: car(a)e m. "Freund', fiche m. 'Zwanzig', det n. 'Zahn'.
Singular m. n. N car(a)e fiche dét G carat fichet dét D car(a)it fichit déit A car(a)it fichit dét V car(a)e
Plural N car(a)it fichit déit G carat fichet dét D cairtib -dib fichtib dét(a)ib A cairtea -dea fichtea dét V cairtea -dea (§ 315)
Dual NA car(a)it fichit G carat fichet D cairtib -dib fichtib dét(a)ib
Für -ae jünger auch -a § 94.
[ 200 ]Komposizionsform: carat-näm(a)e c Feind, der den Freund spielt' Wb23c28, det-bdn 'weißzahnig'.
324. Die Neutra sind sehr selten. So noch das poetische lochet löchat, G lochet, 'Glanz, Blitz'. Neben NApl det später auch deta. Der Dsg da Ml 117d5 (neben deit Sg 67 b 10) ist ungenaue Schreibung (§ 82).
325. Der Nominativ sg der Maskulina zeigt verschiedenen Ausgang
1. -e wie in care carae, z. B. ndm(a)e 'Feind', bräg(a)e 'Hals', doe 'Oberarm' (Gpl doat), ainmne, G ainmnet, 'Geduld' (ainmnetea, Glosse zu patientias Ml 99a 5, ist eine künstliche Bildung).
2. -u in dinu 'Lamm', Dsg dinit; Nüadu (Name), G Nüadat.
3. -a in fiada 'Herr', G fiadat.
4. Von Zehnern über 20 liefern unsere Quellen nur drei Nominative: tricha '30' Karlsr. Beda 31c 9 (kann älteres Hrichae sein); coica '50' Sg 4a5; sechtmogo '70' Ml 2 b 13, G sechtmogat. In späteren Handschriften gehen sie alle auf -a aus. Vgl. § 390.
Zur Grundform von Wörtern wie car(a)e, brägfaje vgl. gall. Carantius Carantillus, kymr. breuant brefant 'Luftröhre'. Es scheint also, daß altes -ant-s zu -e wird, wie im Plural eairtea zunächst auf *caredda[s weist. Die dunkle Färbung des r in carae kann aus dem Verb car(a)id e liebt' verschleppt oder unter dem Einfluß von ndmae brägae (§ 165) entstanden sein.
Die Endung -u wird dann altes -ont-s, woraus -üs, wieder- geben, vgl. Dsg Nodonti CIL VII 138. Aber was ist -a in fiada (im Feiire durch den Reim gesichert)? Älteres -(a)e kann es nicht sein, da schon archaisch feda Cam. 37 b geschrieben ist. Der archaische G fedot Cam. 37 c weist auf einen owt-Stamm. Ein Nsg fiadu fiado ist erst in späteren Quellen zu belegen und kann auf dem Einfluß von fiadu 'Zeuge' (§ 327,3) beruhen. Alte Vermischungen sind zwar hier gewiß vorgekommen, vgl. den G Nodentis, D Nodenti CIL VII 140 neben Nodonti; aber auch sie erklären fiada nicht.
[ 201 ]XII. Stämme auf leniertes -n.
326. Nur Maskulina und Feminina.
Paradigmem: brithem m. 'Richter', toimtiuL 'Meinung', tichtu f. 'Kommen', cü m. 'Hund'.
Singular N brithem toimtiu tichtu cú G brithemon, -mun toimten con D brithem(u)in, -main toimtin coin (brithem [toimte, toimtiu A brithem(u)in, -main toimtin coin V brithem cú
Plural N brithem(u)in, -main toimtin coin G brithemon, -mun toimten con D brithemn(a)ib toimten(a)ib con(a)ib A brithemna toimtena cona V UB
Dual NA brithem(u)in, -main (talam) coin G brithemon, -mun con L brithemn(a)ib con(a)ib
Vereinzelt dringt im Plural die Ackusativform in den Nominativ: genitue (für genituea) Sg 200 a 14 genitiu f. 'Genitiv'.
327. Der Nsg der Mehrsilbigen wird auf viererlei Weise gebildet:
1. Endungslos, der letzte erhaltene Konsonant dunkel gefärbt. So brithem und die andern Nomina actoris auf -em -am (§ 268), auch súanem m. 'Seil'.
Ebenso talam m. 'Erde', G talman (so, nicht *talmon, auch in Wb), D talam (später belegt talmain), A talmain. Komposizionsform: talam-geindi 'terrigenae' Ml 68 c 4.
Die mangelnde Synkope im Gsg brithemon macht wahr- scheinlich, daß er aus *brithemn (ursprünglich -mnos) entstanden ist (§ 109). Dagegen in talman ist a hinter l geschwunden, der Vokal der Endsilbe also alt. Die dunkle Färbung im Nominativ ist auffalend: man erwartet u-Färbung wie in 2.; denn es ist [ 202 ]nicht wahrscheinlich, daß es neben -ö einst -ön (woraus zunächst -ön) gegeben hat. Vielleicht hat talam regelrecht die »/-Färbung eingebüßt, vgl. Dsg galar, labar §277. Darnach die Übrigen?
2. Endungslos, der letzte Konsonant w-farbig:
Miliucc (Name), G Milcon, D Milcoin u. Miliucc, A Milcoin.
escung f. 'Aal', G escongan (später belegt).
Die M-Färbung weist auf abgefallenes -u aus -ö, vgl. lat. homo usw., auch Nr. 3.
3. Endung -u, wie in toimtiu tichtu und anderen Ab- strakten (§ 728). Ferner z. B noidiu, G noiden m. 'Kind', Mumu, G Muman (arch. Mumeri), f. 'Munster'. Auch zum Asg fiadain c Zeuge 5 Ml 38dll findet sich später ein N fiadii (jünger fiada), Dpi fiadnaib.
Der Ausgang des Nsg geht bei den meisten Beispielen auf iö (lat. ratio usw.) zurück. Der Dsg auf -e weist auf einen alten Ausgang -ion; die Suffixform -ion- wird auch durch die häufige kymrische Pluralendung -ion verbürgt; vgl. Ogom Gsg Inissionas Macal. 18. Daneben -u (auch ackusativisch gebraucht) aus dem Nominativ, weil die kürzere Dativform sonst mit dem Nominativ übereinstimmt. Anderseits dringen die Endungen -in und -e in den Nsg (§257); so auch coibse 'confessio' Arm. 17a2.
Eine andere Endung oder eine analogische Bildung muß dem Nsg fiadu (mit nicht-palatalem b) zugrunde liegen. Man könnte an ein altes Partizip des Perfekts denken (gr. eibiju<;, got. weitwöds 'Zeuge'), das in die %-Flexion übergetreten wäre, wenn u hinter b nicht sonst erhalten bliebe (§ 199 a).
Hierher oder eher zu 2. brau bräo brö (heute f.) Handmühle', G broon, A (später belegt) bröin.
Auch cü (lenierend) britann. Tä wird alte Kontrakzion aus *kuü sein. Komposizionsform: con-.
4. Endung -e in menm(a)e menmm(a)e m. Sinn', G menman, DA menmuin menniain, Apl menmana. Ein ein- ziges Mal (Sg 59 b 16) ist der Gsg menmmann mit -nn ge- schrieben, als ob das Wort zu Kl. XIII gehörte. Da aber auch die spätere Sprache nur leniertes -n kennt, wird es ein Schreibfehler oder ein vereinzeltes Schwanken sein.
Geht -e auf altes -ens zurück? Jünger dafür -a (§94).
[ 203 ]328. Besonderes:
1. anim(m) f. [ainim Wb3dll, Ml 130c 9 gegen anaim Ml 11 6b 9) fSeele' geht im Plural immer nach der /i-Flexion: N cmm(a)in, D anmanaib, A anmana. Im Sin- gular schwankt es: G anme, DA anim(m) und anmuin anmain; Komposizionsform: anam-chare c Seelenfreund, Beichtvater'.
Vgl. mittelbreton. eneff, pl anavon. Das Lehnwort anima scheint eich mit einem einheimischen Stamm ana-mon- (Nsg *anamü, woraus britannisch zunächst *avayä) gemischt zu haben.
2. Das Lehnwort Uo "Löwe' hat den Gpl leon Ml 75 b 2, daneben den Npl leomain 80 a 10, wozu später ein Nsg leom belegt ist.
XIII. Stämme auf unleniertes -n (-nn).
329. In dieser Klasse, die Wörter aller Geschlechter enthält, rinnt Verschiedenes zusammen. Zunächst lassen sich namentlich zwei Quellen unterscheiden:
1. Bei den Neutren ist -n unleniert und wird daher gelegentlich doppelt geschrieben, weil es ursprünglich meist direkt hinter unleniertem m stand. Der Plural anman(n) ist aus *anmn, älter *annma, G *anmnon entwickelt (§ 109), der Mittelvokal im Dpi anman(n)aib statt *anmnaib erst im Anschluß an die anderen Pluralkasus eingetreten.
2. In brü f. c Bauch, Unterleib', G bronn, ist in den obliquen Kasus ursprünglich doppeltes n vorhanden, das durch Aesimilazion aus sn hervorgegangen war; die Flexion war einst N *brusu (-o), G *brusnos (wie lat. caro carnis), vgl. das abgeleitete bruinne c Brust' und got. brusts.
Bei andern wie Eriu f. "Irland' = kymr. Iwerddon, irisch- lateinisch Hiberio -ionis kommt man aber mit keiner dieser beiden Erklärungen aus. Doch könnte etwa äru c Niere', G (später belegt) ärann (kymr. aren) zu Kl. XII gehört haben und erst aus dem Plural (A :!:äirnea, D pl du *dirnib), wo n hinter r seine Lenierung nach § 137 verlor, das unlenierte n verschleppt worden sein; vgl. das vielleicht [ 204 ]zugehörige airnne 'hoc glandium' Sg49b17. Ebenso mag zu (später belegtem) güalu 'Schulter^ der Apl *gtiaünea mit unleniertem n gelautet haben und darnach der G sg pl güalan(n) usw. gebildet worden sein. Jedenfalls muß man starke analogische Ausbreitung dieser Flexionsweise an- nehmen, die namentlich bei Eigennamen beliebt ist, aber auch sonst um sich gegriffen hat, vgl. Gsg oblann der Hostie, oblatae' Arm. Es ist gewiß kein Zufall, daß alle diese Wörter r, l oder n vor dem Ausgang zeigen.
Unklar ist die Herkunft des Stammes gobann- 'Schmied (vgl. gall. Gobannitio, Männername bei Cäsar, altbritann. Gobannio, Ortsname). Der irische Eigenname Goibniu, G Goibnenn, scheint zu zeigen, daß im Irischen gobann- auf gobenn- zurückgeht (§ 165).
330. Paradigmen: (riu f. 'Land, Boden', für den Plural und Dual Stamm gobann- m. 'Schmied'; brti f. 'Bauch'; ainm(m) n. 'Xame'; ceim(m) n. 'Schritt'.
Singular geschlechtig n. N íriu brú ainm céim(m) G íren(n) bronn anm(a)e céim(m)e D írin(n) íre broinn brú anm(a)im(m) ainm céim(m)im(m) céim(m) A írin(n) broinn ainm céim(m)
Plural N gobain(n) anman(n) céim(m)en(n) G goban(n) anman(n) céim(m)en(n) D UB anman(n)aib UB A UB anman(n) céim(m)en(n)
Dual NA gobain(n) ainm G goban(n) *anman(n) D UB *aman(n)aib.
331. Der geschlechtige Nsg scheint nach den älteren Beispielen immer auf -u auszugehen. Wenn man [ 205 ]aus späterem goba ein altes *gob(a)e erschlossen hat, so ist das keineswegs sicher; es kann ebensogut älteres *gobu *gobo vertreten, vgl. gt'iala neben güalu u. ähnl.
Doch dringt im Femininum bisweilen die Dativform auf -e in den Nominativ: dile 'Sündflut' Ml 48 d 17 (später ist diliii belegt), G dilenn, D dile Feiire Epil. 452.
Wie brü flektiert retglii 'Stern', du di retglainn, Dpi retglannaib.
332. Die Neutra bestehen namentlich aus den zahlreichen Verbalabstrakten mit Suffix -mn- § 731. Auch senim "Tonen, Ton' (wohl mit -u) flektiert so: Dsg senm(u)im, Npl senman; ferner gein 'Geburt', G ge(i)ne, D ge(i)räm. Außerdem wenige andere wie imb 'Butter', G imbe, D imbim (lat. uvguen); mir 'Bissen', Npl mirenn. Teilweise haben sie sich wohl erst sekundär angeschlossen (vgl. mit mir lat. membrum).
Die Flexion weicht von der sonstigen konsonantischen ziemlich stark ab:
1. Der NAsg mit palataler Färbung und Nasalierung des folgenden Anlauts zeigt, daß das alte -n (vgl. gr. övoua altind. näma lat. nomen) sich zu -en oder -in entwickelt hatte.
2. Im Gsg geht -e auf altes -en-s zurück, mit dem kürzeren Genitivsuffix -s statt -os, s. Brugmanns Grundriß II § 228. Altes -n-s ist wohl dadurch ausgeschlossen, daß diese Endung im Apl der geschlechtigen Stämme -a ergeben hat.
3. Der längere Dsg auf unleniertes palatales -m ist nicht erklärt; man erwartet unleniertes oder, wenn ein alter Lokativ auf -en-i zugrunde liegt, leniertes -n. Der Antritt eines Suffixes -6i = gr. -cpi (in OTnöeff-qn u. ähnl.) an das -n des Stammes, wo- ran man unter anderm gedacht hat, ist nicht sehr wahr- scheinlich.
4. Zum Plural vgl. § 329. Nach der dortigen Erklärung sollte man *cemman(n) (aus *cemmna) wie anman(n) erwarten; aber die Wörter, die im GDsg palatales m bewahrt haben, über- tragen es in den Plural. Umgekehrt zu greitnm, pl gremman(n) der Gsg gremm(a)e § 159.
Später dringt die Endung -a auch hier im NApl ein, z. B. anmtmna.
[ 206 ]333. Einen altertümlichen neutralen Typus, der im NAsg r-Stamm, sonst w-Stamm zeigt, bewahrt arbor arbur 'Korn', G arb(a)e, D arb(a)im(m).
Vgl. lat. femur feminis, altind. üdhar üdhnah u. ähnl.
XIV. r-Stämme.
334. Nur männliche und weibliche Verwandtschafts- namen. Paradigma: ath(a)ir m. 'Vater'.
Singular Plural Dual N ath(a)ir a(i)thir NA *athir G athar aithre, athr(a)e athar D ath(a)ir aithrib, athr(a)ib wie Plural. A ath(a)ir aithrea, athra V ath(a)ir UB
Komposizionsform gewöhnlich athar- oder athr-, vgl. athargein 'väterliche Zeugung' Thes. II 291,5, athramil adramail 'dem Vater ähnlich' (-samail). Doch athiroircnid Sg 12 b 6 (Fehler?) gegen atharoircnid Ml 18 c 15 'Vater- mörder'.
335. Wie ath(a)ir gehen noch bráth(a)ir 'Bruder', máth(a)ir 'Mutter'. Amnair 'auunculus' Sg 61 a 21 ist nur im Nsg belegt.
Das th scheint im Singular immer dunkel zu sein; im Plural ist palatales thr das gewöhnliche, dunkles viel seltener. Die palatala Färbung des th im Npl zeigt deutlich aithir Ml 96 b 5.
Über den Übertritt solcher Stämme in die ch-Flexion s. § 319.
Die dunkle Färbung ist sicher regelmäßig im Gsg athar aus *[p]atros (gr. πατρός) und in der Komposizionsform athar- aus *[p]atro-, vgl. § 158. Daß sie auch im NAVsg auftritt, kann auf Verallgemeinerung beruhen und genügt nicht, wie vermutet worden ist, einen Nsg *[p]atris nach der i-Flexion statt *[p]ater, *atir zu postulieren. Im Plural weist die gewöhnliche palatale Färbung auf die Suffixgestalt -ter-, also aithir = πατέρες, aithrea = πατέρας. Die Dpl aithrib aus *[p]ater-o-bis (oder *atribis aus patr-?) fällt mit dem Dpl der i-Stämme zusammen und hat den [ 207 ]Gpl aithre nach deren Flexionsweise hervorgerufen. In späteren Handschriften findet sich dafür auch athar nach der Form des Gsg. Der Genitiv des Duals ist zwar erst später belegt, ist aber unbedenklich auch für unsere Periode als athar anzusetzen, da die Endung -e nirgends in den Dual gedrungen ist.
336. s'iur f. 'Schwester' (mit leniertem Anlaut finr oder phiur § 129) hat G sethar, DA sieir sier, später siair, Npl wohl sethir (belegt Sg 49 b 22?), Dpi (später belegt) sethraib, Apl später nach der c/t-Flexion sethracha, Dual NA sieir sier, später siair. Komposizionsform sethar-oircnid 'sororicida' Sg 13 a 1.
Das th im Gsg und im ganzen Plural ist von bräthair mäthair bezogen.
XV. Neutrale s-Stämme.
Sammlung bei Stokes KZ 28,292 f.; 29,379.
337. Paradigmen: sliab 'Berg', glenn 'Tal'.
Singular Plural NA sliab glenn sle(i)be glinne G sU(i)be glinne sle(i)be glinne D sleib glinn sU(i)bib glinnib
Dual NA sliab glenn G sle(i)be glinne D sle(i)bib glinnib.
338. Zum Vokalwechsel in der Stammsilbe vgl. noch:
nem 'Himmel', G nime, D nim (§ 73).
teg tech c Haus', G taige, D taig (wohl nach maige, maig zu mag 'Feld'), aber pl tige.
leth 'Seite', G le(i)the, D leith.
og 'Ei', G ug(a)e, D uig (§ 69. 165).
mag 'Ebene, Feld', D maig und muig (§ 76).
du 6 'Ohr', G aue, D oi 6e, Dpi an(a)ib (§ 65. 203, 1).
Vielleicht gehört hierher das Neutrum gne 'Art', falls der später belegte Gsg in gnee alt ist. Aber in unseren [ 208 ]Texten heißt es immer gne (einmal Asg gnei Sg 166 a 2), nicht nur als NDAsg, Ndu, sondern auch als Npl, wo man eine zweisilbige Form erwartet.
Auch NDA du n. 'Ruhm' kann man wegen des späteren Genitivs clua (aus cluae) Ir. Texte II, 1, 25,7go hierherstellen.
339. Da intervokalisches s im Irischen spurlos geschwanden ist, ist die Bezeichnung als s-Stämme nur nach den verwandten Sprachen angesetzt.
Die dunkle Färbung im NAsg Aveist auf geschwundenes -os, die Endung -e im Gsg, NA und Gpl auf -esos -esa -eson; -ib im Dpi vermutlich auf -esobis.
Der Dsg kennt bei dieser Stammklasse nur die kürzere Form, ursprünglich endungsloses -es.
XVI. Einzelnes.
340. 1. m.'t m. 'Monat' (Stamm idg. *mens-) hat GDAsg, NGpl mis, Apl misa, Dual NA mi (auch Genitiv? § 316).
2. bö f. 'Kuh', G bö (arch. bou), DA boin, pl N bai> G bo (geschrieben bao Sg 22 b11), D buaib, A bü, Dual NA bat Ml, GD wie pl.
Der DAsg wohl nach coin zu cü c Hund der pl bai für älteres *boi, der Apl wie die «-Stämme, aber der NAdu äußer- lich wie der Npl (vgl. § 319).
3. Ein altes Wort für 'Tag', mit lat. dies verwandt, liegt nur noch in wenigen, schwer zu vereinigenden Formen vor: Asg fri dei (Wb), fri de 'am Tage', co de 'bis zum Tage'. Adverbial d'ia (geminierend, alter Genitiv? § 249, 4), z. B. dia Main 'am Montag', dia mis 'nach einem Monat', wörtlich 'am Tage eines (vollen- deten) Monats', cach dia 'täglich'; ferner in-diu 'heute'. Später belegt ist ein Nsg die, dia in den Ausdrücken olc die, fö dia 'schlecht (gut) ist der Tag'.
Vgl. kymr. dydd breton. dez 'Tag', mittelkymr. dytv Ihm 'am Montag', kymr. heddyiv mittelbreton. hiziu 'heute'. Jene weisen auf du-, diese auf diu-. Dazu der Plural mittelkymr. dieu, auf diou- zurückgehend.
[ 209 ]341. 4. Indeklinabilia sind zahlreich, indem nicht nur, wie im Lateinischen, manche hebräische Namen unflektiert bleiben, sondern auch einige andere wie Isu 'Jesus', Tätric(c) 'Patricius' und in den Sagentexten ver- altete einheimische. Vgl. auch § 302, 2, wo Lehnwörter aufgeführt sind, die nur im Singular keine Flexion zeigen.
Von Appellativen ist indeklinabel: togu, rogu, uccu n. 'Wahl, Wunsch' (§ 733). Über gm s. § 338.
Deklinazion und Stammbildung der Adjektive.
342. Die Adjektive sind fast ganz auf vokalisch auslautende Stämme reduziert. Wie im Altindogerma- nischen gehören zu maskulinen und neutralen o- und io- Stämmen feminine ä- und m-Stämme. Zahlreich sind außerdem i-Stämme, ziemlich selten i<-Stämme. Von einer konsonantischen Flexion finden sich nur wenige Reste.
Danach unterscheiden wir fünf Klassen:
I o-ä-Stämme. II io-iä-Stämme. III i-Stämme. IV w-Stämme. V Konsonantische Stämme.
Die adjektivische Flexion weicht mehrfach von der substantivischen ab.
Stammbildung- der Adjektive.
343. Das Irische unserer Periode hat vier Mittel, neue Adjektive zu bilden:
1. Von transitiven Verben das passive Partizip auf -the (-te -de -se), über dessen Bildung § 713 f. handelt.
2. Von anderen Nomen:
A. suffixlose Bildung durch Komposizion,
B. mit Suffix -d(a)e (io-iä-Stämme),
C. mit Suffix -ach (o-ä-Stämme).
[ 210 ]A. Suffixlose Bildung durch Komposizion.
344. Z. B. äub-cjlass 'schwarzblau', in-derb 'unsicher'.
Hierbei sind folgende Regeln zu beachten:
1. Wird aus einem Adjektiv und einem Substantiv ein suffixloses Adjektiv gebildet, so nimmt das Adjektiv immer die zweite Stelle ein, ohne Rücksicht auf das logische Verhältnis, in dem die zwei Glieder zu einander stehen, z. B. cenn-mar 'großköpfig' (mär-chenn, mör-chenn heißt 'großer Kopf § 364), ucht-lethan 'breitbrüstig', folt- buide 'blondhaarig'.
Diese Sitte scheint gemeinkeltisch; sie findet sich nicht nur im Britannischen, sondern auch in gallischen Eigennamen wieder: gall. Nerto-marus kymr. nerthfawr ir. nertmar 'von großer Stärke (nertf, gall. TTevvo-ouivöoc; kymr. penivyn 'weißköpfig'.
Bei Eigennamen kennt das Irische beide Stellungen, z. B. von harr 'Haarschopf' und find 'weiß' sowohl Barr-find, eigent- lich 'weißschopfig', als Find-barr, eigentlich 'Weißschopf ' (pars pro toto). Sonderbar ist aber das adjektivische nocht-chenn 'barhäuptig' Wb 11 c 12 u. ö. gegenüber kymr. pen-noeth; ist es erst aus einer Personenbezeichnung adjektiviert? In län-bron 'völlig trau- rig' neben lan-falid 'völlig froh' (fäilid) Sg42a8 sieht man besser einen Schreibfehler für Idnbrönach. In dem späteren cöem ainech 'mit lieblichem Antlitz (ainech/ wird man in -eck gewissermaßen das Adjektivsuffix empfunden haben.
345. 2. Wird ein Adjektiv durch Komposizion eines Substantivs mit einer flexionslosen Partikel wie so- do- (§ 366) oder einer Präposizion gebildet, so treten o- und ä-Stämme in die i-Flexion über; z. B. cenöl 'Geschlecht' so-chenädl, do-cheniuü e Von gutem, geringem Geschlecht'; cosc 'Zurechtweisen': so-choisc 'gefügig'; nert 'Kraft': son(a)irt 'kräftig', enirt 'kraftlos'; adbar 'Stoff 5: säidbir 'reich', ddid- bir 'arm' (später belegt); accobur 'Wunsch': suaccubuir 'er- wünscht'; aithber 'Tadel': deithbir deidbir (de-aithb..) 'sachgemäß', eigentlich 'untadelig'; folad 'Substanz': deo- l(a)id 'umsonst'; galar 'Krankheit': ingalair 'krank'; äram 'Zahl' (ä-St): diarim 'zahllos'; ciall 'Verstand, fochell Be[ 211 ]sorgung': tüachil 'schlau' (mit to-fo-) Sg 60 a 7 (doch daneben adverbial in tüachall Ml 103 d 23); substantiviert cenn 'Kopf' (o-St.): inchinn 'Hirn'; format 'Neid': Diarmait Männername.
Die i-Stämme bleiben unverändert, z. B. anim 'Makel': dianim 'makellos. Bei den ««-Stämmen herrscht Schwanken, z. B. cruth 'Gestalt': so-chrud, do-chrud 'wohl-, mißgestaltet', aber fid 'Buchstabe': cnb(a)id 'reimend, harmonisch'.
Die io- und iä-Stämme scheinen sich gleichfalls teil- weise in i-Stämme zu verwandeln, vgl. cumacht(a)e n. 'Macht': sochumacht, sochmacht 'möglich, fähig', dochnmacht 'schwer möglich', ecmacht 'unmöglich, unfähig', wo die Palatalisierung wegen cht unterblieben ist (§ 162); inr(a)icc 'würdig' wohl zu ruccae n. und f. 'Schande'. So bezieht man sidb(a)ir und duib(u)ir 'gut, schlecht redend' vielleicht besser auf das Substantiv labr(a)e als auf das Adjektiv labar. Aber daneben trechenele 'dreigeschlechtig' Sg zu cenelen.; substantiviert comarpe 'Erbe, Nachfolger' zu orb(a)e orpe n. 'das Erbe'.
Das Alter solcher adjektivischen i-Stämme verbürgen die lateinischen Beispiele wie inermis, exanimis, imberbis usw.
Bei der Zusammensetzung mit einem Adjektiv findet sich ^-Flexion in etargn(a)id etarcnaid neben etarcnad 'bekannt' zu gnäth 'bekannt, gewohnt'; ebenso suaichnid (su-aith-). Eigentüm- lich ist cutrumm(a)e 'gleich' zu tromm 'schwer' oder zu trumm(a)e f. 'Schwere'. Etwa ursprünglich prädikativer Genitiv des Sub- stantivs cutrumm(a)e 'Gleichheit'?
346. 3. Suffixlose Adjektive aus zwei Substantiven sind selten. Sie scheinen keine Flexionsänderungen zu erleiden nach cor-thön 'rundbauchig' (von Gefäßen) Sg 56 b 7 von cor 'Krümmung' und tön (ö-St.) 'Hinterteil'.
Die Komposita mit sam(a)U 'Gleichheit' haben zum Teil noch ihren alten Sinn: athram(a)ü adram(a)ü und mäthram(a)il 'dem Vater, der Mutter ähnlich'. Aber in sainemail 'ausgezeichnet' zu sain 'besonders' und miathamaü 'herrlich' zu miad 'Ehre' geht das zweite Glied in ein bloßes Adjektivsuffix über.
[ 212 ]B. u. C. Die Suffixe -de und -ach.
347. Von den beiden lebendigen Adjektivsuffixen -de und -ach zeigt das erste die Qualität, Art, Zugehörigkeit, Herkunft, Stoff, Zeit usw. an, während -ach einerseits den Besitz oder, wenn es von einem Verbalabstrakturn ableitet, das Ausüben der Verbalhandlung, anderseits — bei Ab- leitungen von Ortsbezeichnungen — das Befinden an dem betreffenden Orte ausdrückt. So glossiert corpd(a)e corp- th(a)c 'corporalis', aber corpach 'corpulentus'; romänd(a)e heißt 'römisch' nach Art oder Herkunft, substantiviert 'Römer", aber t/r römänach Sg 33a 11 'das bei Rom be- findliche Land' (beides Umgestaltung von romanus).
Vgl. noch nemd(a)e 'himmlisch', domund(d)e 'welt- lich', doinde 'menschlich' (doini pl 'Menschen'), 6rd(a)e 'golden', daurd(a)e dairde 'eichen', cond(a)e 'hündisch', bräthard(a)e 'brüderlich', coibnest(a)e 'verwandt' (coibnius Verwandtschaft'), bäst(a)e 'tödlich', mist(a)e 'monatlich'.
Auch Adjektive werden so weitergebildet, z. B. marb- ä(a)e 'unbelebt, von der Art des Toten (marbf und 'sterblich', Gegensatz bcod(a)e 'uiuidus' zu beu beo 'leben- dig'; arsat(a)e 'altertümlich' zu ars(a)iä 'alt'; nu(a)ide 'nouellus' zu nu(a)e 'neu'; ncbaicside 'unsichtbar' zu v neb- aicse 'nicht gesehen'.
-ach: bennacli 'gehörnt', cnocach 'bucklig', lethan- sciathach (poet.) 'mit breiten Schilden', clothach 'berühmt* (cloth 'Ruhm'), cumachtach 'mächtig', Utenach 'wagemutig' (letiu 'das Wagen'), pecthach 'sündig', d. h. 'Sünde übend'.
airtherach 'im Osten (airther) befindlich, östlich', cen- tarach 'diesseitig', inmedönach 'innerlich' (aber medondae 'von mittlerer Qualität' Sg 10a 2. 3. 5), albanach 'in Schott- land (Albu) wohnend'.
Einige Verschiebungen kommen allerdings vor; anmand(a)e übersetzt nicht nur lat. animalis in der Bedeutung 'seelisch', son- dern auch animal 'Lebewesen, Tier', wo man -ach erwartet. Das kann ein Mißverständnis des Lateinischen sein. Aber in Nach- bildungen lateinischer Komposita erscheint öfters -de, wo man suffixlose Bildung oder -ach erwartet, z. B. dcchorpdae 'bicorpor* [ 213 ]Sg 65a 13; glanchoste, Glosse zu merops (das von merus und pes hergeleitet wird) Karler. Prise. 51 a 1.
348. Zum Lautlichen. Im Suffix -de ist ö dunkel, wenn der vorhergehende Vokal synkopiert ist; daher wird oft -dae, jünger auch -da geschrieben. Es hat unleniertes d nach l und n, t nach s (§ 136), z. B. coldde 'aus Hasel- holz (collf Sg35bl0, geinddae (so!) 'genitalis' Sg 64 a 16 zu gern c Geburt', best(a)e 'sittlich'. Über gelegentliches -ih(a)e s. § 121. Mit vorausgehendem t, th, d verschmilzt es zu t(t), dd (§ 134), z. B. tüat(a)e 'gentilis' zu tüath 'Volk". iiatlud(a)e 'singularisch' zu üathad 'Einzahl'.
Bei den konsonantischen Stämmen erscheint vor -de der Stammauslaut, z. B. aire, G airech, 'Vornehmer': airech- dae airegde; ri, G rig, 'König': rigd(a)e; talam, G talman, 'Erde': talmand(d)e cü, G con, 'Hund': cond(a)e; fili, G filed, 'Dichter': filet(a)e. Von erü, G erö, 'Blut': cröd(a)e.
Der Vokal vor -de bleibt bewahrt, wenn die vorher- gehende Silbe Synkope erlitten hat, z. B. bliad(a)in 'Jahr': bliadn(a)ide, colin(n) 'Fleisch': coln(a)ide, näm(a)e, G nämat, 'Feind': näimtide, cäera, G ederach, 'Schaf: cairch(u)ide; ferner bei Ableitungen von io- und m-Stämmen, z. B. la(i)the 'Tag': lathide, um(a)e 'Erz': um(a)ide. Doch manchmal auch sonst, z. B. recht 'Gesetz': recht(a)ide, fuil 'Blut': fulide. Aber von .s-Stämmen z. B. nem 'Himmel': nemd(a)e.
Eigentümlichen Vokal ismus zeigt creodae 'tönern' Ml 18 a 11 von cre, G criad, und treod(a)e 'dreifach" von tri (wohl mit eo). Vgl. oben beodae § 347?
Die dunkle Färbung des b bei Synkope, zusammen mit der britannischen Form des Suffixes mittelkymr. -eid neukymr. -aidd, weist auf einen dunklen Vokal vor d, also ursprünglich wohl -adio- -ad{ä-. Das erinnert einigermaßen an die griechischen Patronymika auf -mbne;. Bei den lateinischen Adjektiven auf -idus ist die ursprüngliche Färbung des Vokals vor d unbestimmt.
349. Statt -ach erscheint natürlich -ech, wenn pala- tale Konsonanz vorhergeht, z.B. cretem 'Glaube': erehnech, cubus (com-uiss-) 'Gewissen': cuibsech; teched 'Flucht': teich- thech; cosmaü-ainmmnechtheck 'homonym" Sg 29 a 9 von [ 214 ]aiwmmnigud 'Nennen' (nach solchen Bildungen -thech ge- legentlich weiter verbreitet: tecmaingthech 'zufällig' Sg 29 a 1 zu tecmang 'Zufall'); auch bei Ableitungen von io- und ?'rt-Stämrnen, z. B. bu(i)de 'Zufriedenheit": bu(i)dech, gu(i)de 'Bitte': guidech 'supplex'.
Bei i-Stämmen schwankt die Färbung: büadach 'sieg- reich' zu büaid (wobl die ältere Bildungsweise) neben süilech 'mit Augen versehen' zu süü.
Fochrach 'mercennarius' Sg 35 a 2 zu fochric(c) 'Lohn' weist auf eine ältere Form *fochre, vgl. kymr. gobr.
Dem Suffix -ac'i entspricht britann. -öc mittelkymr. -awc neukymr. -og in gleicher Bedeutung. Aber gall. -äco- kann Orts- namen bilden, z.B. Nouiacum castrum zu Nouius, locellus Luciacus von Lucius.
Die Endung -ecli vertritt altes -ico- in airchinnech 'Vorsteher = mittelkymr. arbennic (zu cenn c Kopf). Vgl. mindech aus lat. mendicus.
Flexion der Adjektive.
I. o-ö-Stämme.
350. Paradigmen: bec(c) 'klein', slemon 'glatt'.
Singular m. n. f. N becc slemon -un becc slemon -un G bicc slem(n)in bicce slemn(a)e D biucc slemun bicc slem(u)in A becc slemon -un bicc slem(u)in V bicc slem(u)in becc slemon -v/n
Plural m. n. f. N bicc slem(u)in becca slemna slemon -un G becc slemon -un becc D becc(a)ib slemn(a)ib becc(a)ib slemn(a)ib A biccu, becca slemnu, slemna becca slemna V wie Ackusativ.
Statt bicc gelegentlich auch beicc.
[ 215 ]351. Der Unterschied von der substantivischen Flexion (§ 276) besteht darin, daß im NApl n. adjektivisch nur die längere Form auf -a vorkommt; über ihren Ur- sprung vgl. § 464. Doch substantivisch z. B. inna olc mala Ml 89 a 2, vgl. Sg217a8.
Ferner daß -a aus dem Femininum und Neutrum auch in den Apl des Maskulinums als Nebenform ein- dringt (vermutlich auch in denVpl; doch fehlt dafür ein Beleg). Aber substantivierte Adjektive bewahren immer das substantivische -u außer in inna ohia oina sa 'diese selben Ml 70 a 4 (§ 478 b).
Sammlung bei Strachan, FJriu I 4.
Zweimal ist -a im maskulinen Npl belegt: maicc colma 'liebe Söhne' Wb 27 b 16, möra (prädikativ) Ml 98 c 5; doch mag wenigstens das erste Schreibfehler sein.
Im Dsg m. n. fehlt die ««-Färbung in denselben Fällen wie beim Substantiv (§277); so bei allen Adjektiven auf -ach, bei mär mör 'groß', nolb 'heilig' u. ähnl., auch bei labar 'anmaßend' Ml 58c 6, terc 'spärlich' 118 a 10, locht 'arm' 61 a 5. Wo -ach in -ech übergegangen ist, herrscht Schwanken: ancreitmech 'ungläubig' Wb 28d23, vgl. Ml 40 d 4, 65 b 10, neben seltenem ancretmiuch Wb 10a5.
352. Zum Vokalismus vgl. etwa noch:
dian 'schnell' G m. n. dein, f. dene, D m. n. dian, f. dein und so fort (§ 51).
olc 'schlecht' G m. uüc, D ulc, pl N uilc, G olc, A ulcu (§ 69).
mall 'langsam' G m. maill, D maull.
marb 'tot', Npl m. mairb und moirb (§ 76).
tren 'stark', Npl m. triuin triuin, A triunu (§ 53).
böu Mo 'lebendig' GV m. bi, D biu, Npl m. bl, G beo, A biu (§ 202 f.).
bocht bildet den Gsg boicht Ml 31 c 1, trotzdem cht sonst nicht palatalisierbar ist (§ 162).
Vgl. bocht mit übergeschriebenem i 27 d 7. In modernen Dialekten wird hier zum Teil nur t, nicht ch palatal gesprochen.
[ 216 ]353. Zweisilbige Adjektive, die bei der Synkope palatale Konsonanz erhalten, gehen im NApl in die Flexion der i-Stämme (§ 356) über.
isel 'niedrig', Dsg isiul, Npl isli, D islib; aber Gpl hisel Ml 40 c 20 (substantiviert).
(h)üasal 'hoch', NApl (h)üaisU, D (h)üaislib; aber sub- stantivisch Npl m. hüasail Sg 200 b 2.
dUes(s) 'eigen 5, D dilius, NApl dilsi.
claingen 'fest', NApl äaingni (Ml 78 b 19).
II. io-iä-Stämme.
354. Paradigmen: u(i)le "ganz', pl c alle'; nemd(a)e 'himmlisch'.
Singular m. n. f. N u(i)le nemd(a)e u(i)le nemd(a)e G u(i)li nemd(a)i u(i)le nemd(a)e D u(i)liu nemdu u(i)li nemd(a)i A u(i)le nemd(a)e u(i)li nemd(a)i V u(i)li nemd(a)i u(i)le nemd(a)e
Plural m. n. f. N u(i)li nemd(a)i G u(i)le nemd(a)e D u(i)lib nemd(a)ib A u(i)li nemd(a)i V u(i)li nemd(a)i
Jünger oft -a für -ae; sehr selten -i für -iu, z. B. Dsg. m. huli Ml 53a2 (§ 94).
Eigentümlich ist der Dsg isind ebrae 'im Hebräischen' Ml 2 d 11, 54 a 33, vgl. 32.
355. Von der substantivischen Flexion (§ 281. 292) weicht diese darin ab, daß im NAVpl die Ending -i all- gemein geworden ist, wohl under dem Einfluß der i-Stämme. Aber substantiviert haben die Maskulina im Apl die [ 217 ]Endung -(i)n, z. B. remeperthiu 'die vorher Genannten' Ml 69 a 4.
Der NApl der Neutra geht dagegen auch substan- tivisch gewöhnlich auf -i aus, z. B. inna cotarsnai 'aduersa' Ml 46 c 9. Nur dorch(a)e e DunkeF bildet den Plural dorch(a)e 'tenebrae', z. B. Ml 54 b 20.
Sammlung bei Strachan, Eriu I 5.
nuie (Wb), nu(a)e 'neu' hat G m. nu(a)i, D nun, f. nu(a)i usw.
de 'links' hat Ds» m. diu. f. di.
III. i-Stämme
356. Paradigment: maith 'gut', sainemail 'ausge- zeichnet'.
Singular m. n. f. N maith sainemail maith sainemail G maith sainemail ma(i)the saineml(a)e D maith sainemail maith sainemail A maith sainemail maith sainemail V maith sainemail maith sainemail
Plural N ma(i)thi saineml(a)i G ma(i)the, maith saineml(a)e, sainemail D ma(i)thib saineml(a)ib A ma(i)thi saineml(a)i V ma(i)thi saineml(a)i
357. Der Gsg wird wie bei den o-ä-Stämmen ge- bildet, so daß der Singular m. n. jeder Flexion entbehrt. Vielleicht ist -e im Femininum die alte Endung der i-Stämme (§ 303), die zufällig mit der der ä-Stämme zu- sammengefallen war und nun maskuline und neutrale Formen nach der o-Flexion hervorrief. Diese Bildung wird auch substativisch gebraucht, z. B. in maith 'des Guten'.
So gehen viele substantivierte Adjektive wie posit, comparit, superlait 'Positiv, Komparativ, Superlativ', infinit [ 218 ]'Infinitiv', die wieder andere Lehnwörter mitgezogen haben, s. § 302.
Im Gpl wird eine endungslose Form, die gleichfalls durch die o-ä-Stämme hervorgerufen sein mag, neben der auf -e gebraucht. Substantivierte Adjektive scheinen nur die letztere zu kennen; attributiv finden sich beide, z. B. inna n-dam n-altae 'der Hirsche' Ml 121c 19 neben inna n-damän n-allaid 'der Spinnen' 59 d 1 (von allaid 'wild'). Einmal scheint sogar die Palatalisierung der Endkonsonanz aufgegeben: inna m-brtathar n-diut 'der einfachen Wörter' Ml 74 c 3 zu diuit; doch mag das nur nachlässige Schrei- bung sein.
Sammlung bei Stracban, ZfCP 4, 64. 489.
Im NApl n. findet sich bei substantivischem Gebrauch die Endung -e in fudumne 'profunda' Wb5cl6, 8b 6; doch dafür fudumnai Ml 81a 4, 138 d 9, wie stets adjek- tivisch.
IV. M-Stämme.
358. Sie sind viel weniger zahlreich als die be- sprochenen Klassen. Außer einigen einfachen wie dvb schwarz', tiug 'dick', fliucli 'naß', ac(c)us ocus 'nahe' manche Komposita wie so-chrud do-chrud 'schön, häßlich', solus 'hell' (zu Us 'Helligkeit'), follus (*fo-solus) 'deutlich', fossad, cobsud 'fest', anbsud 'veränderlich', cumung 'eng', diriug diriuch 'gerade'.
Als zt-Stämme zeigen sie sich nur noch im Nsg aller Geschlechter und im DAsg m. n. (der Vokativ ist nicht belegt). So bilden sie, wie die i-Stämme, den Gsg gleich wie die o-ä-Stämme und schließen sich im Plural den i-Stämmen an. Völlig in die «-Klasse übergetreten ist il 'viel' (vgl. got. filu, gr. ttoXuc;).
Die Flexion der adjektivischen w-Stämme nach anderen Stammklassen ist nicht auf das Keltische beschränkt; sie findet sich ebenso im Germanischen und Litauischen, während das Lateinische und das Slavische überhaupt keine adjektivischen u- Stämme mehr kennen.
[ 219 ]359. Singular
m. n. f. N dub follus dub follus G duib foll(a)is dub(a)e foilse D dub follus duib foll(a)is A dub follus UB V UB
Plural N dub(a)i foilsi G UB D dub(a)ib foilsib A dub(a)i foilsi V UB
Zu dochrad der Gsg f. dochuirde Sg 203 a 4, aber Npl doraidi Ml 68 d 2 wohl dür dochraidi verschrieben.
V. Konsonantische Stämme.
360. Zum Nsg tee, té (aller Geschlechter) 'heiß' ist der Npl f. teit Wb 29 a 1 belegt (alter nt-Stamm).
Ein Rest ist vielleicht auch der Npl m. deeth 'desides' Ml 120 b 3, wenn er für deeith steht. Sonst scheint das Wort als i-Stamm zu flektieren: Nsg deid Ml 35 c 25, G deeid 82 c 5, A déed Wb 25 c 19, Npl deedi Augustin-Gl. 8 c 2, D deentib Ml 131 d 11.
éula éola 'kundig', Npl éul(a)ig éol(a)ig, hat sich in Ml eine Nebenform éulach (Apl elachu 145 b 1) geschaffen (o-Stamm). Andere sehen in éula einen prädikativen Genitiv des später in Glossaren belegten Substantivs íul 'Kunde'.
ainb (ainib Ml 30 c 2 wohl verschrieben) 'unwissend' (an-uid-) hat die konsonantische Flexion aufgegeben: Npl ainbi Ml 51 c 14.
361. Indeklinabel ist vielleicht glé 'klar' (alt- breton. gloiu kymr. gloew); doch ist von Kasus außer dem NAsp nur der Dsg n. und der Npl m. belegt.
[ 220 ]Gebrauch des flektierten und des unflektierten Adjektivs.
362. Das flektierte Adjektiv steht:
1. als Prädikatsnominativ, z. B. it möra na bretha 'die Gerichte sind groß'. Es richtet sich im Geschlecht nach dem Subjekt. Doch kommt neutrale Form in Beziehung auf ein weibliches Abstraktum vor: ba erchöitech n-doib toimtiu 'die Meinung war ihnen schädlich' Ml 35b 25. Ferner steht das Neutrum sg in Sätzen wie: uisse in boill do äss ön chiunn 'es ist recht, daß die Glieder am Kopfe wachsen' Wb 22 a 17 (§ 720).
2. attributiv hinter seinem Bezugswort, in Geschlecht, Zahl und Kasus kongruierend.
Über Attribute im Dativ nach Pronomen in beliebigem Kasus s. § 250,2. Über mangelnde Kasuskongruenz bei u(i)li s. ebend.
363. 3. Flektiert vor ihrem Bezugswort stehen von adjektivischen Wörtern nur die Kardinalzahlwörter für 2, 3, 4, § 384 (pin nur in der Bedeutung 'derselbe', z. B. inna öena mute 'derselben Größe' Sg 203 a 26);
alle Ordinalzahlen (§ 391 ff.) mit Ausnahme von tän(a)ise 'zweiter', das nachsteht (gelegentlich auch aüe 'zweiter')
die Pronominalien cach cech 'jeder', nach 'irgendein', alaile 'ein anderer, ein gewisser' (§ 480 ff.);
fakultativ u(i)le 'ganz', pl 'alle' und sain 'verschieden'; z. B. int huile talam 'die ganze Erde' Ml 45 d 8 neben arin duiniu liuiliu 'für den ganzen Menschen' 54 b 11, liuili doini 'alle Menschen' Ml 61a 16 neben Israheldai huli 'alle Israeliten' 34d20, saini riaglöri 'verschiedene Reguläre' Karlsr. Beda 32 c 8 neben hi personaib sainib 'in ver- schiedenen Personen' Sg 28 b 2. Außerdem kann sain nach § 364 konstruiert werden.
Flexionslos, ohne Komposita zu bilden, stehen vor ihrem Bezugswort die Kardinalzahlen von 5—10 (§ 384). Auch die Ordinalien verzichten nicht selten auf Flexion, z. B. cetnae cetna als Gsg n. Sg 76 b 4, als Dsg f. Ml 115 a14, [ 221 ]Sg 18 b 2; tres als Gsg m. Sg 104b1; cethramad Dsg n. Arm. 177b2; vgl. spätere Beispiele wie na sechtmad bliadnä 'des siebten Jahrs' Ir. Texte III 1, 39. Einmal auch ule als Asg f. Ml 25 a8. Vgl. auch inonn 'derselbe' § 478.
Auch bei ind-ala 'der eine (von zweien)' und cach-la ..cach-la 'je der eine..der andere' (§ 481) ist von Flexion nichts mehr zu bemerken.
364. Die andern einfachen Adjektive, die nicht mit dem Suffix -de, -ach oder mit dem partizipialen -the ge- bildet sind, können gleichfalls vor ihrem Bezugswort stehen. Aber sie bilden dann mit ihm ein Kompositum, d. h. sie bleiben unflektiert, lenieren den folgenden An- laut und ziehen den Wortakzent auf sich; z. B. ilchathraig oder cathraig üi "viele Städte', firbrithem 'gerechter Richter' und bretha fira 'gerechte Urteile', ar noibbriathraib 'vor den heiligen Worten' Thes. II 248, 3 und hüanaib aidmib noibaib 'von den heiligen Werkzeugen' Ml 74 a 13, in nuaethintüd sa 'diese neue Übersetzung' 2a6 und d cetal nuae 'der neue Gesang' 60 a 12.
Vgl. gallische Ortsnamen wie Nouiodunum 'Neuburg', Maro- ialus 'Großfeld'.
365. Für gewisse Begriffe treten verschiedene Stämme ein, je nach der Stellung zum Bezugswort:
'gut' vorangestellt dag- deg- (§ 79), nachgestellt (oder prädikativ) maith, z. B. dagfer und fer maith 'guter Mann'.
'schlecht, böse' vorangestellt droch- drog-, nachgestellt und prädikativ olc(c), z. B. drochdoini 'böse Menschen' neben Idssti olca 'böse Bestien'.
Das einzige Beispiel, in dem droch flektiert scheint, der Apl isna droclio doini Ml 24b 4 ist möglicherweise nur ein Fehler. Im Britannischen stehen dagegen kymr. breton. da 'gut' und mittelkymr. drivc breton. drouk 'schlecht' hinter ihrem Bezugswort und auch prädikativ.
366. Einige attributive Wörter bilden, ähnlich wie die Präposizionen, immer Komposita; sie lenieren den folgenden Anlaut.
[ 222 ]1. mi- 'übel-, miß-, unrichtig', z. B. mi-thol, mi-düthracht 'Übelwollen', mi-gnim 'Missetat', mi-thoimtiii 'falsche Mei- nung', mi-fogur (f — f) 'Mißklang', mi-desmrecht 'übles Beispiel'. Das Präfix kommt auch vor Verben vor (§ 383).
Ein Zusammenhang mit dem Komparativ messa 'schlechter' und mit got. ahd. missa- ist wahrscheinlich.
2. Die Vorsilben so- su- 'gut' und do- du- 'schlecht' stehen manchmal im Sinn eines attributiven Adjektivs; z. B. so-chor 'guter Vertrag, Vorteil', do-chor 'schlechter Vertrag, Nachteil'; dodcad 'Unglück' zu tocad 'Glück'; später belegt sobus döbus 'gute, schlechte Sitte (besf. Viel häufiger dienen sie dazu, Adjektive aus Substantiven zu bilden; s. § 345 und vgl. auch stiaitribthide 'wohnlich' zu (später belegtem) aittrebad 'Wohnen'.
Die Vorsilben, = kymr. hy- und dy-, gallisch wohl in Su- carius -ia, Su-ratus, Gsg Du-rati, entsprechen altind. su- und dus- (griech. öu<;-), haben jedoch ihren Auslaut ausgeglichen. Der Vokal u erscheint im Hiatus. Sonst wechseln so- do- und su- du- ohne Rücksicht auf den folgenden Vokal, nur daß so- do- häufiger ist und nicht-palatale Konsonanz hinter sich liebt (s. §167); doch auch so- und do-chenhdl § 345 (vor ch').
3. bith- 'dauernd, immer', z. B. bithphennit dauernde Poenitenz', bidbethu 'ewiges Leben'. Häufig adverbial vor Adjektiven: bithbeo bidböo 'ewig', bithfotae 'immer lang'. Vor Verben s. § 383.
Das lautliche Verhältnis zu kymr. bytli 'immer, auf immer, jemals', körn, byth, by, byth-queth, mittelbreton. bez-goaz, bezcoaz, biscoaz 'jemals (niemals)' ist nicht klar, falls es sich nicht um Entlehnung handelt.
4. Das Zahlwort o'in den 'einer', z. B. öen-chiall, G öen- cheille, 'ein Sinn'.
5. Über die Negazionspräfixe s. § 861 ff.
Vergleichungsformen der Adjektive.
367. Das altirische Adjektiv hat drei Vergleichungs- formen:
[ 223 ]1. Der Äquativ besagt, daß das durch sein Be- zugswort Bezeichnete eine Eigenschaft in gleich hohem Maße besitzt wie ein bestimmtes Verglichenes. Das Ver- glichene steht im Ackusativ (§ 251, 4) oder in einem konjunkzionslosen Satz; z. B. soilsidir bid hi lugburt 'so hell (als) wäre es in einem Garten' SP.
2. Der Komparativ besagt, daß jenes die Eigen- schaft in höherem Grade besitzt als das Verglichene. Dieses steht im Dativ (§ 250, 1), oder es folgt ein Satz mit ol, jünger in (§ 758).
3. Der Superlativ besagt, daß es sie in höherem Grade besitzt als ein beliebiges Vergleichbares der gleichen Gattung.
Zur bloßen Steigerung kommt der Superlativ außer in sklavischer Übersetzung lateinischer Formen wohl nicht vor. Dazu dienen vielmehr vorgesetzte Partikeln wie er-, der- § 841, auch rüg-, z.B. rug-solus (s = s) 'sehr hell', rucle (rug-gle) 'sehr klar': dru- in drüailnide zu eilnithe 'verderbt'.
'zu sehr' bedeutet ro- § 841.
368. Alle Vergleichungsformen sind flexionslos, unter- scheiden also keinen Plural vom Singular und keine Ge- schlechter. Sie werden immer so konstruiert, daß sie syntaktisch einen Nominativ vertreten (außer in den Ad- verbien § 381). Für dem c ebenso starken, stärkeren, stärksten Manne' sagt man c dem Manne, der ebenso stark, stärker, der stärkste ist'. Überhaupt stehen sie in der Prosa kaum je attributiv, selbst wenn das Bezugswort ein Nominativ ist. Auch werden sie nicht substantiviert; z. B. "der Ältere' wird übersetzt: inti as siniu c der, der der ältere ist'; innahi ata nessa c die näheren (Dinge)'.
Substantivisch ist das Kompositum comnessam 'der Nächste' (im christlichen Sinn): es flektiert als o-Stamm: Gsg comnessim Wb 23 b 1, comnissim 1 c 6. Für substantivisches 'der Ältere, Jüngere' existieren noch besondere Wörter, die später belegten o-Stämme sinser und ös(s)er, ossär; vgl. lat. sinister, magister.
Latinismus ist die Übersetzung von acceptissimi tui (Gsg) durch du thuicsimem (Hs. thuichsimem) Ml 71b21, von peruersissimi homines durch doini saibibem 3 a 5.
[ 224 ]1. Der Äquativ.
Sammlung bei Ascoli, Archivio Glottologico Italiano, Supplem. period. I 53 ff., 97 ff., der zuerst die Bedeutung der Formen klar erkannt hat.
369. Das Suffix ist -War, -iäir, jenes gewöhnlich bei einsilbigen, dieses bei mehrsilbigen Adjektiven (§ 126 a), z. B. d/ian Schnell' : denithir 'ebenso schnell', Mir 'eifrig' lerithir, demin 'sicher': demnithir, soirb 'leicht': soirbithir soirbidir, suthain 'dauerhaft': suthaiuidir, erlam 'bereit': erlamaidir.
Abweichend zu mär mör 'groß': moir (= mo'ir?) Ml 55dll (vgl. den Komparativ mö usw. § 373); später be- legt zu il 'viel 5: lir (vgl. den Komparativ lia) und zu lethan 'breit': lethidir (Komp. letha).
Die Bewahrung des Vokals vor th zeigt, daß der Vokal zwischen th und r sekundär entwickelt ist, die Endung also -tri- war. Nach denithir zu schließen, war der Anfangsvokal des Suffixes hell. Es liegt an sich nahe, es mit dem kymrischen Äquativsuffix zu verbinden: mittelkymr. -het (aus ..set..) mit vor- ausgehender Präposizion kyn-, z. B. Tcynduhet "ebenso schwarz (du/: vgl. auch den bretonischen Exklamativ: mittelbreton. cazret den "welch schöner (cazr) Mensch!' Aber der Schwund des -r hinter t läßt sich schwer rechtfertigen. Die kymrischen Aquative scheinen eher Komposita mit Abstrakten auf -het wie duhet "Schwärze" zu sein (Zimmer KZ 34,161 ff.). Darf man das irische Suffix mit lat. -tri- in pälustri- equestri- pedestri- zusammenstellen?
2. u. 3. Der Komparativ und der Superlativ.
Sammlung bei Sommer, Indogerm. Forsch. 11, 218 ff. 234 f.
370. a) Meist wird der Komparativ so gebildet, daß an den Positiv die Endung -u antritt; davor wird der letzte Konsonant palatal außer in den Fällen, wo nach den irischen Lautgesetzen Palatalisierung verhindert wird. Z. B.
dian 'schnell': deniu sen 'alt': sinlu (sinu) oll 'groß': uilliu, oill(i)u tiug 'dick': tigiu inill 'sicher': inilliii Alind 'schön': dildiu
[ 225 ]fäilid 'froh': fäiltiu uisse 'richtig': uissiu dimicthe Verachtet': dlmicthiu
aber: ard 'hoch'; ardu
fudum(a)in 'tief': ifudumnu
lobor lobur 'schwach': lobru (lobro Wb 17 b 29, s. § 97)
doich 'wahrscheinlich': dochu
tromm 'schwer': trummu
cumachtach 'mächtig': cumacktchu (cumaehtgu Ml 101 d 7)
tan(a)e 'dünn' (aus tanaui-): tanu
ass(a)e 'leicht': assu;
vgl. auch son(a)irt 'stark': sonortu Wb, sonartu Ml.
Mehrfach dringt aber aus dem Positiv auch in andern Fällen die dunkle Konsonanz in den Komparativ, z. B.
toisech 'vorn befindlich': toisechu toisegu neben häufige- rem toisigiu (toisegiu)
bu(i)dech 'zufrieden': buidechu neben budigiu buidichiu.
triam 'bereit': irlamu
firidn 'gerecht': firiänu.
371. Dem entspricht ein Superlativ auf -em mit gleicher Wirkung, hinter nicht palatalisierbarer Konsonanz -am, z. B.
cöem 'lieblich': cöemem
toisech 'vorn befindlich': toisigem toisechem
follus 'deutlich 5t faillsem reü 'klar': relem;
aber ans(a)e 'schwierig': ansam.
372. Die Mailänder Glossen haben dafür häufig ein Doppelsuffix -imem, vereinzelt -amam, z. B.
(h)üasal 'hoch': hiiaislimem neben Maislem
sommae 'reich': sommaimem firidn 'gerecht' ißriänamam.
saibibem 3a5 zu saib 'falsch', foirsingigem 67 d 4 zu fairsiung 'weit' sind wohl Schreibfehler.
373. b. Altertümlich sind ein par Fälle, in denen der Komparativ und der Superlativ zwar dieselbe Wurzel enthalten wie der Positiv, aber ohne dessen Suffix gebildet sind. Als Komparativendung tritt dabei häufig -a statt -u auf.
[ 226 ]Komparativ Superlativ
il 'viel' Ha ÜB
lethan 'breit' letha ÜB
mär mör 'groß, viel' J mö möo mäo möu mäam moam (mäm mäa mä Sg 77 a 5)
oac, öac jung' 6a (auch 'kleiner') öam
sir 'lange' sia sia slam
tren 'stark' (Hreksno-) tressa tressam.
374. Bei einigen Adjektivbegriffen wird der Kom- parativ und Superlativ von einer ganz anderen Wurzel gebildet als der Positiv:
Komparativ Superlativ accus ocus 'nahe' nessa nessam
oec(c) 'klein, wenig' lugu, laigiu, laugu lugam, lugimem (Ml)
maith, dag- 'gut' ferr deck, deg
olc, droch- 'schlecht' messa ÜB.
Für nessa zweimal nesso Wb 12 b 34a.
375. Zur Bildung der Komparative und Superlative.
Im komparativischen -u mit vorhergehender Palatalisierung darf man den Rest einer keltischen Endung -jßs erblicken, die aus -iös entstanden war. So lautete nach Ausweis von lat. -ior avest. -yä einst der Ausgang des Nsg m. der Komparative; er ist im Irischen zur allgemeinen Form geworden. Auf das aus- lautende -s deutet noch, daß das angehäugte de (§ 377) nicht leniert wird, wie die mittelirische Schreibung möti für mö de zeigt.
Im Superlativ weist die britannische Endung altkymr. -harn (hinham 'ältester') mittelkymr. -liaf und der Vokal von ir. -em auf ein altes Suffix -isamo- -isamä-, das sich mit der Endung von lat. facillimus aus *facil-(i)sumo-s in einer Grundform -is-mo- ver- einigt, vgl. auch -issimus. Ob Reste dieses Suffixes in gall. Be- lisama (Göttin), Trigisamum (Ortsname) erhalten sind, steht dahin.
Die Bildung der Steigerungsformen direkt aus der Wurzel (§ 373) ist die alte, im Altindiechen übliche und dem Griechischen bekannte. Schwierigkeit macht die Endung -a (schon in Wb also nicht aus *-e *-ae entstanden). Sie fehlt den britannischen Schwesterformen: mittelkymr. llet (Superl. llettaf) = letha, ieu = öa, [ 227 ]hivy = sia, irech = tressa, nes = nessa, könnte freilich dort ab- gefallen sein. Aber da den Komparativen mittelkymr. uch 'höher, is 'niedriger' auch im Irischen endungslose Formen entsprechen (6s, is in der Bedeutung 'oberhalb', 'unterhalb' § 839. 835), so hat man wohl mit Recht angenommen, daß sich die Endung -a im Irischen sekundär ausgebreitet hat. Als Ausgangspunkt hat man an lia 'mehr', sia 'länger' gedacht. Dieses läßt sich mit kymr. hwy in einer Grundform *sei(s) vereinigen, die aus *se-is entstanden sein und die kürzeste Form des Komparativsuffixes -is (neben -fos, -iös) enthalten könnte. Dem entsprechend lia aus *ple-is. Auch mittelkymr. llet führt Osthoff (mündlich) auf *plet-is zurück. Im Irischen wäre *se *le zu sia Ha diftongiert und, weil Diftonge und lange Vokale in Endsilben zu zweisilbiger Aus- sprache neigten (§ 25), das -a als Endung gefühlt worden gleich dem -u der übrigen Komparative. Nach sia 'länger' dann letha 'breiter' und so fort.
Nur ist nicht sicher, daß auslautendes -e diftongiert wird (§ 51). So wären auch andere Möglichkeiten zu erwägen. Alt scheint das Nebeneinander von -u und -a bei mä meto (aus *mäu) und mua mä zu sein (daneben möu Ml u. a. mit neuangetretenem -w); denn jenes hat die Umfärbung des Positivs mär zu m6r be- wirkt (schon Wb), dieses findet sich im erstarrten Ausdruck wammä 'nur' (eigentlich 'nicht mehr'). Es läßt sich so deuten, daß neben einer geschlechtigen Form *mäiös, woraus zunächst *müüs, ein neutrales *mä(i)ös (woraus ir. mä) sich erhalten hatte. Ein Rest der Endung -ios möchte auch in ire 'weiter' vorliegen (dazu eine erweiterte Form ireiu oder irea Karlsr. Beda 44a 2, wohl eine künstliche Bildung). Bei der an Zweisilbigkeit streifenden Aussprache von mä, mda konnte auch hier die Endung -a sich loslösen.
Einige der unregelmäßigen Formen sind wohl ursprünglich nur dem Sinn, nicht der Form nach komparativisch. Sie haben zum Teil außerhalb des Keltischen Anknüpfungen. So findet sich nessam kymr. nesaf in osk. nessimas Npl f. 'die nächsten', umbr. nesimei 'zunächst' wieder. Der Superlativ äecli 'bester' ist wohl eigentlich ein Substantiv, das lat. decus 'Zierde' entspricht; die Nebenform deg nach dag- 'gut'. Mit ferr 'besser' aus *uers- hat man litau. virszüs 'das Obere', altkirchenslav. vncln, 'Gipfel, Höhe' und seine Verwandten verglichen. Wenn das richtig ist, so ist das entsprechende britannische nell- (kymr. givell usw.) nach der Wurzel uel- 'wünschen, wählen' umgestaltet. Messa wird mit dem [ 228 ]Präfix mi- § 366 und mit german. missa- zusammengehören. Weiteres s. bei Sommer, Indogerm. Forsch. 11,232 ff.
376. Eine andauernde Steigerung der Eigenschaft (deutsch 'mehr und mehr', 'immer mehr') wird durch ein zwischen zwei Komparative gesetztes assa bezeichnet. Es geminiert nach § 244,3. Z.B. möo assa möo; nesso assa nesso 'näher und näher' Wb 12 b 34 a.
Seltener wird in dieser Bedeutung ar chäch (eigentlich "für jeden', d. h. 'jedesmal') mit dem Komparativ verbunden, s. Wb 13d29, M171cl.
377. 'um so', lat. eo beim Komparativ wird durch de (eigentlich 'davon' § 430) ausgedrückt, das sich oft enklitisch an den Komparativ hängt und manchmal mit ihm zusammengeschrieben wird, z. B. äigthidiii-de 'um so gefürchteter' Wb23d23.
Die bestimmte Maßangabe, um wieviel übertroffen wird, wird aber durch die Präp. in eingeführt; z. B. mäa i n-öensill(aib) 'um eine Silbe größer' Sg 40 b 7, a coic indiel 6a 'fünf, um welche es kleiner ist' Karlsr. Beda 33 b 6.
Bildung von Adverbien aus Adjektiven.
Sammlung bei Ascoli, Glossar, palaeohibern. CCCCXVIf.
378. 1. Gewöhnlich dient als Adverb der Dsg des substantivierten neutralen Adjektivs mit dem Artikel, z. B. in biucc 'wenig' (zu becc), in mär, in mör 'sehr', ind erdairc 'sichtbarlich', int sain 'verschieden', in tänisiu 'zwei- tens', ind ainb 'unwissend'.
Ohne die erwartete «-Färbung z. B. ind utmall 'un- ruhig' Wb 26 b 10. In madae 'vergeblich' ist vielleicht /-Stamm (madaui-). Nach diesem Muster dann etwa ind immdae 'reichlich' Sg 26 a 5 neben regelmäßigem ind imdu Ml 35 b 5.
Diese Bildung ist gemeininselkeltisch, z. 13. mittelkymr. yn faivr = ir. in mär.
Das artikellose tahnaidiu 'plötzlich' Ml 35 d 1 ist wahrscheinlich der Dativ eines Substantivs, vgl. daneben [ 229 ]in talmaidech Ml 100 a 12 mit Adjektivsuffix. Dagegen arailiu 'anders' Wb 21 al3 ist regelrecht, da araile keinen Artikel duldet (§ 480).
379. 2. Die Adjektive auf -de und die Partizipien auf -Me (aber nicht imdae § 378) zeigen statt des Dativs eine Form auf -id -ith, z. B. ind oind(a)id 'einzeln' zu oind(a)e, ind aicnetid 'natürlich' zu aicnet(a)e, in tüasailcthid 'absolut' zu tüasailcthe 'losgelöst'.
Vereinzelt scheinen auch von Substantiven solche Formen gebildet zu werden: in diglaid, Glosse zu idciscenter Ml 62 d 3, ind äirmith 'summatim' Sg 27 a 17, ind frithoircnid 'affectuoee' Ml 127 c23, wohl von digdl 'Kaehe', ctram 'Summe', frithorcun 'affectus', nicht von Nomina actoris wie diglaid 'ßächer' (§ 267).
Die Endung ist vermutlich von saml(a)id 'so' § 846 bezogen. Der Grund der Ausbreitung mag sein, daß so das Adverb des Positivs von dem des Komparativs (§ 381) unterscheidbar war.
380. 3. Erst in wenigen Beispielen wird die Präp. co 'bis zu' (§ 822) zu dem neutralen Ackusativ des Ad- 61b17, eigentlich 'bis zu einem hohen Grad' neben in jektivs ohne Artikel gesetzt: commör(= co mör) Ml 38c 12, mor, commenic 'oft' 39 all neben in menicc, commaifh Wb 7 b 15 (maith 'gut'), co cö'ir 'ordentlich' Ml 69 d 12, 77 a 7. Das wird später die übliche Adverbialbildung.
Vereinzelt ist di Mir 'eifrig' Ml 68a 15 (später do Mir) neben co Mir, colMir 'sorgfältig' 14d3, 21 a8; cach n-diruch 'ganz gerade' Karlsr. Beda 19c 1, berit diriug 'sie tragen davon, bekommen' (Subst. brüh diriug).
381. 4. Komparative und Superlative brauchen ihre unflektierte Form mit dem Dativ des Artikels adverbial (für den Äquativ fehlt mir ein Beleg); z. B. ind luindiu 'zorniger' (zu loncl), int serbu 'bitterer' (serb), ind ichtarchu 'weiter unten' (ichtaracli), in dumaichthiu 'gehäufter' Ml 35 d 17 (dumaichthe), ind lugu, ind laigiu, ind 6a 'weniger'; in mdam 'am meisten'.
382. Ein dativisches Adverb kann nicht aus seinem Satze herausgehoben und mit der Kopula vorangestellt werden wie die andern Satzglieder (§ 508). Es tritt dann [ 230 ]vielmehr der Nominativ des neutralen Adjektivsohne Artikel an seine Stelle, das Folgende wird als nasalierender Relativ- satz gestaltet (§ 492). Z. B. arndip maith n-airlethar 'damit er gut berate' Wb 28 b 32, wörtlich 'damit es ein Gutes sei, wie er berät', is dinnimu do'n-gni alaill 'unsorgfältiger macht er das andere' 4 c 33.
Doch: is ind il as ferr ludeus "viel besser ist der Jude' Wb 2 a 4, eine unirische Konstrukzion.
383. Einige Adjektive treten adverbial auch vor das Verb, gleichwie Präposizionen. Doch scheint sich das Verb nie enklitisch an sie zu hängen.
Z. B. cain'rognafha 'gut wurden sie getan' Ml 39 a 24, mani'cain'airlither 'wenn du dich nicht gut berätst' Wb5b38, mad'genatar 'selig sind sie' Ml 90 b 12, wörtlich 'gut wurden sie geboren' (zu maith), nuie'tänicc 'er ist neu angekommen' Wb 7 c 7, nis'n-ule'mairbfe 'du wirst sie nicht ganz ver- tilgen' Ml 77 a 15.
Über cetw cita' usw. 'zuerst' s. § 391.
Zu moch 'früh' gehört das Präverb mos mus 'bald' mos'riccub sa 'ich werde bald kommen' Wb 28 c 9, mus' creitfet 'sie werden bald glauben' 5c2 (dafür mW Ml 34a 4, wohl verschrieben).
Auch das Präfix ml- (§ 366) kann vor Verben treten, scheint aber wie eine Präposizion betont zu werden; z. B. ni'mi-aipir (-aipir wohl enklitisch) 'er spricht nicht Übles' Ml 56 d 16, mitn-imret 'daß sie ihn betrügen' Ml 74b 22 (miimbert 'Betrug').
bitli- (§ 366) findet sich nur in der poetischen Sprache vor Verben, z. B. ro'Uth-bdo 'möge ich ewig leben' Fei. Epil. 39, bith-golait 'sie jammern immer' (mit absoluter Verbalendung!) ebend. Prol. 62.
Ms 'vielleicht' steht immer vor dem Verb, doch ohne ein Kompositum zu bilden; z. B. bes as'bera su 'vielleicht sagst du' Augustin-Gl. 14a2. Es mag ursprünglich ein Sätzchen für sich gewesen sein.